Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Mag. Peter Hausberger, Pfarrer in Salzburg - St. Paul

 

 

Sonntag, 30.11.2008

Der Stille in der stillsten Zeit eine Chance geben.

Mit dem heutigen Tag beginnt der Advent. Für die christlichen Kirchen ist der Advent eine Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Am Adventkranz wird heute die erste Kerze angezündet. Jede Woche kommt eine weitere dazu. Wenn alle vier Kerzen brennen, feiern wir Weihnachten.

Jede und jeder weiß allerdings, dass sich die Wirtschaft dieser Zeit so sehr bemächtigt hat, dass aus der Vorbereitungszeit eine hektische Festzeit entstanden ist.

Nicht zu überhören ist im Advent das Jammern über Erschöpfung, Stress und Hektik. Viele zusätzliche Termine für Adventfeiern und andere Erledigungen sollen noch in den sowieso schon anstrengenden Tagesablauf hinein gepfropft werden. Vor allem die Menschen, die im sogenannten „Weihnachtsgeschäft“ verlängerte Arbeitszeiten und Höchstleistungen erbringen müssen, kommen selbst zu kurz. Auch die Betriebe in den Schigebieten sind geöffnet. Die Beschäftigten in den Tourismusbetrieben wissen, dass sie jetzt kräftemäßig durchhalten müssen bis Ostern.

Wie kann man innehalten und sich auf das Wesentliche besinnen? Vielleicht hilft es, dass man in dieser Zeit, in der es schon am Nachmittag dunkel wird und die Nächte lang sind, eine Kerze anzündet. Das Licht der Kerze verbreitet eine warme Stimmung und unterstützt uns darin, ruhig und still werden zu können.

Wir können auf die innere Stimme hören und uns unserer Sehnsucht bewusst werden. Es kann sein, dass uns Adventlieder einfallen, alte, vertraute Melodien, z. B. von „Tauet, Himmel, den Gerechten!“ und dass im Schauen auf die Flamme der Kerze auch unser Herz licht wird und hell.

 

 

Montag, 01.12.2008

Was sagt der Adventkalender heute?

Nicht wegzudenken im Advent sind die diversen Adventfeiern. Für Eltern mit mehreren Kindern ist es oft nicht einfach, alle Schulaufführungen, Kindergartenfeiern, Vorspielabende usw. einzuplanen und zu besuchen.

Einen besinnlichen Advent zu verbringen verlangt eine gute Einteilung, manchmal sogar einen Widerstand gegen das normalerweise Erwartete und einen Rückzug aus dem Getriebe und Geschiebe. Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass Sie nicht am 24. Dezember sagen müssen: Bin ich froh, wenn die Feiertage vorbei sind!

Einen Tag nach dem anderen bewusst zu beginnen, dazu kann auch ein Adventkalender helfen. Für Kinder ist es immer sehr spannend, wenn sie das Türchen öffnen und schauen, was denn heute drinnen ist. Über einen Adventkalender freut man sich immer, man ist nie zu alt dazu. Auch in Altersheimen ist es ein besonderes Ritual für die hochbetagten Menschen, wenn aus einem liebevoll gestalteten Adventkalender täglich eine kleine Überraschung herausgeholt wird. Es gibt übrigens auch Adventkalender, die nicht mit Süßigkeiten gefüllt sind, sondern mit Texten, Bastelideen, Spieltipps oder einem nachdenklichen Spruch.

So der Adventkalender der Aktion „Sei so frei“ der Katholischen Männerbewegung: In diesem Jahr ist er dem Alltag der Straßenkinder, vor allem in Kolumbien, gewidmet. In den Sprüchen, Bildern und Texten kann man einen Einblick gewinnen in das Leben von Kindern an anderen Plätzen der Welt. Wenn man den heutigen Tag, den ersten Dezember, aufblättert, findet sich der Spruch: „Eine glückliche Kindheit ist das wertvollste Geschenk, das Eltern zu vergeben haben.“

 

 

Dienstag, 02.12.2008

Wann kommt das (Christ)-Kind?

 „Meine Mama bekommt ein Baby! Und ich wünsch mir, dass es eine Schwester wird!“, hat vor ein paar Monaten ein zehnjähriger Ministrant während der Messe – nämlich während der Lesung – mir ins Ohr geflüstert.

Der Wunsch nach der Schwester ist in Erfüllung gegangen. Sie wird von ihren Eltern und ihren drei Geschwistern rundum geliebt und entwickelt sich prächtig.

