Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Pfarrerin Ingrid Tschank (Gols, Bgld.)

 

 

Sonntag, 18.2.2007

Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

Zu allen Zeiten haben Menschen das Singen als Kraftspender erlebt. Ein Lied zu singen, das gibt Halt, lässt innere Kraft spüren und verleiht sogar dort noch Mut, wo die Verzweiflung schon mit Händen zu greifen ist.

Lieder gehören zu den glücklichen und freudigen Augenblicken unseres Lebens. Was ist ein Fest, was ist ein Tag der besonderen Freude ohne Gesang? Immer ein weinig glanzloser, immer ein wenig festlicher. Denn wenn das Herz voll Freude übergeht, da fallen uns ja letztlich auch die Worte schwer. Ein Lied übersetzt unsere Gefühle in Töne und Klänge.

Die Fähigkeit zu Singen, das ist ein Gottesgeschenk. Der Gesang ist wie eine seelische Nahrung, die stärkt und kräftigt, die heilt und lebendig macht. Diese heilenden Kräfte, die bis in die Tiefenschichten der menschlichen Seele eindringen, entfalten eine beruhigende Wirkung, sogar Stress, Überlastung und Aggression kann damit abgebaut werden. So kommt der Mensch mit sich und der Welt wieder ins Gleichgewicht und ist dadurch gelöster und glücklicher.

Und wer sich selbst und anderen nahe ist, der ist auch Gott nahe, und Gott auch ihm.? Deshalb gehören Glauben und Singen zusammen. So heißt es im ja auch im Psalm 98 (V. 4): Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

 

 

Montag, 19.2.2007

Tanzen

Was gehört zu einem gelungenen Fest? Für mich gehört vor allem dazu, mit allen Sinnen zu feiern. zu singen, zu musizieren, miteinander zu essen und zu trinken und ganz besonders wichtig ist mir, dazwischen immer wieder das Tanzbein zu schwingen. Tanzen erzeugt in mir das Gefühl der Unbeschwertheit und Ausgelassenheit, es macht mich glücklich und fröhlich.

Mit jedem Tanzschritt, will ich etwas von dieser Welt, diesem Ort göttlicher Gegenwart, in mich aufnehmen. Tanzen tut nicht nur dem Körper gut und hält ihn fit, Tanzen ist immer auch der Ausdruck von Lebenslust und Lebensenergie.

Mit jedem Tanzschritt möchte ich aber auch ganz bewusst loslassen, mich befreien von dem, was mich bedrückt. Gott auch die Sorgen überlassen, die mich quälen, all die offenen Fragen, den Streit, für den ich keine Lösung weiß.

Mit jeder Drehung will ich auch etwas verlieren von der alltäglichen Hektik, von den Anstrengungen der hundert Notwendigkeiten.

Im Fasching, da scheint alles leichter und unmittelbarer als sonst. An vielen Orten freundliche, entspannte Gesichter, Menschen, die die Gemeinschaft genießen. Das ist doch ein Grund zur Freude, zum Lachen und zum Tanzen, so wie damals auch die Prophetin Mirjam es getan hat: Und Mirjam schlug auf die Pauke und alle zogen hinter ihr her mit Singen und Tanzen. (2. Mose 15, 20)

 

 

Dienstag, 20.2.2007

Es darf gelacht werden

Lachen ist gesund. In der Bibel wird das Lachen als das anerkannt, was es ist: eine Lebensäußerung, die zutiefst zum menschlichen Leben dazugehört. Das klingt auch aus dem Buch des Predigers (Pred 3, 4) deutlich heraus: Lachen hat seine Zeit.

Lachen ist das allermenschlichste, weder Tiere noch Computer können lachen. Wer sich also heute noch immer fragt, ob er beim Faschingstreiben mitmachen soll, dem kann ich nur sagen: Um Himmels willen, nein! Sollen tun wir das bestimmt nicht. Aber wir dürfen und können.

Wer jedoch Papierschlangen und Pappnasen überhaupt nicht ausstehen kann, der kann die Faschingsnarren ruhig auslachen, vielleicht mit Apfelsaft und klassischer Musik, warum nicht? Oder auch, indem er als einziger im Büro fleißig arbeitet, oder heute schon früh ins Bett geht  Als Christenmenschen haben wir die Wahl, denn wir sind in Christus zur Freiheit befreit unser Leben zu gestalten.

Auf alle Fälle gilt, mit oder ohne närrischem Treiben: Es darf gelacht werden.

 

 

Mittwoch 21.2.2007

Am Aschermittwoch fängt alles erst an

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei ...“, so singen alle, die es bedauern, dass der Fasching heute aus ist. Mit dem Aschermittwoch beginnt im Christentum die „Passions- oder Fastenzeit“. Viele Menschen wollen in den nächsten Wochen genügsamer leben und sich einschränken. Sie üben sich im bewussten und kritischen Umgang mit sich selbst.

Wer fastet, begibt sich auf einen neuen Weg. Neues beginnt aber erst, wenn wir zuerst loslassen, hergeben und uns frei machen: von Schuld, von Belastungen und von Abhängigkeiten. Verzichten tut weh. Aber Verzichten führt zu einer neuen Lebensqualität. Der gesundheitliche Gewinn, das ist das eine, die geistliche Reinigung ist das andere. Aber der Blick wird sich weiten.

