Logos - Theologie und Leben
Samstag, 12. 02. 2011, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1
„Urkraft Geist“ – Der Benediktiner David Steindl-Rast über das
Credo, Teil 2
"Je weniger
wir die spezifisch christliche Form des menschlichen Ur-Vertrauens,
die wir im Credo bekennen, verabsolutieren und zur einzig richtigen
machen, umso überzeugender werden wir sie finden." Das schreibt der
Benediktinermönch David Steindl-Rast in seinem Buch „Credo – ein
Glaube der alle verbindet“. Zehn Jahre lang hat Steindl-Rast, der
als einer der renommiertesten spirituellen Lehrer der Gegenwart
gilt, an diesem Buch gearbeitet. Der 1926 in Wien geborene und seit
1952 in den USA lebende Benediktiner führt – so er nicht auf
Vortragsreisen ist – ein bescheidenes Leben in einer Einsiedelei im
Staat New York. Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer
Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit. In
seinem Buch „Credo“ widmet er sich der ältesten Zusammenfassung des
christlichen Glaubens. Es besteht aus nur 77 Worten. Dieses Credo
ist in seinen Augen „gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die
zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben“. Eine der
Möglichkeiten dieses Gemeinsame auszudrücken ist für ihn das
christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm
nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen
Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften, einschließlich der
Psychologie. Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen
Zeitgenossen Mystik erfahrbar werden könnte. Und – angesichts der
Krise der religiösen Institutionen – ermutigt er dazu, in
jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu brauchen.
Steindl-Rast analysiert das Credo Wort für Wort und Satz für Satz.
Erkenntnisleitend sind dabei jeweils drei Fragen, die sich durch
alle Kapitel ziehen: Was heißt das eigentlich? Woher wissen wir das?
Warum ist dieser Glaubenssatz so wichtig? – Motiviert ist
Steindl-Rast von der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach
Zugehörigkeit den stärksten Antrieb des Menschen bildet. Das
Vertrauen darauf, dass es überhaupt so etwas gebe wie einen
gemeinsamen Seinsgrund, verbinde die Menschheit über alle Grenzen
hinweg. Das Credo nennt diesen Urgrund Vater. Zu ihm kann jeder
Mensch in eine Sohn/Tochterbeziehung treten. In Logos führt
Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran,
dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind.
Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog
der Religionen.
Gestaltung:
Johannes Kaup
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