Logos - Theologie und Leben
Samstag, 10. 02. 2007, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Maria Magdalena“ – Wie aus der Apostelin die
Sünderin wurde
Seit fast 2000 Jahren wird
gerätselt, wer die Frau um Jesus von Nazareth denn war. Durch die
Verfilmung des Thrillers von Dan Brown „Sakrileg“ ist sie wieder in
vieler Munde: Maria von Migda, Maria von Magdala, Maria Magdalena.
Maria Magdalena gehört neben Maria,
der Mutter Jesu, zu den prominenten Frauengestalten im Neuen
Testament. Immer wieder kommt sie direkt zu Wort. Zum Beispiel
berichtet das Johannesevangelium von ihrem Gespräch mit dem
Auferstandenen am Ostermorgen. Maria Magdalena erscheint als eine
unabhängige und selbständige Frau, die sich nicht hinter den Männern
verstecken lässt. In der frühen Kirche – vor allem im französischen
Raum – wurde Maria Magdalena als „Apostelin der Apostel“ hoch
verehrt. Doch im Neuen Testament gibt es eine ganze Reihe von
Frauengestalten, die auch Maria heißen. Dadurch wurde im Laufe der
Zeit die Apostelin Maria Magdalena mit jener Frau namens Maria
identifiziert, die eine Sünderin, also Prostituierte ist und Jesus
die Füße wäscht. Da um diese Zeit in der mittlerweile zu einer
Großorganisation gewordenen Kirche die Spuren von aktiven Frauen
getilgt wurden, verlor auch Maria Magdalena in der lateinischen
Überlieferung ihren Rang als Apostelin und wurde zur „Sünderin“. In
dieser Form hat sie die Phantasie der Künstler vor allem ab der
Renaissance beschäftigt. Heute hat die feministische Bibelexegese
die verwischten Spuren rekonstruiert und Maria Magdalena wird
neuerlich zum Brennpunkt einer Debatte – denn, wenn eine Frau
Apostelin war und das Priesteramt auf die Apostel zurückgeführt wird
– könnten dann nicht auch Frauen das Priesteramt ausüben?
Gestaltung:
Andreas Mittendorfer
und Ursula Baatz
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