Logos - Theologie und Leben

Samstag, 28. 01. 2006, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1

 

 

„Macht Widerstand Sinn?“ -

Erinnerungen an den Vorarlberger Geistlichen und Widerstandskämpfer Carl Lampert

 

 

An den Frauen und Männern des Widerstands gegen den Nationalsozialismus scheiden sich die Geister. Waren sie nicht ein wenig naiv oder zumindest übertrieben stur und kompromisslos? Ihr Widerstand führte sie an einen Punkt, an dem sie irritierend genau wussten, was sie zu tun haben. Der „Klugheit der Welt“ bleiben die Unbeirrbarkeit und die innere Sicherheit, mit der sie ihrem Gewissen gefolgt sind, fremd. Dieser herausfordernden Logik des Gewissens und den Motiven des Widerstands gilt das Interesse der Provikar-Lampert-Akademie.

 

Am 13. November 1944, um 16 Uhr, ist Provikar Carl Lampert in Halle/Saale durch das Fallbeil hingerichtet worden. Das Nationalsozialistische Reichskriegsgericht hat ihm Hochverrat, Spionage, Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und Verstoß gegen das Rundfunkgesetz vorgeworfen. Verhaftet wurde er vier Jahre zuvor aufgrund seines Widerstandes gegen nationalsozialistische Übergriffe auf kirchliche Einrichtungen.

 

Der Vorarlberger Geistliche war schon 1940 wegen „antinazistischer Betätigung“ dreimal ins Gestapo-Gefängnis in Innsbruck gebracht worden. Im August 1940 wurde er ins KZ Dachau deportiert und anschließend nach Sachsenhausen verlegt. 1941 ist er entlassen worden und kehrte nach Vorarlberg zurück. Doch erhielt er „Gauverweis“ und fand Aufnahme im Carolusstift in Stettin. Dort hörte er in einer Freundesgruppe regelmäßig den Sender „London“. Ein Gestapo-Spitzel schließlich hat den Geistlichen verraten. Am 4. September 1944 wurde Carl Lampert zum Tode verurteilt. Die letzten Worte von Carl Lampert sollen gelautet haben: „Jesus Maria!“ Seine Urne wurde in Halle/Saale beigesetzt.

 

Was soll, was ist und wie funktioniert öffentlicher Widerstand in unserer Gesellschaft? Die Bedeutung von NS-Widerstandsgeschichten für heute stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion von Moraltheologen, Historikern, Soziologen und Pädagogen, die im ORF-Landesstudio Dornbirn stattgefunden hat.

Gestaltung: Wolfgang Slapansky