Wir werden in dieser Zeit bemerken, was uns abhängig macht. Welche Dinge uns binden. Wir werden uns selbst die Frage stellen: Was will und kann ich daran ändern? Woran hänge ich? Und warum? „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“ Mögen Körper und Geist stark sein, krankmachende Bindungen abstreifen zu können. Mögen unsere Herzen frei sein, Leiden und Sterben zu begreifen, um offen zu sein für das neue Leben. Am Aschermittwoch fängt alles erst an!

Zum Fasten sagt Jesus im Matthäusevangelium (6, 16): „Wenn ihr fastet, dann setzt keine Leidensmiene auf wie die Heuchler. Sie machen ein saures Gesicht, damit jeder merkt, dass sie fasten.“

 

 

Donnerstag, 22.2.2007

Einen langen Atem haben

"Wissen sie worauf es ankommt", sagte einmal eine alte Frau zu mir, "an seinem Platz auszuhalten; dort durchzuhalten, wohin Gott mich gestellt hat." Und dann fuhr sie fort: "Dazu braucht man vor allem eines, einen langen Atem."

Es war schon gezeichnet, das Gesicht dieser alten Frau: gezeichnet von anstrengenden und sorgenvollen Zeiten, von Krankheit und Leid; doch zugleich wirkte sie zuversichtlich - ja fröhlich, und das Gesicht zeigte auch, dass diese Frau schöne und glückliche Zeiten in ihrem Leben verbracht hatte. Zeiten, die ihr die Kraft und das Vertrauen gegeben haben, diesen langen Atem zu haben.

Von solchen Erfahrungen mit Gott zu hören, das haben wir immer wieder nötig. Gerade weil die negativen Nachrichten an uns zerren und die Erfahrungen von Leid, Schuld und Vergänglichkeit uns zu Boden ziehen können. Der lange Atem, er wird dann oftmals kurz und unruhig und stockend.

Einen langen Atem haben. - Darauf kommt es an. Meinen Blick will ich neu ausrichten auf das, was mich stärkt und mir Sinn gibt und mich mit neuem Leben erfüllt. An dem Ort, wo Gott mich hingestellt hat, dort wird er mir auch nahe und sich  mir mit seiner Liebe und Gnade zuwenden. Ob ich traurig bin oder glücklich, ob ich stark bin oder schwach, ob ich lache oder weine. Es wird von ihm gesegnet sein.

 

 

Freitag, 23.2.2007

Frida Kahlo 1

Die mexikanische Malerin Frida Kahlo wurde 1907 geboren und erkrankte mit sechs Jahren an Kinderlähmung. Ein Bein blieb im Wachstum zurück. Mit 17 Jahren passierte auch noch ein tragischer Unfall. Zeit ihres Lebens, sie ist mit 47 Jahren verstorben, hatte sie starke Schmerzen und konnte sich ohne Stützkorsett nicht aufrecht halten. So begann Frida Kahlo zu malen.

In einem ihrer Selbstbildnisse blickt Frida Kahlo voll Klage und Trauer, voll Schmerz und Verletztheit aus dem Bild. Und doch wirkt sie zugleich stark, stolz und mutig. Sie verbirgt ihren Schmerz nicht und wahrt trotzdem ihr Gesicht. Mitleid fordert das Gesicht dieser Frau nicht. Sie beansprucht als Mensch auch im Leid akzeptiert, wahrgenommen und in ihrer Würde respektiert zu werden.

Ganz ohne Schutz, geht das natürlich nicht. Ihr Gesichtsausdruck erinnert an die Worte des Propheten Jesaja, der sagt: „Ich habe mein Gesicht hart gemacht“.

Frida Kahlo sagt: „Seht her, Ich bin da! Mit allem, was ich bin, auch mit meinem ganzen Schmerz. Ich bin gebrochen und doch stolz. Ich bin verletzt und doch schön. Ich bin schwach und doch stark. Gott hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden.

 

 

Samstag, 24.2.2007

Frida Kahlo 2

Die mexikanische Malerin Frida Kahlo war seit ihrem 17. Legensjahr schwer behindert. Eines Tages begann Frida Kahlo zu malen. Eines ihrer Selbstbildnisse zeigt sie als eine gebrochene Frau, deren Seele auch zu zerbrechen droht. Schwere dicke Tränen laufen ihr über die Wangen. „Leben mit dem, was zerbrochen ist.“ Diese Worte stehen über dem Bild.

Da ist ein Stück Lebenswirklichkeit von uns allen. Zerbrechliche Menschen sind wir alle; zerbrechlich an Körper und Seele. Das merken wir nicht erst wenn wir Älter werden und uns dieser und jener Körperteil weh tut. Zerbrechlich sind wir von Geburt an. So müssen wir ein Leben lang lernen, mit dem zu leben, was zerbrochen ist. Auch Jesus ist nicht heil und unversehrt geblieben ist, sondern gebrochen in vielem wie wir, aber in seiner Gebrochenheit wurde er von Gott als ganzer Mensch angenommen.

Frida Kahlo hat sich in Jesus wiedererkannt und ihn den Betrachtern ihrer Bilder vor Augen geführt. Jede von uns kann das auch tun: zu Gott sich wenden, alles vor ihm hineinlegen, was in unserem Leben zerbrochen ist. Denn Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.