Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von Pfarrer Hans
Lagler
Sonntag, 12. 11.
2006
Wir brauchen den
Sonntag und der Sonntag braucht uns!
Hat es sich bis zu
ihnen schon durchgesprochen? Leider muss ich ihnen eine traurige
Mitteilung machen. In unserem Land ist jemand nämlich schwer krank
geworden. Es geht ihm gar nicht gut, aber ich hoffe, er lässt sich
nicht unterkriegen. Von wem könnte ich da sprechen? Er ist uns allen
gut vertraut und sehr ans Herz gewachsen. Es ist der Sonntag. Der
Sonntag ist in großer Gefahr. Der Sonntag als Tag des
Gottesdienstes, der Familie und der Freizeit wird von vielen Seiten
bedrängt und beschnitten.
Es ist daher wieder
nötig, sich auf den Sinn des Sonntags zu besinnen. Die Wurzeln des
christlichen Sonntags liegen im Sabbat, dem jüdischen Feiertag. Der
siebente Tag der Woche ist ein Ruhetag im alten Testament. An sechs
Tagen hat Gott die Welt erschaffen, am siebenten ruhte er. Da Jesus
am ersten Tag der Woche von den Toten auferstanden ist, wurden von
den Christen diese Privilegien des Sabbats auf den ersten Tag der
Woche, also auf den Sonntag übertragen.
Wir brauchen den
Sonntag und der Sonntag braucht uns. Wir müssen ihn stützen, damit
er uns auch weiterhin stützt. Wir müssen ihn heiligen, damit er uns
heiligen kann. Weil der Sonntag so wertvoll ist, darum sollen wir
ihm den gehörigen Platz in unserem Wochenablauf einräumen. Ihnen
allen einen erholsamen Sonntag.
Montag, 13. 11.
2006
Entdecken wir in
jedem unscheinbaren Tag den Diamanten!
Ein junger König hatte
geheiratet. Die Fürsten des Landes stellten sich mit großartigen
Geschenken ein. Ein alter Mann brachte einen unscheinbaren Apfel.
Als der Bräutigam diese Frucht sah, ärgerte er sich und warf ihn aus
dem Fenster in den Fluss.
Tagtäglich kam dieser
unbekannte Mann und ließ dem König einen Apfel überreichen. Ein Jahr
lang - so erklärte der Greis - werde er dieses Obst in das Schloss
bringen. Der Landesfürst gab seinen Dienern den Befehl, diese Frucht
sofort in den Fluss zu werfen.
Am letzten Tag dieses
Jahres hatte ein Diener Hunger und biss von diesem Apfel ab bevor er
ihn aus dem Fenster schmiss. Seine Zähne spürten einen harten
Gegenstand. Es kam ein kostbarer Diamant zum Vorschein. Als der
König von diesem Fund erfuhr ließ er sofort nach den anderen 364
Äpfeln suchen, doch es wurde keiner mehr gefunden. Nur der letzte
Diamant blieb übrig, alle anderen hatte der reißende Fluss
mitgerissen.
Jeder Tag wird uns wie
ein unscheinbarer Apfel geschenkt. Werfen wir diese kostbare Gabe
nicht achtlos aus dem Fenster in den Fluss der Zeit hinaus, sondern
entdecken wir in jedem Tag immer neu den Diamanten, also das, was
unser Leben wertvoll macht.
Dienstag, 14. 11.
2006
Dem Leben eine
Ordnung geben
In der Unsicherheit
und Unverbindlichkeit unserer Tage ist ein festes Fundament gefragt.
Diese verbindliche Grundlage spricht Jesus in der Bergpredigt im
Gleichnis vom Haus auf Felsen und dem Haus auf Sand an. (Mt 7, 24)
Ein Leben aus der Kraft des Glaubens ist so eine solide Grundlage.
