Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz, Gurk-Klagenfurt
Sonntag, 12.2.2006
Eucharistie
In der kommenden Woche darf ich Sie begleiten mit Gedanken zu den
Sakramenten. Die Sakramente verstehe ich als Liebeserklärungen
Gottes in den Feiern der Kirche. Es geht um die Feiern, die erlebbar
machen, dass Gott Liebe ist, wie die neue Enzyklika von Papst
Benedikt XVI heißt. Liebe sucht den anderen, sie sucht, sich zu äußern.
Gott zeigt durch viele Zeichen – manchmal nennen wir diese Zeichen
auch „Wunder“ – dass er den Menschen liebt.
Die Liebe Gottes in der Hingabe des Brotbrechens feiern wir heute, am
Sonntag, in der hl. Messe. Die Eucharistiefeier sammelt die Christen
zu einer großen Familie. Wir tun das, was Jesus als erster im
Abendmahlsaal getan hat: er lässt uns ein Stück Schöpfung in die
Hand nehmen in der Gestalt des Brotes und wird mit seiner Kraft, mit
seinem Geist dieses Brot in seinen Leib, den Leib Christi
verwandeln. Der Herr hat dabei sein Leben in die Hand genommen mit
seiner ganz persönlichen Geschichte, mit seinen Beziehungen und
Begegnungen. Er sagt dazu Dank. Er weiß, dass es ihm begrenzt wird,
er ahnt, dass der Tod ihm bevorsteht. Nicht widerwillig, sondern in
Dankbarkeit Gott, seinem Vater gegenüber nimmt er das Brot und lässt
so die Hingabe seines Lebens zu.
In jeder Eucharistiefeier verkünden alle, die mitfeiern, dass Gott Jesus
von Nazareth im Tod das Leben durch die Auferstehung geschenkt hat.
Montag, 13.2.2006
Taufe
Manche haben jetzt vielleicht eine durchwachte Nacht mit einem Kind
hinter sich. Andere machen sich Sorgen um die Kleinen, dass sie
rechtzeitig in den Kindergarten oder in die Schule kommen.
Vielleicht gehören Sie zu denen, die ihre Kinder segnen, bevor sie
aus dem Haus gehen, oder Sie segnen am
Abend vor dem Schlafengehen. Sie erinnern sich dabei an die Taufe.
Es ist auch für uns
Erwachsene schön, dass wir uns an die Taufe erinnern, denn damit
heben wir in unser Gedächtnis, dass Gott JA sagt zu meinem Leben.
Bei der Taufe haben wir die Zusage gehört:
„Ich habe dich beim Namen gerufen. Mein bist du“, sagt Gott.
Der Getaufte nimmt teil am Leben Gottes und wächst hinein in Gott, der
in sich unendlich vollkommen und glücklich ist. Gott sagt
bedingungslos JA zu jedem Menschen. Keiner muss zunächst etwas
leisten, um da sein zu dürfen. Jede und jeder von uns ist in die
Liebe Gottes hinein genommen und darf die Stimme Gottes hören:
„Du bist geliebt. Du bist wertvoll. Du bist kostbar“.
Ich lade Sie ein, dass Sie mit dieser Zusage in den heutigen Tag
hineingehen, dass Sie sich erinnern, dass bei der Taufe der Himmel
geöffnet wurde und für immer offen bleibt, dass Sie das Licht vor
sich haben, das Ihnen damals Eltern
bei der Taufe angezündet haben: ein Licht mit der Hoffnung des
Auferstandenen, dass Sie für immer umfangen sind vom letzten Glück,
das Gott ist.
Dienstag, 14.2.2006
Firmung
Wenn ich bei den Firmungen zu den Jugendlichen spreche, dann beginne ich
sehr oft so, dass ich ihnen einen Vergleich sage mit dem GPS-System
in den modernen Autos. Viele kennen das. Da sagt eine Stimme, wo man
fahren soll. Fahren muss man allerdings selbst. Diese Stimme ist für
mich ein Sinnbild für die Wirkkraft des Heiligen Geistes. Der
Heilige Geist sagt uns mit innerer Stimme immer wieder, auf welchem
Weg wir gehen sollen. Wir sehen ihn nicht, aber wir vernehmen seine
Stimme. Firmung ist gleichsam ein neues Bestätigen des inneren
Zieles des Lebens, eine Grundausrichtung auf den Dreifaltigen Gott
hin, auf den wir getauft sind.
Um im Bild des GPS-Systems zu bleiben, sage ich dann weiter: „Man kann
beim Fahren auch die Richtung wechseln. Dann sagt die Stimme: ‚Sie
verlassen das vorgesehene Straßennetz. Wenn möglich, bitte
wenden’. Immer in derselben Tonlage, nie ungeduldig, sagt die
Stimme, dass man das Straßennetz verlässt. Wenn man nicht
wechselt, dann überlegt diese Stimme, ob es nicht einen anderen Weg
zum Ziel gibt.
Der Heilige Geist ist die innere Stimme, die uns führt, die innere
Dynamik, die uns auf das Ziel unseres Lebens hinweist und behutsam
die klare Orientierung anbietet, damit wir unser Ziel, die
Vollendung in Gott finden und erreichen.
Mittwoch, 15.2.2006
Beichte
In den Morgengedanken in der Faschingszeit etwas
zum Sakrament der Beichte zu sagen, ist zumindest aufregend. Trotz
Freude und Ausgelassenheit: Es Menschen, die leben in unversöhnten
Lebenssituationen. Und gerade in solchen verfahrenen menschlichen
Konflikten spricht die Kirche im Namen Gottes die Vergebung.
Ich weiß, dass heute vielen der Zugang zum Sakrament der Buße schwer fällt.
