Logos - Theologie und Leben
Samstag, 03. 01. 2009, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Verborgene Geheimnisse“ – Teil 1: Richard Rohr über die Weisheit
der Bibel als spiritueller Weg
Die postmoderne Gesellschaft, in der wir heute leben, stellt auch
die Religion vor große Herausforderungen. Unser Leben hat sich
individualisiert. Die Suche nach der eigenen Identität ist zentral
bedeutsam geworden. Wir stehen vor der Freiheit, unter vielen
Möglichkeiten zu wählen und zugleich unter der Qual, wofür wir uns
entscheiden sollen.
Diese großen gesellschaftlichen Tendenzen haben auch das religiöse
Selbstverständnis verändert. Die Weitergabe von lebendiger
religiöser Erfahrung ist heute im christlichen Raum - zumindest in
Europa – durch Unkenntnis, Missverständnisse, Spaltungen und
existenzielle Widersprüche zu einer Ausnahmeerscheinung geworden.
- Dabei fehlt es in der Welt durchaus nicht an Religion. Aber es
fehlt an authentischer Spiritualität und einer geerdeten Weisheit,
die sich aus der Quelle eines bewussten Lebens speist, das sich an
den großen religiösen Traditionen orientiert. Dies dürfte ein Grund
sein, weshalb spirituelle Lehrer wie der Franziskaner Richard Rohr
mit seinen Vorträgen und Büchern ein wachsendes Publikum anspricht.
In den Neunziger Jahren gründete Richard Rohr das „Center for Action
and Contemplation“ in Albuquerque/New Mexico. Dieses Zentrum widmet
sich der spirituellen Aus- und Weiterbildung von Christen und
religiös Suchenden, und hat sich auch außerhalb des christlichen
Kontextes einen Namen gemacht. In seinem neuesten Buch „Things
Hidden – scripture as spirituality“, das jüngst auf Deutsch unter
dem Titel „Ins Herz geschrieben“ erschienen ist versucht Richard
Rohr das Lesen der Bibel zu einer Kopf- und Herzerfahrung zu machen.
Aber er folgt damit der Mahnung Jesu, dass die wichtigsten Dinge,
die die Grundlage unseres Daseins und unserer Welt darstellen,
verborgen sind. Um den Weg zu den verborgenen Geheimnissen zu
finden, müssen also zunächst mächtige Barrieren und Stolpersteine
aus dem Weg geräumt werden.
Gestaltung: Johannes Kaup
|