Logos - Theologie und Leben

Samstag, 09. 07. 2011, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Ö1

 

 

„Führung aus der Stille“ – Wissen und Weisheit aus Meditationspraxis und Hirnforschung

 

 

Die gegenwärtige Zeit ist geprägt von gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, die sich auch in einem Bewusstseinswandel widerspiegeln. Beobachter dieses Wandlungsprozesses konstatieren: Der Wachstumszwang wird vom Entwicklungsdenken abgelöst. Statt Ausbeutung der Ressourcen und Mitarbeiter steht eine lebensfreundlichere Kultur der Welterhaltung vor den Toren. Die Gesellschaft findet mehr und mehr einen neuen Weg jenseits von links und rechts. Doch die Transformationsprozesse in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur erfordern – wenn sie gut gelingen sollen – Vision und Führung. Führungsverantwortung tragen dabei nicht nur Manager und Politiker, sondern abgestuft auch jeder und jede einzelne: Von der Selbstführung, über das Familienleben bis zum Arbeitsplatz. Diese neue Art und Weise des Führens ist ganzheitlich, achtsam und sinnorientiert, inspirierend und freudvoll zugleich.

 

Grundlage dieser Führungsweise ist die Stille, die man beispielsweise durch Meditationspraxis erfahren kann. Es geht dabei darum, den Schwerpunkt seines Wesens von einem unruhigen und unsicheren Standpunkt hin zum sicheren Ruhen in der Fülle des Seins zu verlagern. Dadurch entsteht eine neue Kraft von innen, die durch keine äußeren Umstände bedingt ist. Der Horizont weitet sich und lässt den Blick auf das Ganze zu. Der renommierte in den USA lebende spirituelle Lehrer Bruder David Steindl-Rast OSB und der Kärntner Philosoph und Einsiedler Johannes Toegel trafen auf Einladung des Waldzell Instituts auf den Frankfurter Hirnforscher Wolf Singer. Dem Leiter des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung ist es zu verdanken, dass die Wirksamkeit von Meditation auch empirisch bewiesen ist. Seit Ende der 1990er Jahre hat Singer gemeinsam mit den Meditationsforschern Jon Kabat-Zinn, Richard Davidson und dem tibetischen Mönch Matthieu Ricard im Auftrag des Dalai Lama die mentale Wirkung der Meditation auf Körper und Bewusstsein untersucht. Er kam dabei zum Ergebnis, dass regelmäßige Meditation zu tiefgreifenden Wahrnehmungsveränderungen führt.

 

In Interviews mit Steindl-Rast, Toegel und Singer wird deutlich, dass Meditation eine Hilfe und ein wichtiges Werkzeug ist, um die Führungsaufgaben in einer Zeit des Wandels zu bewältigen. Dankbarkeit, Schlichtheit und Herzenskraft sind demnach die bewährten Haltungen, mit denen die Seele frei wird zum Hören auf das innere Wort, auf das Wesentliche des Lebens, auf die eigene Berufung und den Dienst an der Gemeinschaft. Gestaltung: Johannes Kaup
(Wh. v. 8.1.2011)