Logos - Theologie und Leben
Samstag, 12. 11. 2011, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Ö1
„Was glauben Sie?“ – Der Schriftsteller Peter Turrini
Zwei Tage bevor Peter Turrini am 14. November im Wiener
Raimundtheater der Nestroy-Preis 2011 für sein Lebenswerk verliehen
wird, sendet LOGOS ein Gespräch mit dem österreichischen Dramatiker
in der Reihe „Was glauben Sie?“
Ob Peter Turrini vor 50.000 Menschen auf dem Wiener Heldenplatz
spricht und gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft wettert oder ob
er Ministern und anderen Amtsträgerinnen polemische Briefe schreibt
– immer spricht aus ihm der leidenschaftlich politische Autor und
Dramatiker.
Peter Turrini, der 1944 in St. Margarethen im Lavanttal geboren
wurde und in Maria Saal aufwuchs, zählt zu den bedeutendsten
Schriftstellern der österreichischen Nachkriegsliteratur. Über den
Tonhof des Komponisten Gerhard Lampersberg bekam er früh Kontakt mit
Vertretern der Wiener Avantgarde. Von 1963 bis 1971 war er in
verschiedenen Berufen tätig, unter anderem als Werbetexter einer
amerikanischen Agentur in Wien. 1967/68 lebte er auf Rhodos. Seit
1971 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und Retz. Er schreibt
Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Aufsätze und Reden. Seine Werke
wurden in viele Sprachen übersetzt, und seine Theaterstücke werden
weltweit gespielt.
Schlagartig bekannt hatte den Autor vor 40 Jahren sein im Wiener
Volkstheater mit Franz Morak und Dolores Schmidinger uraufgeführtes
Stück „Rozznjogd“ (1971) gemacht. Es folgten „Sauschlachten“ (1972)
und die Fernsehserie „Alpensaga“ (1974–1979). 1988 schrieb er die
„Minderleister“. Seiner Meinung nach sei es nicht Aufgabe des
Theaters, Wirklichkeiten naturalistisch zu schildern und Probleme zu
lösen, sondern diese übertrieben aufzuzeigen. Er schildert die
negativen Seiten der (Arbeits-)Welt in krassester Form, in der
Hoffnung, dass die Wirklichkeit hinter der Dramatik des Stückes
zurücksteht. In seinen ersten beiden Werken verwendete er Dialekt,
in den „Minderleistern“ aber eine kunstvolle „hohe“ Sprache. Zu
seinen jüngsten Stücken gehört das zusammen mit seiner
Lebensgefährtin, der Schriftstellerin Silke Hassler, verfasste
Theaterstück „Jedem das Seine“. Es beschäftigt sich mit einem
verdrängten Kapitel österreichischer Geschichte: den Todesmärschen
von Juden durch die österreichische Provinz im Frühjahr 1945.
Elisabeth Scharang verfilmte den Stoff in „Vielleicht in einem
anderen Leben“.
Nicht nur in seinem am Wiener Burgtheater aufgeführten Stück „Tod
und Teufel“ finden sich viele religiöse Themen und Bezüge. Peter
Turrini - nach eigenen Worten ein "Landkatholik mit
italienisch-katholischen Wurzeln" - ist auch mit dem Wiener Kardinal
Christoph Schönborn befreundet, obwohl beide in vielerlei Hinsicht
sehr unterschiedliche Standpunkte in Sachen Religion vertreten.
Jüngst erschienen im Verlag Suhrkamp seine gesammelten Aufsätze und
Reden in dem Buch „Wie verdächtig ist der Mensch?“
Gestaltung: Johannes Kaup
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