Logos - Theologie und Leben
Samstag, 13. 06. 2009, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Ausgeschult, gedemütigt, vertrieben“ - Das Schicksal jüdischer
Schüler im Jahr 1938. Ein Gedenkprojekt am Realgymnasium
Radetzkystraße in Wien
Am 12. März 1938 traten mit dem „Anschluss“ tiefgreifende Ereignisse
ein, die alle Bereiche des öffentlichen Lebens und insbesondere des
Schulwesens veränderte: Mit dem „Anschluss“ traten die
nationalsozialistischen Unrechtsgesetze in Kraft. Die Schülerinnen
und Schüler waren zunächst bis 22. März vom Unterricht freigestellt:
Sie wurden zum Spalierstehen gebraucht - davon ausgeschlossen waren
jedoch die jüdischen Schüler.
Am 19. März mussten die Lehrer einen Diensteid ablegen - davon
ausgeschlossen waren die jüdischen Lehrer. Am 25. März vermerkt das
Protokoll den „telefonischen Erlass über die Feststellung der
jüdischen Schülerzahl.“ Am 28.3. werden die jüdischen Schulärzte
enthoben. Am selben Tag wird der deutsche Gruß eingeführt und die
jüdischen Schüler von bestimmten Unterrichtsgegenständen
ausgeschlossen.
Am 27. April erfolgte die Absonderung der jüdischen
Mittelschülerinnen und –schüler und die Errichtung von sogenannten
jüdischen Sammelschulen. Die Realschule Radetzkystraße war eine
dieser Schulen: Die jüdische Sammelschule am Rg3 Radetzkystraße
bestand von 29. April 1938 bis 2. Juli 1938
Am 20. August wird im Geschäftsbuch der Realschule 3 die Ausschulung
der jüdischen Mittelschüler vermerkt. Ab 1940 war jüdischen
Schülerinnen und Schülern jeglicher Schulbesuch untersagt. Das war
aber erst der Anfang. Der Aussonderung folgte die Demütigung, die
Beraubung, Verfolgung. Und wem die Flucht nicht gelang – die
Ermordung.
70 Jahre danach haben sich Schülerinnen und Schüler des RG
Radetzkystrasse mit den dramatischen Ereignissen im Jahr 1938
beschäftigt. Einige der 1938 vertriebenen jüdischen Schüler haben
wieder ihre ehemalige Schule besucht, um den heutigen Schülern über
ihre Schicksale im Nationalsozialismus zu berichten.
Gestaltung: Wolfgang
Slapansky
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