Logos - Theologie und Leben

Samstag, 06. 11. 2010, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1

 

 

„Die Messe“ – Museales Relikt oder Höhepunkt des Glaubens?

 

 

Was verbindet den Künstler und einstigen „Kirchenschreck“ Herrmann Nitsch, den ägyptischen Jesuiten und Mystiker Henri Boulad, den Psychotherapeuten Arnold Mettnitzer, den Pastoraltheologen Paul Zulehner, Bischof Egon Kapellari und Abt Michael Proházka miteinander? – Ihr Interesse an Messfeiern in römisch-katholischer, orthodoxer oder orientalischer Tradition. Die Zugänge mögen ganz konträr sein. Nitsch leitet sein Orgien Mysterien Theater unmittelbar von der katholischen Liturgie her. Er geht dabei von der hautnahen “buchstäblichen Berührung der Tiefen der Erde und der Eingeweide des Lebens“ aus, die einen Menschen zur „orgiastischen Erfahrung des Seins“ bewegen kann. Boulad wiederum setzt beim sakramentalen Charakter der Messe an. Sie soll in alle Bereiche des Lebens eindringen und  Menschen eine existentielle Gottesbegegnung mit allen Sinnen ermöglichen. Diese ganz unterschiedlichen Ansätze sind aber – tiefer besehen – spirituell verwandt. Sie können – folgt man einem Symposion zum Thema Messe - Impulse für eine zukünftige sinnliche christliche Spiritualität geben. Notwendige Impulse, meinen manche. Denn von vielen Zeitgenossen wird die Messe heute nur mehr als ein sinnentleertes museales Relikt wahrgenommen, das in ritueller Routine erstarrt ist.  

 

Das Internationale Brixner Symposium 2010 widmete sich im Oktober deshalb der Frage nach einer möglichen Bedeutung und Relevanz der Messe. Johannes Kaup hat die unterschiedlichen Referenten an der Cusanus-Akademie in Brixen interviewt und erstaunliche Ansätze miteinander verknüpft.