In einer anderen Familie zieht ein dreijähriges Mädchen die Freundin der Mutter zu sich hinunter und flüstert ihr ins Ohr: „Meine Mama hat ein Baby im Bauch!“ Dieses Kind soll in vier Monaten auf die Welt kommen. Die beiden Schwestern reden viel mit dem Baby. Sie singen ihm etwas vor, sie wissen, es kann sie hören und es fühlt jetzt schon, dass sie es lieben. Mit Spannung warten sie darauf, dass sie es in die Arme nehmen können. Immer wieder fragen sie: „Wann kommt das Baby? Wie lange noch?“

Advent ist jedes Jahr eine Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf die Geburt des Christus-Kindes. Das Zeichen der Weihnacht ist der Säugling, in Windeln gewickelt. Jedes Jahr feiern wir, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Er macht sich klein – wie ein Kind. Eine Familie bereitet sich auf die Geburt eines Kindes vor, in anderer Weise bereiten wir uns im Advent darauf vor, dass sich die Geburt des Christuskindes in unseren Herzen ereignen kann.

 

 

Mittwoch, 03.12.2008

Weihrauch

Bei unseren Israelreisen kaufen wir immer in Jerusalem bei einem Händler, der uns inzwischen schon kennt, größere Mengen von speziell ausgesuchtem Weihrauch.  Schon im Voraus malen wir uns die Kommentare unserer Ministrantinnen und Ministranten zum neu mitgebrachten Weihrauch aus.

Vor einigen Jahren haben sie nämlich begonnen, aus den verschiedenen Sorten, die sich in der Sakristei angesammelt haben, für jedes Hochfest eine spezielle Weihrauchmischung herzustellen. Die größeren legen die Körnermischung auf eine glühende Kohle und riechen, ob die Komposition für das bevorstehende Fest so wohl passt. Die kleineren stehen gebannt dabei.

Durch die Freude der Kinder und Jugendlichen haben wir selber eine ganz neue Beziehung zum Weihrauch bekommen. Wenn die duftende Rauchwolke in der Kirche aufsteigt, erleben wir Liturgie mit allen Sinnen. Unsere Feiern hier auf der Erde sollen ja die himmlische Liturgie widerspiegeln.

„Wie Weihrauch steige mein Gebet vor dir, Gott, auf“, so heißt es im Psalm 141, der manchmal auch beim Weihräuchern in der Kirche gesungen wird.

Nicht nur in der Kirche, sondern auch in den Häusern und Wohnungen wird gerade im Advent gerne Weihrauch verwendet. Der Duft von Weihrauch gehört zur besinnlichen Einstimmung ebenso dazu wie Adventgeschichten und -lieder.

Beieinander zu sein bei Kerzenlicht und Weihrauchduft in froher Gemeinschaft, in Harmonie und Frieden, ist nicht selbstverständlich. Wir sind dankbar, dass so etwas in unserem Land möglich ist. Denn wir wissen darum, wie friedlos die Tage und Abende des Advent in vielen Weltgegenden sind.

 

 

Donnerstag, 04.12.2008

Barbarazweige

Nach einem alten Brauch werden am 4. Dezember, dem Tag der hl. Barbara, Zweige von Obstbäumen geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt.

Je nach Gegend werden verschiedene Zweige dafür verwendet, in Salzburg sind es hauptsächlich Kirschzweige. Sie sollen bis zum Heiligen Abend blühen und in der Zeit, in der das Leben in der Natur sich zurückzieht, ein wenig von diesem Leben in die Wohnung bringen. Im Volksbrauchtum heißt es, dass, wenn die Barbarazweige zu Weihnachten blühen, ein freudiges Ereignis bevorsteht. Meist hat man an eine Hochzeit oder an die Geburt eines Kindes gedacht.

Es gibt viele Tipps, wie man es anzustellen hat, dass die Zweige zu Weihnachten aufblühen. Auch wenn man nicht daran glaubt, eine Hochzeit oder eine Geburt im kommenden Jahr zu erleben, es ist etwas Schönes, zu Weihnachten in der Vase blühende Kirschzweige zu haben. Der Legende nach sind die blühenden Zweige ein Zeichen für die himmlische Herrlichkeit Gottes.

