Logos - Theologie und Leben
Samstag, 28. 11. 2009, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Neues von Ketzern und Hexen“ -
Ein kritischer Rückblick
Mehrere Millionen Menschen sollen durch kirchliche Ketzer- und
Hexenverfolgung umgekommen sein - wird seit rund hundert Jahren
kolportiert. Die historische Forschung der letzten Jahrzehnte zeigt,
dass „nur“ ungefähr 50 000 als Hexer und Hexen in Europa
hingerichtet wurden; die Zahl der als Ketzer Hingerichteten dürfte
ähnlich hoch liegen. Auch wenn es weniger Menschen als angenommen
waren – grausam waren die Prozesse auf jeden Fall.
Es
war allerdings nicht die kirchliche, sondern die weltliche
Gerichtsbarkeit für die Todesurteile verantwortlich – freilich mit
Billigung der Kirchen.
Bei den Hexenprozessen, die ab dem Spätmittelalter einsetzen, geht
es auch um Modernisierung: In Deutschland, wo mehr als die Hälfte
aller europäischen Hexenprozesse stattfand, gab es z.B. im
katholischen Königreich Bayern, einem Staat mit moderner Bürokratie,
gar keine Hexenprozesse. Dafür wurden in lutherischen Kleinstaaten
oft mehr als 10% der Bevölkerung hingerichtet.
Der prominente deutsche Kirchenhistoriker Arnold Angenendt hat dies
in seinem Buch „Zwischen Bibel und Schwert“ ausführlich dargestellt.
Er betont, dass der Zwang in Sachen Rechtgläubigkeit gegen die
christliche Toleranz geht, die über viele Jahrhunderte bestimmend
war.
Gestaltung: Ursula Baatz
Buchtipps:
Arnold Angenendt: Toleranz und Gewalt. Das
Christentum zwischen Bibel und Schwert, Aschendorff Verlag
Wolfgang Behringer, Hexen
und Hexenprozesse in Deutschland, DTV
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