Logos - Theologie und Leben

Samstag, 03. 03. 2012, 19.04 Uhr - 19.30 Uhr im Programm Ö1

 

 

„Was glauben Sie?“ - Die Schriftstellerin Barbara Frischmuth

 


„Es geht um die Frauen. Ihnen schafft Barbara Frischmuth eine sehr lebendige Mythologie“, schrieb einst „Die Zeit“ beim Erscheinen von Barbara Frischmuths „Amy oder die Metamorphose“. Johannes Kaup fragt wenige Tage vor dem Internationalen Frauentag 2012 die österreichische Schriftstellerin nach ihrem Glauben. Und dazu gehört auch der Glaube an eine mögliche Synthese von Mutterschaft und Beruf. „Wer weiß, wozu dieses Kind dich bringen wird, zu welchen Erfahrungen es dich veranlasst. Wie willst du denn herausfinden, wie das Leben ist, wenn du vor der ersten natürlichen Herausforderung kapitulierst?“, lässt sie Amy Stern denken. Tatsächlich war es das Ziel der Autorin, „Kind und Beruf zu versöhnen, ohne mich dem einen oder anderen verweigern zu müssen.“


Barbara Frischmuth wurde am 5. 7. 1941 in Altaussee geboren. Als sie 2 Jahre alt war, fiel ihr Vater in Russland. Das väterliche Hotel wurde von ihrer Mutter Maria Frischmuth bis 1956 alleine weitergeführt. In diesem Jahr übersiedelte Maria Frischmuth nach Graz, wo sie bis 1976 das Brauhaus Reininghaus in Graz-Eggenberg betrieb. Barbara Frischmuth verbrachte somit einen Teil ihrer Kindheit in Altaussee, wo sie auch die Volksschule besuchte. Die Unterstufe des Gymnasiums absolvierte sie intern bei den Kreuzschwestern in Gmunden, danach ging sie bis Weihnachten 1957 ins Gymnasium in Bad Aussee. Nach dem familiären Wohnungswechsel nach Graz belegte Frischmuth Dolmetsch für Türkisch und Englisch an der Karl-Franzens-Universität Graz und studierte ein Jahr lang in Erzurum/Türkei. Danach schloss sie noch ein Ungarisch-Dolmetsch-Studium mit Erfolg ab. Bekannt wurde Barbara Frischmuth zuerst durch ihre Gedichte. Sie wurde zum Gründungsmitglied des Forum Stadtpark ernannt. Nach ihrer Übersiedlung nach Wien begann sie an der Universität Wien das Studium der Turkologie, Iranistik und Islamkunde. Zwei Jahre war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orientalistik Institut.


Danach begann sie als Schriftstellerin und Übersetzerin hauptberuflich tätig zu sein. 1967 erschien als erste Übersetzung aus dem Ungarischen, das KZ-Tagebuch der Siebenbürger Jüdin Ana Novac im Rowohlt Verlag, ein Jahr darauf ihr erstes eigenes Werk Die Klosterschule bei Suhrkamp. Von da an publizierte sie Romane, Erzählungen, Dramen, Hörspiele und weitere Übersetzungen aus dem Ungarischen. Barbara Frischmuth besuchte im Rahmen von Auslandsaufenthalten bis dato unter anderem die Türkei, Ungarn, Ägypten und England, aber auch China und Japan. Mehrmals unternahm die Autorin Lesereisen durch die USA. Im Herbst 1990 hielt Barbara Frischmuth Poetik-Vorlesungen an der Universität München unter dem Titel Traum der Literatur - Literatur des Traums.


Barbara Frischmuth hat einen Sohn, Florian Anastasius Grün (1973), und ist in zweiter Ehe seit 1988 mit dem in München praktizierenden Psychiater und Neurologen Dirk Penner verheiratet. Seit 1999 lebt die Autorin wieder in Altaussee.
Über ihren jüngst im Aufbau-Verlag erschienenen Roman „Über die Verhältnisse“ schrieb das Wochenmagazin DIE ZEIT: „Barbara Frischmuth hat sich mit Witz und Beobachtungsschärfe die erbärmliche Innenausstattung der Macht vorgenommen […], wie sie sich in unbeobachteten Augenblicken offenbart.“
Gestaltung: Johannes Kaup