Logos - Theologie und Leben
Samstag, 20. 01. 2007, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Die sieben Todsünden“ - Zeitgemäße
Reflexionen über Sackgassen der Glücksuche, 2 Teile
Superbia
(Stolz), Avaritia (Geiz), Invidia (Neid), Ira (Zorn), Luxuria
(Wollust), Gula (Völlerei) und Acedia (Trägheit) – damit wurden in
der mittelalterlichen Theologie die sieben Todsünden bezeichnet.
Diesen Begriff gibt es im Katechismus der katholischen Kirche zwar
so nicht mehr und er ist durch den Begriff der „schweren Sünde“
ersetzt worden. Aber im Volksglauben hielt sich der Begriff Todsünde
weiterhin, und wird im ironisch-koketten Sprachspiel der Werbung
regelmäßig wiederbelebt.
Im Grunde werden
darin Exzesse des menschlichen Begehrens beschrieben. Modern
gesprochen sind es „Sackgassen der Glückssuche“. Doch die Einsicht
in diese Zusammenhänge ist dem modernen Menschen heute verbaut. Die
Hauptverantwortung dafür trägt dabei die christliche Verkündigung
selbst. Einseitige Missinterpretationen und Verdrehungen der
christlichen Botschaft führten dazu, dass das irdische Glück
jahrhundertelang unter den Generalverdacht der Sünde gestellt wurde.
Als Gegenmittel wurde eine „Abtötung des Fleisches“ empfohlen und
die paradiesische Sinnesfülle ins Jenseits verlagert. Dies führte
aber dazu, dass christliches Leben nicht mehr mit Lebendigkeit,
Lust, Genuss und Freude assoziiert wurde. Ein Sachverhalt, der den
Religionsphilosophen Walter Benjamin zur Gegenthese veranlasste:
„Nicht die Sinnlichkeit, sondern die Austreibung der Sinnlichkeit
aus ihrer geschöpflichen Nähe zu Gott ist die Sünde des
Abendlandes“.
Heute ist in der
Postmoderne ein anderer Prozess im Gange: Das Verbot „Du sollst
nicht begehren...“ ist zum Gebot „Du sollst pausenlos alles
begehren“ mutiert. Dies wirft neue Probleme auf und stellt den
Menschen vor die Frage nach richtigem Maß zwischen den Extremen. Wie
erfüllen wir das Begehren, befriedigen die Bedürfnisse, kommen
unsere Sinne auf ihre Kosten, ohne nur die Gier zu nähren und uns
selbst und andere zu zerstören?
Johannes Kaup hat auf
einer Fachtagung der Evangelischen Akademie Tutzing darauf nach
Antworten gesucht.
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