Diese innerliche
Ordnung zeigt sich vielfach in der äußerlichen. Die äußerliche
Ordnung sagt viel über ein Haus oder einen Menschen aus und
beschreibt oft auch das innere Aussehen einer Person. Die äußerliche
wie die innerliche Ordnung gibt zugleich Halt und Sicherheit in den
Stürmen des Lebens und ergänzen sich gegenseitig. Gerade in guten
Zeiten gilt es daher, sich beiden Bereichen mit der nötigen Sorgfalt
zu widmen.
Ein Bekannter von mir
übt den Beruf eines Bankdirektors aus. Wenn er eine schwierige
Kreditvergabe hat und er nicht weiß, ob er den Antrag bewilligen
oder ablehnen soll, dann fährt er zu einer Besprechung in das Haus
des Kreditnehmers. Wenn er die Lebensbereiche in Ordnung hat, ist
das für den Herrn Direktor ein Hinweis, dass die Person in der Lage
ist mit geborgtem Geld verantwortungsvoll umzugehen und der Antrag
ist bewilligt.
Ein Leben aus der
Kraft des Glaubens hilft mit dem Leben eine sichere äußerliche und
innerliche Ordnung zu geben. In diesem Rückhalt bekommen wir eine
Leichtigkeit, diesen Tag der nun vor uns liegt gut zu gestalten.
Mittwoch, 15. 11.
2006
Gehen wir wie der
heilige Leopold Wege des Friedens
Die katholische Kirche
hat einen besonderen Brauch. Sie verehrt Persönlichkeiten, die sich
zu ihrer Zeit vorbildhaft im Glauben und im Leben bewährt haben als
Heilige. Heute steht ein Niederösterreicher am Kalender: nämlich der
Babenbergerherzog Leopold. Er hat sich zu seiner Zeit um Frieden und
um Gerechtigkeit in seinem kleinen Land bemüht. Seine Entscheidungen
wirken bis heute nach, denn seine Klostergründungen in Heiligenkreuz
und Klosterneuburg sind in der Gegenwart wichtige spirituelle und
kulturelle Impulsgeber im Land unter der Enns.
Nun sind wir dran in
unserer Zeit Wege des Friedens und der Gerechtigkeit zu gehen. Es
ist gar nicht so einfach, unseren Lebensauftrag zu erkennen. Wenn
wir mit offenen Augen durch diesen Tag gehen und mit unseren Ohren
gerade auf die leisen Stimmen hinhören, werden wir sensibel für das,
was rund um uns herum geschieht. Durch uns soll heute das Leben
heller werden. Durch uns soll heute Frieden und Gerechtigkeit
spürbar werden. Jetzt sind sie und ich gefragt. Der heilige Leopold
möge uns helfen, diesen Tag der nun vor uns liegt positiv zu
gestalten.
Donnerstag, 16. 11.
2006
Das Leben ist die
größte Kostbarkeit die wir besitzen
Unser Leben ist die
größte Kostbarkeit, die wir besitzen. Es sind uns nur ein paar
Jahrzehnte auf dieser Welt geschenkt. Diese kurze Zeitspanne gilt es
bewusst zu gestalten, denn heute ist der erste Tag vom Rest deines
Lebens. Wenn Sie diese Gedanken hören, liegen Sie vielleicht noch
gemütlich im Bett oder Sie sitzen gerade beim Frühstück. In den
bäuerlichen Betrieben hat die Arbeit im Stall begonnen und so
nebenbei schnappen Sie ein paar Worte dieser Morgengedanken auf.
Viele befinden sich schon im Auto und fahren zu ihrem Arbeitsplatz
und warten schon Tag für Tag auf diesen Impuls im Radio. Nehmen sie
diese Stunden, die nun vor ihnen liegen in die Hand und machen sie
das Beste daraus.
Der Monat November hat
mit zwei besonderen Tagen begonnen, nämlich Allerheiligen und
Allerseelen. Diese Feiertage sagen uns: Mit dem Tod ist nicht alles
aus. Es gilt die Ewigkeit Gottes mit in unser Leben hereinzunehmen.
