Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von
Pfarrerin/Psychotherapeutin Mag. Margit Geley, Evang. Pfarrgem.
Salzburg-West in Taxham
Sonntag, 31.8.2008
Die Tage werden kürzer, die Abende kühl, das Licht des Sommers ist nicht
mehr so stark, nicht mehr so grell. Der Tag beginnt mit Kühle, mit
der Ahnung vom Herbst, der bald kommen wird. Der Sommer ist für mich
die Zeit um Sonne und Licht zu tanken, für das restliche Jahr. Bis
in die Knochen möchte ich da gern die Sonne und Hitze spüren und mir
dieses Gefühl aufheben für die kalte Zeit des Jahres. Im Sommer
möchte ich die Sonne auf einem See am Morgen glitzern sehen, ich
möchte am Abend im lauen Wind sitzen, bei Vollmond im warmen See
baden. Und immer wieder denke ich an das, was Jesus gesagt hat: „Ich
bin das Licht!“ „ wer in meinem Licht steht, wird niemals im Dunkeln
sein!“ (Joh 8,12) – auch wenn es dunkel ist, möchte ich da gern dazu
sagen. Licht wird auch da sein, wenn es dunkel ist. Wärme wird da
sein, auch wenn es kalt ist. Das Licht das Jesus ist, ist die Liebe
mit der Menschen sich begegnen. Das Licht, das Jesus ist, ist die
Wärme, die wir einander schenken. Das Licht, das Jesus meint ist die
Hilfe und Anteilnahme, die wir anderen Menschen schenken, ohne
Bedingungen, ohne Hintergedanken. Dieses Licht wird auch da sein,
wenn es dunkel ist.
Montag, 1.9.2008
Die Woche beginnt, ein neuer Monat beginnt. Die Arbeit beginnt und der
Alltag nach einem Wochenende, an dem vielleicht auch Zeit zum
Ausruhen und Entspannen war. Für viele Kinder beginnt wieder die
Schule, für andere die letzte Ferienwoche nach einer langen
Sommerpause. So schließt sich langsam der Sommer und der Herbst
öffnet seine Pforten. Eine Tür geht zu, eine andere auf. Das kann
vielleicht auch ein Sinnbild für das Leben sein. Denn manchmal
schließen sich Türen, das, was wir erhofft haben, gelingt nicht. Das
was wir lange gemacht haben, geht seinem Ende zu – z. B. wenn jemand
in Pension geht. Türen gehen zu – und das ist oft traurig – so wie
viele traurig werden, wenn der Sommer geht. Türen gehen dann jedoch
auch auf – so wie der Herbst kommt, mit seinen Farben, mit seiner
sich aufbäumenden Lebenskraft. Mit seinem Obst, mit seiner Ernte.
Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin die Tür zu Gott!“(Joh 10,9) wer
durch diese Tür geht, der wird Gott auf meine Weise sehen und
erleben. Einen Gott, der immer für mich da ist. Einen Gott, der sich
mir immer zuwendet, auch, wenn ich enttäuscht und traurig bin. Wer
zu Gott durch Jesu Tür geht, der darf wissen: egal, was ist, hier
gibt es eine offene Tür für mich.
Dienstag, 2.9.2008
Der Herbst beginnt. Die Welt beginnt bald in allen Farben zu leuchten,
das Obst wird reif und bunt. Getreide wird geschnitten, Trauben
werden bald geerntet. Äpfel, Birnen, Most, Brot – Überfluss, den
wir erleben, wenn wir unsere Natur anschauen. Für viele Menschen ist
das eine Zeit von viel Arbeit. Aber auch eine Zeit des Erfolgs, eine
Zeit um stolz zu sein darauf, dass sie gesät, gepflegt, gewartet
haben und nun ernten können. Am Ende des Monats werden wir Erntedank
feiern – danke sagen für das Brot des Lebens, dafür, dass wir genug
haben – mehr als genug. Auch um Verzeihung können wir dann bitten,
dass wir oft nicht genug kriegen, dass wir nicht satt werden können,
obwohl wir doch genug haben, mehr als genug.
Jesus hat gesagt: Ich bin das Brot des Lebens, wer von meinem Brot isst,
der wird keinen Hunger mehr haben. (Joh 6,35) Viele Menschen haben
Hunger, obwohl sie so satt sind. So satt, dass sie alles satt
haben. Das Brot, das Jesus ist, ist das Wissen um die Schönheit des
Lebens. Das Brot, das Jesus ist, ist das Wissen, dass es auch genug
sein darf. Dass es nicht nötig ist immer mehr zu haben. Das Brot,
das Jesus meint, ist auch die Bereitschaft Brot zu teilen mit denen,
die tatsächlich Hunger leiden, die nicht genug haben.
Mittwoch, 3.9.2008
Wir haben heute die Mitte der Woche, die Hälfte der Arbeit dieser Woche
ist schon geleistet. Vielleicht ist das ein Anlass kurz aufzuhören
und sich bewusst zu machen: das habe ich gut gemacht! Ich habe schon
viel geleistet! Ich darf mich darüber freuen und stolz darauf sein.
