Logos - Theologie und Leben
Samstag, 25. 04. 2009, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Christsein im Alltag – Die Philothea“
Zum 400. Geburtstag eines spirituellen Bestsellers, Teil 1
„Introduction de la vie devote“ – zu
deutsch „Anleitung zum frommen Leben“: Unter diesem Titel erscheint
Anfang des Jahres 1609 in Lyon – also vor 400 Jahren – ein kleines
Buch, das im Deutschen Sprachraum die „Philothea“ genannt wird, Die
„Gott liebende Seele“. Es zählt bis heute zu den zehn meist
verkauften Klassikern der christlichen Weltliteratur. Der Autor
dieses Buches ist der Fürstbischof von Genf mit Sitz in Annecy,
Franz von Sales. Er stammt aus einem Adelsgeschlecht in Savoyen und
wird 1567 auf Schloss Sales bei Annecy geboren. Im Jahr 1622 stirbt
er 55-jährig in Lyon. Der Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer
wird bereits 1667 heilig gesprochen. Seine praktische Spiritualität
und seine seelsorgliche Ausrichtung führt zu einer Vielzahl
salesianischer Ordensgründungen, deren größter Zweig heute in den
USA zu finden ist.
Das religiöse Leben seiner Zeit ist
von einem merkwürdigen Zwiespalt gekennzeichnet. Zwischen dem
geistlichen Leben im Kloster und dem weltlichen der Laienchristen
wird eine scharfe Grenze gezogen. So ist die allgemeine Meinung
vorherrschend: Wer ein echter Christ sein will, kann das nur im
geistlichen Stand verwirklichen, denn das Leben in der Welt ist
derart schlecht, dass ein Leben aus dem Glauben fast unmöglich ist.
Dem widerspricht Franz von Sales heftig: Die wesentliche Aussage
seiner „Philothea“ heißt: Ein gutes christliches Leben ist in jedem
Stand und jedem Beruf vollkommen möglich. Das ist damals neu und
stößt auf massiven Widerspruch bei namhaften Klerikern seiner Zeit.
Manche Priester und Bischöfe brandmarken die Philothea als
Teufelswerk und zerfetzen ihren Inhalt öffentlich auf der Kanzel.
Gestaltung: Johannes Kaup
|