Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
„Wer ein Leben rettet, rettet die
ganze Welt“
von Michael Landau, Caritasdirektor
der Erzdiözese Wien
Sonntag, 3. Februar 2008
Im Jahr 2002 hat die Caritas Iquitos
in Peru auch mit Hilfe aus Österreich ein Haus für vernachlässigte
und allein gelassene Kinder eröffnet. Etwa 70 Kinder und Jugendliche
im Alter von 3 bis 18 Jahren finden dort ein Dach über dem Kopf und
mehr: Sie finden Geborgenheit und Zuwendung. Sie bekommen gesundes
Essen, ein eigenes Bett, Kleidung; es gibt dort funktionierende
Sanitäranlagen. Und sie bekommen eine Ausbildung, damit sie später
auf eigenen Beinen stehen und ihr Leben meistern können. Das ist
entscheidend.
Ich habe im vergangenen Sommer
selbst erlebt, wie sehr sich die Kinder über unseren Besuch gefreut
haben und mit wie viel Selbstvertrauen sie heute in die Zukunft
blicken. Das ist ein langer Weg, so hat uns die Leiterin, Schwester
Hermana Elvira, erzählt. Denn die meisten Kinder haben Schlimmes
erlebt, sind verschreckt, verschlossen, wenn sie ins Haus kommen.
Sie brauchen Zeit, um sich zu öffnen, um zu erkennen, dass sie hier
geliebt und angenommen werden. Aber sie finden Hoffnung, sie haben
eine Chance. Dazu ist Hilfe nötig, auch aus Österreich. Wir können
nicht alle Kinder retten. Aber wir können etwas tun und wir sollen
es auch! Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.
Montag, 4. Februar 2008
Im Caritaszentrum St. Lukas in
Weißrussland wohnen 30 schwerkranke Kinder mit ihren Müttern.
Nikolaj ist eines dieser Kinder, er hat Leukämie. Mehrmals in der
Woche muss er zur Behandlung in die Krebsklinik. Der Vater hat die
Familie vor Kurzem verlassen; nach der Scheidung musste Ljuba,
Nikolajs Mutter, mit den Kindern aus der Wohnung ihrer
Schwiegermutter ausziehen. Ohne Arbeit, Geld und Wohnung, mit einem
schwerkranken und einem schulpflichtigen Kind kam sie vorübergehend
bei Freunden unter. Als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Caritas von ihrem Schicksal erfuhren, erhielt sie die Möglichkeit,
während der Behandlung von Nikolaj in St. Lukas kostenlos zu wohnen.
Hier werden Ljuba und ihre Kinder mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln
und Kleidung versorgt. Die Mutter wird mit ihren Sorgen nicht
alleine gelassen, der Bub hat mittlerweile Freunde gefunden. Alle
hoffen, dass Nikolaj wieder gesund wird, die Ärzte geben ihr Bestes.
Viele Kinder in Weißrussland bekommen diese Chance nicht, weil es
auf dem Land keine spezialisierten Krankenhäuser gibt, die diese
schweren Erkrankungen behandeln können. Wir können nicht alle Kinder
retten. Aber wir können etwas tun und wir sollen es auch! Wer ein
Leben rettet, rettet die ganze Welt.
Dienstag, 5. Februar 2008
„Lebenselixier Hoffnung“ – so hat
eine engagierte Journalistin die Arbeit für und mit Kindern genannt.
Wie in Albanien, wo es kalt ist und die Menschen frieren, so, wie
die 15-jährige Pranvera, die zusammen mit drei Geschwistern und
ihren Eltern notdürftig auf rund 10 Quadratmetern wohnt. Den
Lebensunterhalt verdient die Familie mit dem Sammeln und Verkaufen
von Altmetall. Auch das Betteln bringt Geld ins Haus, die Schule
hingegen nicht. Die meiste Zeit verbringen Pranvera und ihre
Geschwister auf den Straßen. Ohne Hilfe haben die Kinder in aller
Regel keine Chance.