In diesem Moment der Ruhe, höre ich die Schafe, die in meiner
Nachbarschaft wach werden. Sie blöken hell und tief, und ich höre
meine kleine Tochter, die dieses Blöken nach macht und den Schafen
zu ruft: hallo Schafe, ich komme gleich zu euch – weil sie denkt,
dass die Schafe sie rufen. Ein Moment der Ruhe, mitten in der Woche,
mitten im Alltag, gerade in der Früh, wo sich die Arbeit schon fast
aufdrängt. Kurz, einen Augenblick inne halten und hören: was höre
ich? Kurz innehalten und sich sagen dürfen: viel habe ich schon
geleistet! Ich höre die Schafe und ich denke daran, dass Jesus
gesagt hat: Ich bin der gute Hirte und gebe mein Leben für die
Schafe. Und ich kenne meine Schafe und meine Schafe kennen mich. (Joh
10,11) Ein Hirte kann seine Schafe unterscheiden, auch wenn sie für
andere alle gleich aussehen. Ein Hirte führt seine Schafe zu Weiden,
die genug Gras und Kräuter haben. Ein Hirte versorgt seine Schafe,
auch die bockigen, auch die weniger hübschen. Ein Hirte lässt seine
Schafe niemals im Stich, er ist immer für sie da – so wie Gott.
Donnerstag, 4.9.2008
Wasser macht unser Leben aus. Wasser brauchen wir zum Leben, zum
Überleben. Wasser ist Lebenselixier, wir bestehen zu großen Teilen
aus Wasser. Wasser hat Kraft, es durchdringt alles, es schenkt Leben
und kann Zerstörung bringen. Wasser ist unser erstes Element, in dem
wir uns bewegen im Bauch unserer Mütter. Vielleicht fühlen sich
deshalb viele Menschen so wohl im Wasser, genießen es auf dem Wasser
zu schaukeln, sich tragen zu lassen, umgeben zu sein vom Wasser. Für
mich ist schwimmen etwas ganz Wesentliches, es ist mir ein Sinnbild
für meinen Glauben. So wie das Wasser beim Schwimmen meinen Körper
umgibt, so fühle ich mich auch von Gott umgeben. Ich kann es nicht
greifen, nicht festhalten, ich kann es nicht einmal ganz deutlich
spüren – dennoch ist das Wasser um mich herum, so wie Gott. Jesus
sagt: ich bin die Quelle des Lebens, wer von meiner Quelle trinkt
aus dessen Inneren werden Ströme lebendigen Wassers sprudeln. (Joh
7,8) Jesus geht auf Menschen zu, er hört, was jemand wirklich
braucht. Er besucht Menschen, die keinen Besuch bekommen. Er spricht
mit Personen, mit denen niemand reden will.
Freitag, 5.9.2008
Weintrauben in grün und blau, Sonne, die auf den Blättern leuchtet, warme
Hänge von Sonne durchflutet. Wenn wir durch einen Weingarten gehen
im Herbst, dann leuchtet die Welt. Die Weinstöcke sind voller Reben,
die Trauben leuchten uns entgegen als würden sie bitten, dass sie
geerntet und gegessen werden. Sie verheißen Genuss, zum Essen und
zum Trinken. Sie verheißen uns Luxus, Lebensfreude über das
Notwendige hinaus. Jesus verwendet das Bild der Trauben für die
Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen: ich bin der Weinstock, ihr
seid die Reben. Wer in mir lebt bringt reiche Frucht. (Joh 15,5) Die
Trauben müssen mit ihrem Weinstock verbunden bleiben, so können sie
wachsen. Durch die Wurzeln, über die Stämme, über die Reben wandert
die Kraft, die Nahrung, die sie brauchen. Wird diese Verbindung
getrennt, dann gibt es kein Wachstum, dann gibt es keine Kraft für
die Trauben. So ist es auch für uns Menschen. Sind wir abgeschnitten
von unseren Wurzeln, sind wir abgeschnitten von der Kraft des
Lebens, dann fällt das Leben schwer. Leuchtende Trauben und
leuchtende Menschen brauchen Gemeinschaft von Menschen, die sie
umsorgen, leuchtende Trauben brauchen Wurzeln, die sie nähren.
Leuchtende Trauben brauchen die Aussicht anderen Nahrung und Genuss
zu werden.
Samstag, 6.9.2008
Eine Woche neigt sich dem Ende zu. Wir sind viele Wege gegangen, haben
viel erledigt viel gearbeitet. Die meisten Wege unseres Lebens waren
wohl die breiten, ausgetretenen, die wir immer gehen. Zur Arbeit und
zurück. Zu den Freunden und wieder heim. Auch die Wege unserer
Gedanken sind meistens breit und ausgetreten. Oft denken wir das
Gleiche, reden dasselbe, überlegen ähnliche Dinge, sorgen uns immer
wieder ums Neue über dieselben Probleme. Die Wege unseres Lebens
sind breit und ausgetreten. Das macht das Leben einfacher und ist
gut – so können wir den Alltag meistern und müssen uns nicht
ablenken lassen vom sogenannten „Normalen“. Manchmal ist es dann
jedoch gut einen neuen Weg zu gehen, neue Welten zu entdecken – im
wörtlichen, und im übertragenen Sinn. Ein anderes Land kennenlernen,
wie es viele im Urlaub tun, andere Denkweisen erahnen und bemerken:
auch andere haben recht. Auch andere Lebensweisen sind möglich.
Jesus hat gesagt: ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
(Joh14,6) Mein Weg führt zu einem Gott der Liebe. Mein Weg führt zu
einem Gott, der ein liebevoller Vater ist. Mein Weg, den ich zeige
führt zu einem Lebensweg, der viele Wahrheiten wahr sein lässt. Mein
Weg führt dich zu einem Gott, der neue und alte Wege anerkennt.
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