In unserem Chor singen wir im Advent gerne das Lied von Hugo Distler mit dem Titel „Ich brach drei dürre Reiselein“. Besonders die vierte Strophe gefällt mir gut, sie heißt: „Ich brach drei dürre Reiselein vom harten Haselstrauch, Gott lässt sie grünen und gedeih’n, wie unser Leben auch.“

Die unscheinbaren Zweiglein, die der Dichter „Reiselein“ nennt, treiben gegen jede äußere Wahrscheinlichkeit aus. Es ist das Miterleben eines kleinen Weihnachtswunders.

 

 

Freitag, 05.12.2008

Krampus

Der 5. Dezember gilt als Krampus-Tag. Die Krampusse sind Schreckgestalten. Mit fratzenhaften Masken, zotteligem Fell, lärmenden Glocken und mit einer langen Rute erregen sie bei Jung und Alt Angst und gruseligen Kitzel. Der Krampus lebt etwas aus vom Teufel, der ja in früheren Zeiten eine wirkliche Angstfigur war.

In manchen Gegenden sind schon die Kinder fasziniert vom Krampus. Wochen vorher tänzeln sie im speziellen Schritt der Krampuspassen und üben sich ein auf eine Beteiligung an Krampusläufen. Die Umzüge der Krampuspassen ziehen Hunderte von Zuschauern an und das nicht nur am 5. Dezember.

Natürlich weiß man, dass hinter der furchterregenden Maske ein Mensch steckt und dass mit viel Fleiß monatelang an der Ausrüstung gearbeitet wird. Trotzdem erzeugen die Krampusse ein unheimliches Gefühl und eine diffuse Furcht. Tief sitzende und normalerweise gut kontrollierte Angst wird durch die Schreckgestalten ausgelebt. Das Treiben der Maskierten hat auch etwas zu tun mit der kurzfristigen Umkehrung des Normalen, mit der Erlaubnis, über die Stränge zu schlagen, sich auszutoben im Schutz der Verkleidung.

So richtig anfreunden mit diesem düsteren Brauchtum habe ich mich nie können. Wenn schon Krampus, dann in der Form eines Zwetschkenkrampus, den man sich gut schmecken lassen kann. Gar nicht einverstanden bin ich damit, dass der Krampus als Begleiter des Nikolaus in die Familien mitkommt. Allein durch sein Dabeisein und seine Gestalt wird Bestrafung angedroht. Und Bestrafung passt mit der Gestalt des Nikolaus ganz und gar nicht zusammen.

 

 

Samstag, 06.12.2008

Nikolaus

Vor kurzem hat in Salzburg zum ersten Mal eine so genannte Nikolausschule stattgefunden. Es wurde deutlich gemacht, dass ein drohender, tadelnder Nikolaus bei einem Fest für Kinder nichts verloren hat. Das Vorlesen von Fehlern und Missgeschicken aus dem Goldenen Buch des Nikolaus beschämt die Kinder und bewirkt nicht das, was damit beabsichtigt wäre.

Nikolaus, der Bischof von Myra in Kleinasien – das liegt heute in der Südwesttürkei –, hat wahrscheinlich im 4. Jahrhundert nach Christus gelebt. An geschichtlichen Fakten weiß man wenig von ihm. In zahlreichen Legenden wird erzählt, welche Wunder Nikolaus gewirkt hat, wie er geholfen hat, unaufdringlich und tatkräftig, wo Menschen in Not waren. Nikolaus ist einer der liebenswertesten christlichen Heiligen. Er wird besonders als Wohltäter der Kinder verehrt.

Nach altem Brauch werden Teller oder auch Stiefel vor die Tür gestellt, die der Nikolaus im Schutz der Dunkelheit mit Nüssen, Äpfeln, Mandarinen, Schokolade, Lebkuchen und ähnlichem füllt.

Manche Eltern laden einen Nikolaus zu sich ins Haus ein, um die Kinder damit zu überraschen. Dann lobt der Nikolaus die Kinder, anerkennt ihr Bemühen und überreicht das Nikolaussackerl aus seinem Korb.

An verschiedene eigene Einsätze als Nikolaus denke ich gerne zurück. Kinder haben mir Geschichten vom heiligen Nikolaus erzählt. Oft bin ich auch beschenkt worden mit liebevoll vorbereiteten Zeichnungen oder Basteleien. Egal, ob mich die Kinder erkannt haben oder nicht: Die Freude über den Nikolaus und die besondere freudige Stimmung beim Besuch bleiben in Erinnerung.