Die Caritas unterstützt eine Reihe
von Projekten in Albanien, etwa das Haus Eden in Tirana, ein
Tageszentrum für Straßenkinder. Rund 60 Kinder bekommen dort täglich
Unterricht und eine warme Mahlzeit. Denn Bildung ist der Schlüssel
zur Zukunft. „Wir wollen den Kindern und ihren Familien ein normales
Leben ermöglichen“, erklärt die Leiterin des Zentrums. Wie viel
einzelne Menschen bewegen können, das zeigen zwei Ordensschwestern
in der Stadt Fushhe-Arrez im kargen Bergland im Norden des Landes:
Jedes Jahr sammeln sie Geld für vier bis fünf neue Häuser und 15
Hausdächer. Und sie haben neben einer Ambulanz und der
Lebensmittelversorgung für rund 300 Familien auch zwei
Kindergartengruppen aufgebaut. Wir können nicht alle Kinder retten.
Aber wir können etwas tun und wir sollen es auch! Wer ein Leben
rettet, rettet die ganze Welt.
Mittwoch, 6. Februar 2008
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist
von Wien weniger weit entfernt als London oder Paris. Allein hier
leben mindestens 8.000 Kinder auf der Straße. Im Winter findet man
sie überall dort, wo es warm ist: In der Kanalisation, in der Nähe
der riesigen oberirdischen Fernwärmerohre, in Kellern. Das Leben auf
der Straße ist hart. Vor der Polizei müssen sich die Jugendlichen
verstecken, täglich müssen sie sich ihr Essen organisieren, immer
wieder neue Schlafplätze suchen. Zeit, ihre Kindheit und Jugend
unbeschwert zu genießen, haben sie nicht.
Im Straßenkinderzentrum der Caritas
in Kiew finden diese jungen Menschen Hilfe. „Unser Haus steht
Kindern und Jugendlichen in Not offen“, erklärt die Leiterin dieser
Einrichtung. Obdachlose Kinder und Jugendliche können direkt von der
Straße ins Zentrum kommen. Sie können sich hier duschen, erhalten
saubere Kleidung und warme Mahlzeiten. Ein Arzt behandelt akute
Verletzungen und Erkrankungen. Und: Es ist jemand da, der sich für
sie, für ihre Sorgen, Nöte und Freuden interessiert. Ein weiterer
Schwerpunkt ist die präventive Arbeit. Sozialarbeiterinnen besuchen
die Familien und versuchen, ihnen in Krisensituationen beizustehen,
Eskalationen zu verhindern. Wir können nicht alle Kinder retten.
Aber wir können etwas tun und wir sollen es auch! Wer ein Leben
rettet, rettet die ganze Welt.
Donnerstag, 7. Februar 2008
Sie leiden unter sozialer
Ausgrenzung, sind häufiger krank, haben weniger Zukunftschancen.
Armut trifft Kinder ganz besonders hart. Rund 96.000 Kinder und
Jugendliche leben hier zu Lande in akuter Armut. Ca 270.000 Kinder
und Jugendliche unter 20 Jahren sind armutsgefährdet oder arm.
Kinderarmut ist eines der beschämendsten Probleme in Österreich. Und
aus der täglichen Caritasarbeit weiß ich: Armut ist keine Frage der
Gene, erblich ist sie vielfach trotzdem. Denn Not und triste
Lebenssituationen werden häufig über mangelnde Bildungschancen an
die eigenen Kinder „weitervererbt“.
Die Caritas betreibt eine Reihe von
Projekten, deren Zielgruppe Kinder und Minderjährige sind: Etwa
Mutter-Kind-Häuser, in denen Frauen mit Kindern in Not Obdach und
Unterstützung erhalten. Oder Psychotherapieangebote für Kinder und
Jugendliche in unseren Familienzentren oder die Angebote der
Familienhilfe. Und in vielen Caritaseinrichtungen werden Kinder
„mitunterstützt“: Wenn ein langzeitarbeitsloser Elternteil in einem
sozialökonomischen Projekt wieder Beschäftigung findet, profitieren
auch die Kinder davon. So öffnen wir jährlich für rund 25.000 Kinder
in Österreich ein Fenster in die Zukunft. Wir können nicht alle
Kinder retten. Aber wir können etwas tun und wir sollen es auch! Wer
ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.
