Logos - Theologie und Leben
Samstag, 05. 11. 2011, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Ö1
„Zwiesprache mit Gott im Schatten des Holocaust“ - Das Vermächtnis
der Etty Hillesum
In den Niederlanden ist sie die andere Anne Frank, hierzulande ist
Etty Hillesum nahezu unbekannt. Auch sie hat Tagebuchaufzeichnungen
hinterlassen, 600 eng beschriebene Seiten, verfasst zwischen 1941
und 1943, zunächst an ihrem Schreibtisch in Amsterdam, dann im
Transitlager Westerbork, der letzten Station vor Auschwitz, wo sie
knapp 30-jährig ums Leben kommt.
Etty
Hillesums Tagebücher dokumentieren den Weg einer außergewöhnlichen
jungen Frau aus einem assimilierten jüdischen Elternhaus, die ohne
explizit religiöse Erziehung und angesichts der drohenden
Vernichtung, der sie mit klarem Bewusstsein entgegensieht, zum
Lebensgefühl einer Mystikerin findet: „Dies eine wird mir immer
deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir
helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. Es
ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von dir in uns selbst
zu retten, Gott.“
Ihr
„Vermittler zu Gott“ ist Julius Spier, ein Schüler C.G. Jungs, bei
dem sie eine Therapie beginnt und der als Mann und als Mensch große
Bedeutung in ihrem Leben bekommt.
„Der Name
‚Gott’ scheint hier unbelastet zu sein“, schreibt der Herausgeber
J.G. Gaarlandt. „Wie mir scheint, ist es diese „unbelastete“
Gläubigkeit Ettys, die einerseits von anderen Gläubigen unmittelbar
erkannt, andererseits von Nichtgläubigen ohne große Schwierigkeiten
akzeptiert und verstanden werden kann.“
Eine
Sendung auch im Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen
Novemberpogrome 1938.
Gestaltung: Gudrun Braunsperger
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