Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

Sonntag, 25. 1. 2009

Heute steht im Kalender: Bekehrung des Apostels Paulus.

In einer Seitenkapelle der Kirche Santa Maria del Popolo in Rom gibt es ein berühmtes Gemälde von Caravaggio. Es stellt die Szene vor Damaskus dar. Paulus verfolgt die Anhänger des neuen Weges. Plötzlich umstrahlt ihn auf dem Weg nach Damaskus ein Licht vom Himmel. Er stürzt zu Boden. „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“, bekommt er zu hören und auf seine Nachfrage: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Als er aufsteht und die Augen öffnet, da sieht er nichts mehr. Drei Tage ist er blind, bis er in Damaskus durch die Handauflegung des Hananias wieder sieht.

 

Der Maler Caravaggio hat am Beginn des 17. Jahrhunderts durch seine Kontraste von Dunkel und Licht eine Revolution ausgelöst. Ich habe das Bild gesehen. Es nimmt einen mit hinein in die ganze Erschütterung, die die Begegnung vor Damaskus ausgelöst hat. Sie hat Paulus vom hohen Ross auf den Boden geworfen. Nichts gilt mehr wie bisher. Saulus richtet sich dann wieder auf und lernt, die Welt neu und ganz anders zu schauen. Dazu braucht es Hananias, der ihm die Hand auflegt. Ist das nicht auch bei uns so? Erst wenn wir von etwas oder jemand positiv berührt werden, können wir anders sehen. Wer sich an solche Begegnungen erinnert, macht einen Sonntag zu einem Sonnentag, ganz egal wie das Wetter draußen ist.

 

 

Montag, 26. 1. 2009

Timotheus und Titus sind die bekanntesten Schüler des Apostel Paulus. Deshalb stehen sie am Tag nach Pauli Bekehrung im Kalender. Timotheus wurde von Paulus auf seiner ersten Missionsreise für den christlichen Glauben gewonnen. Er war sein treuester Begleiter. Nach alter Überlieferung war er der erste Bischof von Ephesus. Ephesus, die Stadt der griechischen Göttin Artemis, lateinisch Diana, war das Ziel der dritten Missionsreise des Apostel Paulus, und drei Jahre lang war Ephesus sein Lebensmittelpunkt.

Paulus und Timotheus haben deshalb gewissermaßen einen Österreichbezug. Seit dem Jahr 1895 nimmt nämlich das Österreichische Archäologische Institut in Ephesus Ausgrabungen vor. Für Hunderttausende, die jährlich die Ruinen besuchen, wird eine der bedeutendsten und größten Städte des römischen Reiches intensiv erlebbar. Alte Geschichten werden auf einmal lebendig. Etwa die Szene, wo der Silberschmied Demetrius, der offensichtlich um seine Einkünfte aus der Herstellung von silbernen Artemistempeln fürchtete, an Paulus gerät. Die Wut der angezettelten Volksversammlung hat sich in einem zweistündigen Schreikonzert gegen zwei mazedonische Reisebegleiter des Paulus im 22.000 Plätze fassenden Theater ausgetobt. Wie ich da im Theater stand, habe ich gerne in der Apostelgeschichte nachgelesen wie denn das damals genau war. Es ist schön, wenn es solche Orte gibt, die uns mit unserem Glauben in intensiven Kontakt bringen.

 

 

Dienstag, 27. 1. 2009

Heute ist der Gedenktag der Heiligen Angela Merici, der Begründerin der Ursulinen. Sie hat die Not armer Mädchen gesehen, denen weder religiöses Wissen beigebracht worden ist geschweige denn, dass ihnen eine qualifizierte Bildung ermöglicht worden ist. In der Organisation ihrer Gemeinschaft, die sie 1535 gegründet hat, war sie ihrer Zeit weit voraus, damals zu weit. Sie wollte nämlich, dass die Frauen ihrer Gemeinschaft ohne Ordenskleid, einfach in der Tracht ihrer Zeit, ganz normal nach den evangelischen Räten in der Welt leben. In Schulen und Pfarreien sollten sie sich der armen Mädchen annehmen, um die sich sonst niemand kümmerte. Ursprünglich wurde ihnen das erlaubt. Aber schon einige Jahre nach dem Tod Angelas wurde der Gemeinschaft das Leben in der Klausur auferlegt.