Das hängt mit persönlichen Erfahrungen zusammen, vielleicht auch
mit der Form der Beichte. Beichte ist aber dennoch ein Ritus, in dem
die Vergebung Gottes verlässlich, wirksam und gültig zugesprochen
wird. Beichte ist ein geschützter Ort und Raum, wo man über seine
inneren Nöte und Bedrängnisse sprechen darf und wo dann ein Wort
der Vergebung von Gott her zugesprochen wird; wo jemand unter vier
Augen seine persönliche Not sich eingestehen darf und mit dem
Beichtpriester eine Spur sucht zu versöhnter Lebensweise. Die
Beichte hilft uns, Gott zu glauben, dass er die Sünden wirklich
vergeben hat. Es ist gut, wenn ich das einmal höre. Wenn mir das
zugesprochen wird, dann traue ich der Liebe Gottes, die mich im
Leben begleitet. Dann spüre ich die Barmherzigkeit, die mich
letztlich umfängt trotz meiner Schwächen und Fehler.
Donnerstag, 16.2.2006
Krankensalbung
Heute beim Aufstehen habe ich schon in einigen Zimmern im
Elisabethinen-Krankenhaus Licht gesehen. Ich wohne in Sichtweite zum
Spital. Da denke ich dann: „Wie war wohl die Nacht für die
Kranken? Haben sie lange auf den Morgen gewartet? Werden sie wieder
gesund? Haben sie Menschen, die ihnen Hoffnung zusprechen?“.
Eine Möglichkeit, um Menschen in solchen Situationen Hoffnung
zuzusprechen, ist die Feier der Krankensalbung. Ich weiß, dass
damit manche Sorge verbunden ist und auch manche Angst, weil die
Menschen heute nicht über Krankheit und Tod sprechen wollen. Ich
habe aber persönlich oft erfahren, wenn ich zu Kranken kam und
ihnen die Stirn und die Handflächen gesalbt habe, dass sie spürten,
jetzt ist ihnen Gott mit seiner Barmherzigkeit nahe. Und immer
wieder habe ich dann gehört, dass ihnen das gut getan hat. Manche
haben gesagt, nach der Krankensalbung ist es ihnen körperlich viel
besser gegangen.
Die Kirche spricht den Kranken die Barmherzigkeit Gottes zu und macht das
begreifbar mit der Salbung der Kranken. Die Kirche ist den Menschen
nahe im Wort der liebenden Zuwendung.
Freitag, 17.2.2006
Priesterweihe
Wenn ich nach Wien komme, gehe ich gerne in den Stephansdom und bete an
dem Ort, an dem ich bei der Priesterweihe und bei der Bischofsweihe
am Boden gelegen bin.
Bei der Weihe liegt der Kandidat am Boden und die ganze Gemeinde singt
die Allerheiligen-Litanei. An das erinnere ich mich immer, wenn ich
in den Stephansdom gehe.
Priester-Sein fängt unten an. Wir sind und werden aufgehoben und
getragen vom Gebet. Wir sind, wie alle Menschen, zerbrechlich und
doch mit Kraft erfüllt, die von Gott kommt. Deshalb kann ein
Bischof und jeder Priester auch immer bei denen sein, die unten
sind, oft nicht freiwillig, sondern niedergeschlagen, erniedrigt und
bedrückt. Da ist die Arbeit des Bischofs und da ist auch die Arbeit
jedes Priesters. Dazu braucht es ein starkes Rückgrat, denn nur wer
ein Rückgrat hat, kann sich auch bücken und jene Tiefen des Lebens
erreichen, in die die Menschen durch Konflikte und
Auseinandersetzungen, durch Bedrängnisse und Leiden hineingeraten
oder hineingezogen werden.
Durch Handauflegung und Gebet wird der Priester bei der Weihe gestärkt.
Schweigend legt der Bischof die Hände auf und ruft den Heiligen
Geist herab.
Bewegend ist bei der Priesterweihe auch die Salbung der Hände. Der
Priester kommt mit leeren Händen zu den Menschen, aber in einer
Offenheit für die liebende Zuwendung Gottes. Diese macht ihn fähig
für seinen Dienst.
Samstag, 18.2.2006
Ehe
Heute möchte ich Ihnen über das Sakrament der Ehe einige Gedanken
mitgeben.
Heiraten ist ein Versprechen der Treue, ein Veröffentlichen einer
Beziehung von Mann und Frau mit der Zusage, einander im Leben
beizustehen, also das Leben miteinander zu teilen. Für dieses
gemeinsame Vorhaben erbitten Frau und Mann mit der kirchlichen
Trauung den Segen Gottes. Das Brautpaar wird gesegnet, damit sie
einander Partner sind und ihren Kindern Vater und Mutter, damit sie
einander fördern in allem Guten. Dem Brautpaar werden Gesundheit
und eine erfüllte Lebenszeit gewünscht sowie Kraft und Zuversicht
in Not und in Krankheit. Die Feier der kirchlichen Trauung verleiht
dem Brautpaar eine Dynamik an Hoffnung mit der Verheißung einer
gemeinsamen Zukunft. In der kirchlichen Trauung wird die
Liebeszuwendung Gottes zu Mann und Frau ausgesprochen, damit im
gemeinsamen Leben aufgehen und aufblühen kann, was Gott an Güte
und Menschlichkeit im Herzen jedes Menschen grundgelegt hat. Ehe
wird so ein Schutzraum des Vertrauens, in den hinein Kinder geboren
werden und aufwachsen dürfen. Die ständig sich erneuernde Liebe
der Eltern wächst und prägt sich so auf Zukunft hin in den
Gesichtern der Kinder aus.
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