Logos - Theologie und Leben

Samstag, 09. 04. 2011, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Österreich 1

 

 

„Entgrenzungen“ - Der christliche Beitrag zur Entstehung der Moderne

 

 

Der Wiener Philosoph und Theologe Hans Schelkshorn hat kürzlich in seinem 800 Seiten umfassenden Buch „Entgrenzungen“ eine neue Sicht auf die Entstehung der Moderne entworfen. Eine Sicht, die spannende Beiträge nicht zuletzt für die Diskussion über den universalen Anspruch von Rationalisierungsprozessen, Globalisierung und Menschenrechten liefert – und die in LOGOS kompakt vorgestellt werden.


Für Platon war das rastlose Streben nach dem Neuen noch ein Beispiel für unglückliches Leben, das einem lecken Fass gleicht, in das man immer neues Wasser nachgießen müsse. In der Neuzeit wird hingegen das unstillbare Streben nach neuen Zielen zur Quelle möglichen Glücks umgewertet. Die neuzeitliche Gestalt der theoretischen Neugier, die zugleich die Entfesselung der schöpferischen und produktiven Fähigkeiten des Menschen beinhaltet, leitet zugleich eine Umwertung einer Jahrtausende alten Vorstellung von Moral ein. Während in der griechisch-römischen Antike sämtliche Morallehren, auch die hedonistischen Strömungen, das Glück stets in der Seelenruhe verankert sahen, definiert der englische Philosoph Thomas Hobbes in De Homine 11,15 das Glück als "ungehindertes Fortschreiten zu immer weiteren Zielen." Diese fortschreitende Entgrenzung ist aber nicht – wie vielfach angenommen – gegen die Tradition des jüdisch-christlichen Denkens gerichtet. Sondern es gibt bereits am Beginn der Neuzeit christliche Denker wie Francisco de Vittoria, die eine Utopie einer „kommunikativen Weltgesellschaft“ entwickeln.
Gestaltung: Johannes Kaup