Wer mit dem ewigen Leben rechnet, lebt in dieser Welt viel erlöster
und gelassener. Als Christen wissen wir, dass uns im Tod das Leben
gewandelt und nicht genommen wird. Wir gehen einer großartigen
Zukunft entgegen.
Ein Bildwort möchte
diesen Gedanken verdeutlichen: Als du auf die Welt kamst, hast du
geweint und alle, die um dich waren lächelten. Lebe so in der Welt,
dass, wenn du gehst, alle um dich weinen, du aber lächelst.
Heute beginnt wieder
ein einzigartiger Tag unserer Lebensgeschichte. Diese konkreten
Stunden, die nun vor Ihnen liegen gilt es zu gestalten, denn das
Leben ist die größte Kostbarkeit die wir besitzen.
Freitag, 17. 11.
2006
Ein „Danke“
verzaubert jeden Menschen
Ist es nicht so, dass
wir so viel Schönes und Gutes, das uns im Leben zuteil wird,
gedankenlos als Selbstverständlichkeit hinnehmen? Dabei lehrt uns
das Leben immer wieder, dass nichts selbstverständlich ist; im
Handumdrehen kann sich alles blitzschnell ändern.
Wen könnten wir heute
loben? Zu wem sollten wir schon lange einmal Danke sagen, denn
dieses Wort verzaubert jeden Menschen. Die Ehepartnerin, der
Ehepartner, Familienangehörige und Arbeitskollegen freuen sich über
ihr Lob. Lob baut auf und motiviert. Das hast du gut gemacht. Ich
bin stolz auf dich. Danke
Menschen, die im
öffentlichen Leben stehen, die sich in der Politik, in den Vereinen
oder für die Pfarre einsetzen freuen sich über unser Lob. Danke,
dass du diese Aufgabe übernommen hast. Danke, dass du dich für uns
im öffentlichen Bereich einsetzt.
Lob ist gerade für
solche Menschen besonders wichtig, denn negative Erlebnisse gibt es
ja genug. Wer nur bekrittelt und andauernd kritisiert wird, schmeißt
auf kurz oder lang mit dem berühmten Götzzitat alle seine Ämter hin
und zieht sich von jeder öffentlichen Tätigkeit zurück. Lob baut auf
und motiviert. Lob ist eine Art und Weise einfach “Danke” zu sagen.
Ein neuer Tag liegt vor uns, an dem uns viele Menschen begegnen
werden. Vergessen wir nicht, ihnen danke zu sagen.
Samstag, 18. 11
2006
Mit Rücksicht geht
das Leben leichter!
Da warten Schulkinder
am Straßenrand, um den Zebrastreifen zu überqueren, und die Autos
fahren trotzdem weiter. Erst das vierte oder fünfte Fahrzeug bleibt
stehen und beim Hinübergehen fühlen sich die Kinder nicht sicher,
weil auf der Gegenfahrbahn ein Lastwagen entgegen kommt.
Es gibt Tage, die
nachdenklich stimmen. Tage, an denen wir solche Situationen
miterleben, wie dieses Erlebnis. Da fragt man sich, wie es passieren
konnte, dass Rücksicht zu einem Fremdwort geworden ist? Bei solchen
Gelegenheiten wünsche ich mir nichts sehnlicher als eine gute Fee zu
sein, um mit einem leise gemurmelten Zauberspruch die
Rücksichtslosigkeit aus den Köpfen der Menschen herauszaubern zu
können.
Straßenränder wären
nicht mehr mit Aludosen und Verpackungsmaterial verschmutzt.
Zigarettenstummel würden nicht mehr achtlos weggeworfen.
Buswartehäuschen wären nicht beschmiert und die viel gepriesene
Straßenkameradschaft käme noch besser zum Vorschein.
Gehen wir mit offenen
Augen durch diesen Tag, der nun beginnt. Helfen wir heute zusammen,
damit Rücksicht durch uns erlebbar wird.
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