Logos - Theologie und Leben
Samstag, 10. 03. 2007, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Das dritte Rom“ -
Die russische Orthodoxie von den „Kiewer Rus“ bis
heute
Vor 90 Jahren wurde das Moskauer
Patriarchat wiederhergestellt: Die russisch-orthodoxe Kirche nutzte
das „Zeitfenster“ zwischen Februar- und Oktober-Revolution 1917, um
sich aus der staatlichen Umklammerung zu befreien, in die sie von
Zar Peter dem Großen 1727 gezwungen worden war. Peter hatte mit dem
Sieg über Schweden im Großen Nordischen Krieg Russland als
europäische Großmacht etabliert und betrieb energisch die
Modernisierung und „Verwestlichung“ des Landes. Seine Hauptstadt St.
Petersburg sollte mit ihrem deutschen Namen das Tor zum Westen sein:
Eine Orientierung nach Europa, die besonders der Kirche missfiel –
und die bis heute in der russischen Gesellschaft höchst umstritten
ist.
Das Christentum kam nicht aus dem
Westen nach Russland – sondern aus dem Süden, über die Routen
schwedischer Händler, aus Konstantinopel. 988 übernahmen die „Kiewer
Rus“, das erste Staatsgebilde im russischen Raum, unter dem Heiligen
Vladimir offiziell das griechische Christentum. Nach der Verlagerung
des Machtzentrums nach Moskau entstand 1589 das eigene Patriarchat.
Die russische Kirche hat sich seit dem Fall Konstantinopels, dem
„Neuen Rom“, im Jahr 1453 als Schutzmacht der anderen orthodoxen
Kirchen empfunden – und stellt daher schon seit Iwan dem
Schrecklichen im 15. Jahrhundert den Anspruch, das „dritte Rom“ zu
sein. Heute ist die russische Kirche – trotz 70 Jahren schwerster
Verfolgung in der Sowjetunion – mit etwa 100 Millionen Gläubigen die
zweitgrößte Kirche der Christenheit und die mit Abstand stärkste
unter den Ostkirchen.
Gestaltung:
Markus Veinfurter
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