Memo - Ideen, Mythen, Feste

08. 12. 2011, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Ö1

 

 

 

„Die Heilige Maria der Einkaufszentren“ -

Die vielen Gesichter der Wiener Mariahilferstraße

 


Die Mariahilferstraße wird auch heuer am 8. Dezember, wie schon in den vergangenen Jahren, eines der Zentren des vorweihnachtlichen Shoppings sein. Einkaufen am katholischen Feiertag „Mariä Empfängnis“ ist jedoch noch nicht lange so selbstverständlich wie heute. Bis Mitte der 1980er Jahre waren am 8. Dezember alle Geschäfte geschlossen, es herrschte also die gewohnte Feiertagsruhe in Österreich. Zahlreiche Unternehmer forderten zunehmend, die Regelungen zu lockern und die Geschäfte aufsperren zu dürfen. Heftige Interessenskonflikte waren die Folge: auf der einen Seite Wirtschaft und Unternehmer, auf der anderen Kirche und Gewerkschaft. 1995 schließlich ist die Möglichkeit zum Öffnen der Geschäfte am Feiertag gesetzlich verankert worden.
Die Mariahilferstraße gilt seit dem 19. Jahrhundert als die Ikone des modernen Geschäftslebens in der Großstadt. Den entscheidenden Impuls dazu leistete der Westbahnhof, der 1859 eröffnet wurde. Schon bald säumten mondäne Hotels und große Kaufhäuser die Prachtstraße. Die Pferdetramway war auf der Mariahilferstraße unterwegs, Und als elektrifiziert wurde, sind die Stromleitungen unterirdisch verlegt worden, um das Straßenbild nicht zu stören. Schließlich war Kaiser Franz Joseph häufig auf der Mariahilferstraße unterwegs, wenn er von der Hofburg nach Schönbrunn fuhr.


Die Mariahilferstraße hat viele Gesichter: Einerseits steht sie für Luxus und Moderne, andererseits gibt es hier auch die Schattenseiten von Geld und Konsum. 1986 ist in den Räumen unterhalb der Barnebitenkirche die „Gruft“ eröffnet worden, ein Zufluchtsort für obdachlose Menschen. Wolfgang Slapansky hat sich die verschiedenen Gesichter der Mariahilferstraße genau angesehen.