Logos - Theologie und Leben
Samstag, 11. 02. 2006, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Der
Priester der Verdammten“ – Günter Zgubic, Leiter der katholischen Gefängnisseelsorge
in Brasilien
In
seiner Heimat kennen ihn noch relativ wenige. In Brasilien ist der
katholische Priester Günther Zgubic ein landesweit bekannter
Menschenrechtsaktivist. Der gebürtige Steier dokumentierte als
Leiter der Gefängnisseelsorge die Folterungen und Misshandlungen in
den brasilianischen Gefängnissen. Seine Arbeit führte zur
Einschaltung der UN-Menschenrechtskommission und zu Verbesserungen
der Lebenssituation der Häftlinge vor Ort. Für sein Engagement
erhielt Zgubic jüngst den Erzbischof- Romero-Preis für
Menschenrechte der Katholischen Männerbewegung Österreichs.
Günter Zgubic wird 1949 im steirischen Pöls
geboren. Der Sohn einer Arbeiterfamilie wächst unter ärmlichen
Verhältnissen auf. Doch in dieser Familie wird Zgubic von seinen
Eltern schon früh für die Probleme ärmerer Mitmenschen
sensibilisiert. Soldarität ist bei Familie Zgubic keine Leerformel
sondern gelebte Praxis des Teilens.
Fasziniert von der Gestalt Jesu Christi reift
in Günter Zgubic der Wunsch Priester zu werden. 1975 wird er
geweiht. Es folgen Jahre der Kaplanstätigkeit in Bad Radkersburg und
in Weiz. Doch in der heimischen Wohlstandsgesellschaft fühlt sich
Zgubic nicht recht wohl. Er fühlt sich berufen, mit den Armen und
Ausgegrenzten dieser Welt zu leben und sie durch das gelebte
Evangelium zu befreien.
1988 geht Zgubic mit Einwilligung seines
Diözesanbischofs Johann Weber nach Brasilien in die
Millionen-Metropole Sao Paolo. Das soziale Elend hat sich in den
Jahren zuvor durch eine von mehrjähriger Dürre verursachte
Landflucht verschärft. Mehr als 7 Millionen Menschen zogen nach Sao
Paolo in der Hoffnung auf Arbeit. An den Stadträndern wuchsen die
Favelas zu tausenden. Armut, Krankheiten und Gewalt prägten den
Alltag der Armenviertel.
In dem von Gewalt am schlimmsten zerrütteten
Stadtteil Campo Limpo baut Günter Zgubic ein Menschenrechts-zentrum
auf. Allein hier leben über 10.000 Obdachlose, meist Jugendliche.
Mit Gelegenheitsarbeit, Kleinkriminalität, mit Schnaps und Drogen
wird der Alltag bewältigt. Günter Zgubic initiiert - in einem Netz
von kirchlichen Basisgemeinden - Bildungsprojekte. Er engagiert
sich für die Verbesserungen der Infrastruktur und betreut zahlreiche
Aidskranke und Prostituierte.
So kommt Zgubic in Kontakt mit Häftlingen, die
er regelmäßig besucht. Erschüttert von den Misshandlungen und
Folterungen in den völlig überfüllten Gefängnissen, entschließt sich
Zgubic jeden einzelnen Fall polizeilicher Willkür zu dokumentieren
und bei staatlichen wie internationalen Behörden anzuzeigen. Über
2000 Anzeigen werden von ihm erstattet.
Zgubic gründet das Netzwerk Christen gegen die
Folter ACAT Brazil. Im Kampf gegen die Folter in den brasilianischen
Gefängnissen und Polizeistationen gewinnt er Amnesty International
und Human Rights Watch für gemeinsame Aktionen. Im November 2002
wird er von der brasilianischen Bischofskonferenz mit der
Gesamtleitung der Gefängnisseelsorge betraut.
Günter Zgubic kämpft unter großem persönlichen
Risiko für die Rechte jener, die von der Gesellschaft verdrängt
hinter Mauern verschwinden. Humane hygienische und medizinische
Rahmenbedingungen und eine effiziente Kontrolle der
Polizeigefängnisse sollen die Situation der Strafgefangenen konkret
verbessern.
Günter Zgubic sieht sein Engagement nicht als
etwas Außergewöhnliches: „Eigentlich ist das nur die Konsequenz,
wenn man sein Christentum ernst nimmt. Man kann bei Unrecht nicht
mehr zusehen. Man muss sich einmischen. Man mus solidarisch leben“.
Wenn sie
die Arbeit von Günter Zgubic finanziell unterstützen wollen: Das
Spendenkonto lautend auf „Günter Zgubic - Gefängnisseelsorge in
Brasilien“ ist bei der
Raiffeisenbank Weiz (Bankleitzahl 38187) eingerichtet. Die
Kontonummer: 29660.
Gestaltung:
Johannes Kaup
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