Logos - Theologie und Leben

Samstag, 04. 03. 2006, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1

 

 

„Achtung vor dem Heiligen“ – Das Bilderverbot in den Religionen

 

 

Mehr als hundert Tote in Nigeria, gewaltsame Straßenkämpfe in der gesamten islamischen Welt, sogar die Vereinten Nationen müssen sich nun damit befassen: Der „Karikaturen-Streit“ und kein Ende. Die Emotionen gehen hoch, die Massen sind aufgehetzt.  Einmal mehr zeigt sich, wie viel Gewaltpotenzial sich mit Religion mobilisieren lässt.

 

Dabei scheint der ursprüngliche Anlass aus westlicher Sicht beinahe nichtig: Ein dänisches Provinzblatt hatte Monate zuvor einige Zeichnungen des Propheten Mohammed veröffentlicht.  Doch im Islam herrscht ein strenges „Bilderverbot“ (wie es auch in einigen christlichen Kirchen der Reformation gilt). Der Prophet darf auf gar keinen Fall bildlich dargestellt werden – unter anderem aus Achtung vor dem Heiligen und als vorbeugende Maßnahmen gegen Personenkult. Im Westen zeigt man vielerorts für derartige, religiöse Empfindlichkeiten wenig Verständnis und pocht auf Presse- und Meinungsfreiheit.

 

Ein erstes, ernstes Symptom für den viel zitierten „Clash of Civilizations“, für den Zusammenprall der Kulturen? Fehlt im Westen die „Achtung vor dem Heiligen“? Hat die Aufklärung jedes Gespür für Blasphemie fortgespült? Oder hat man in der islamischen Welt keinen Respekt vor demokratischen Grund- und Freiheitsrechten?

 

Prominent besetzte Diskussionenen im Rahmen der Wiener Vorlesungen und bei einer gemeinsamen Veranstaltung des  Katholischen Akademikerverband und der evangelischen Akademie beschäftigten sich diese Woche mit diesen Themen – unter anderem mit dem Islamexperten und Imam Mouhannad Khorchide, dem Orientalisten und Schriftsteller Navid Kermani, die jüdische Philosophin Isolde Charim und dem reformierten Theologen Thomas Hennefeld.

Gestaltung: Markus Veinfurter