 

Angela wird oft als Pilgerin dargestellt. Sie ist immer wieder zu einem der zahlreichen Heiligtümer ihrer Heimat gepilgert. Jedes mal schien sie einen neuen Strom geistiger Energie mitzubringen. Eine Pilgerfahrt ins Heilige Land war ein Höhepunkt ihres Lebens. Auf der Hinfahrt wurde sie plötzlich blind. Sie hat es energisch abgelehnt umzukehren und hat die ganze Pilgerfahrt in tiefer innerer Sammlung mitgemacht. Auf der Rückfahrt hat sie am gleichen Ort plötzlich das Augenlicht wieder erlangt. Sie konnte die heiligen Stätten nur mit den Augen des Herzens sehen. Sie hat auch die Not ihrer Zeit gut gesehen und etwas dagegen unternommen.

 

 

Mittwoch, 28. 1. 2009

Heute steht ein berühmter Name im Namenstagskalender: Thomas von Aquin. Wäre es nach seiner Familie gegangen, hätte aus ihm ein bedeutender Bischof, Abt, Kardinal oder gar Papst werden sollen. Aber zum Entsetzen seiner Familie wollte Thomas zum Bettelorden der Dominikaner. Im Widerstand war man nicht zimperlich. Seine Brüder haben ihn auf dem Weg zur Ausbildung nach Paris überfallen. Auf der väterlichen Burg wurde er gefangen gehalten. Aber sie konnten seinen Willen nicht brechen. Thomas folgte schließlich seinem Lehrer von Paris nach Köln. Ein Student aus Italien, korpulent und schweigsam. So haben ihn seine Mitstudenten erlebt. „Stummer Ochse“ haben sie ihn genannt. Einmal gibt er eine geniale Antwort. Da sagt der große Universalgelehrte Albertus Magnus: „Wir heißen ihn einen stummen Ochsen, aber er wird mit seiner Lehre noch ein solches Brüllen von sich geben, dass es in der ganzen Welt ertönt.“ Er hat sich nicht getäuscht. Albert hat gegen den Augenschein tiefer gesehen. Er hat das Talent erkannt, das da vor ihm sitzt.

In einer Predigt habe ich einmal gehört, dass Jesus in einem jeden Menschen das Wertvolle sehen konnte, das Gott da hineingelegt hat. So angesehen zu werden, schenkt Ansehen, - auch dann, wenn man nicht mit solchen Talenten gesegnet ist wie Thomas von Aquin.

 

 

Donnerstag, 29. 1. 2009

Seit dem Jahr 2003 steht im Heiligenkalender der Name eines gebürtigen Südtirolers: Josef Freinademetz. Wer die beeindruckende Landschaft der Südtiroler Dolomiten kennt und dann ein Foto des Josef Freinademetz aus seinen späten Lebensjahren sieht, der möchte nicht glauben, dass das zusammenpasst. Da denkt man, einen Chinesen vor sich zu haben. Schon von jung an war Josef vom Gedanken an die Mission begeistert. Er hat sich der gerade erst gegründeten Steyler Missionsgesellschaft angeschlossen und gehört mit einem Mitbruder zu deren ersten Chinamissionaren. Bei ihm bin ich mir nie sicher, ob ich seinen Namen richtig ausspreche. Wichtiger ist ihm aber sein chinesischer Name gewesen. Den nenne ich gar nicht, weil ich ihn ganz sicher falsch ausspreche. Ich habe gehört, dass es im Chinesischen in vielen Fällen davon abhängt, in welcher Tonhöhe etwas gesprochen wird.