Freitag, 8. Februar 2008
Seit Monaten sind die
Sozialberatungsstellen der Caritas heillos überlaufen. Die Telefone
klingeln ununterbrochen. Vor allem die steigenden Miet- und
Energiekosten stellen immer mehr Menschen vor große Probleme. Die
Kosten für Heizöl sind etwa seit dem Jahr 2000 um über 50 %
gestiegen, die Gaspreise um über 30 %. Für viele Menschen werden
bereits die grundlegendsten Fixkosten zum existenzgefährdenden
Problem! Armut hat immer ein Gesicht. Oft ist es weiblich.
Alleinerziehende Mütter, denen das Geld fehlt, um offene
Heizkostenrechnungen zu bezahlen, alte Menschen, die mit ihrer
kleinen Pension nicht auskommen und im Winter frieren müssen, sie
alle bitten um Hilfe – und oft schämen sie sich, dass sie bitten
müssen. Auch die Preise für Grundnahrungsmittel sind stärker
gestiegen als die Inflationsrate. Und da nützt es einer vierköpfigen
Familie mit nur einem Einkommen nichts, dass Flugreisen billiger
werden. Wie sollen sich die Eltern entscheiden? Gesunde Lebensmittel
kaufen oder doch lieber Miete und Energie zahlen? Elternarmut heißt
immer auch Kinderarmut. Armutsbekämpfung bedeutet darum nicht
zuletzt, Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dazu wollen
wir beitragen. Wir können nicht alle Kinder retten. Aber wir können
etwas tun und wir sollen es auch! Wer ein Leben rettet, rettet die
ganze Welt.
Samstag, 9. Februar 2008
Moldawien ist nach allen
Sozialindikatoren derzeit das ärmste Land Europas. Und es sind immer
die gleichen Gruppen, die in diesen Ländern auf der Strecke bleiben:
alte Menschen und Kinder.
Ich erinnere mich an eine Wohnung,
die ich besucht habe, in der eine Mutter und ihre Tochter gelebt
haben. Die Mutter alt und bettlägerig, die Tochter behindert und
ebenfalls zu Hause. Mit der Pension lässt sich die Heizung zahlen,
aber dann bleibt nichts mehr zum Essen, und so war die Heizung schon
lange abgedreht, und die beiden haben versucht, den Raum mit einer
kleinen Gasflamme zu heizen. Ohne Nachbarn hätten sie nichts zu
essen, wohl auch kein Wasser… Auch wird am Land oft noch aus Brunnen
Wasser geschöpft. Und im Winter sind die Wege vereist, wie auch die
Kräfte der alten Menschen zum Schöpfen häufig nicht mehr reichen. Es
ist eine stille Katastrophe, und zwar ganz in unserer Nähe…
Die Caritas Moldawien hat vor ein
paar Jahren mit der Hauskrankenpflege begonnen. Und man kann sich
vorstellen, was es heißt, wenn ein alter Mensch sich endlich wieder
– vielleicht zum ersten Mal seit vielen Wochen – waschen, baden,
sauber machen kann, wie das im Caritas-Sozialzentrum möglich ist.
Helferinnen und Helfer holen die Menschen ab, die den Weg alleine
nicht mehr schaffen. Nicht alle alten Menschen können wir erreichen,
ihnen einen Lebensabend in Würde ermöglich. Aber wir können etwas
verändern und wir sollen es auch! Und klar ist: Wer ein Leben
rettet, rettet eine ganze Welt.
>>Nähere Informationen unter
www.patenschaften.at
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