Wer etwas von den Strapazen und Mühen nachliest, die der gebürtige Südtiroler in China bewältigt hat, wie er die Menschen dort immer mehr schätzen und lieben gelernt hat, so sehr, dass er dort auch sterben wollte, der versteht etwas von seiner ungebrochenen faszinierenden Ausstrahlung. Er wurde den Chinesen ein Chinese. Sein Motto war: „Die Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen.“ Wer einen Lehrmeister in dieser weltumspannenden Sprache sucht, findet in Josef Freinademetz einen kundigen Lehrer.

 

 

Freitag, 30. 1. 2009

Am heutigen Tag habe ich im Kalender keinen Namen gefunden, der es nach meiner Erfahrung zu einer größeren Bekanntheit gebracht hat. So habe ich ein Lexikon der Namen und Heiligen genommen und alle, die heute Namenstag haben, nachgeschlagen. Es ist ein dickes Buch mit vielen Namen. Man glaubt gar nicht, wie viele Namen von Heiligen da genannt sind, wie voll also der Himmel sein muss. Und ganz nebenbei: Dort gibt es immer noch Platz.

Als Heilige des heutigen Tages habe ich da Hyacintha Mariscotti entdeckt. Am 30. Jänner des Jahres 1640 hat sie ihren Umzug in die ewigen Wohnungen angetreten.

 

Sie hat, so steht geschrieben, eine sehr sorgfältige und fromme Erziehung genossen. Dennoch hatte sie einen ganz unwiderstehlichen Drang zur Eitelkeit. Den hat sie auch ins Kloster mitgenommen, in das sie nur ihrem Vater zuliebe eingetreten ist. 10 Jahre hat sie dort ohne jede geistliche Gesinnung gelebt, nur ihrer Eitelkeit verfallen und auf ihre hohe Abkunft pochend. Eine schwere Krankheit und das strenge Wort eines Franziskaners, dass der Himmel nicht für eitle und stolze Wesen wie sie geschaffen sei, haben sie zur Änderung ihrer Lebensweise gebracht. Ganz streng in den Forderungen gegenüber sich selber wurde sie wohltätig gegenüber anderen.

Ich finde es immer wieder erstaunlich und ermutigend, wie sich Menschen, Männer und Frauen, in ihrem Leben verändern können - zum Guten hin.

           

 

Samstag, 31. 1. 2009

In einem kleinen Dörfchen bei Turin wurde 1815 in einer armen Bauernfamilie Johannes Don Bosco geboren. Am 31. Jänner 1888 ist er gestorben. Heute steht er im Namenstagskalender. Er war ein begnadeter Erzieher. Er war einer, der in den Herzen der Menschen, mit denen er als Seelsorger in Kontakt gekommen ist, gelesen hat. Seine Gründungen sind über die ganze Welt verstreut. Der Junge aus dem kleinen Dörfchen hat sich tief in die Geschichte der Kirche hineingeschrieben.

 

Dabei hat man es ihm in seiner Arbeit für die Straßenjungen von Turin wahrlich nicht leicht gemacht. Er hat Abendschulen für die Elementarfächer eingerichtet. Die begabtesten Schüler hat er selber zu Lehrern ausgebildet und Lehrwerkstätten gegründet. Ein gewaltiges Werk ist entstanden. Von vielen Seiten hat es Widerstände gegeben. Zwei seiner Mitbrüder haben ihn für wahnsinnig gehalten. Sie wollten ihn in die Irrenanstalt bringen lassen. Mit der Kutsche sind sie vorgefahren. Don Bosco zeigte sich als ganz zuvorkommend. Er ließ die beiden Herren zuerst einsteigen, -  Ehre, wem Ehre gebührt - hat die Tür zugeworfen und den Kutscher mit ihnen in die Anstalt geschickt. Sie hatten es gar nicht so leicht, von dort wieder heraus zu kommen.

Don Bosco war ein Mann auch mit viel Witz. In allen Schwierigkeiten hat er den Humor nicht verloren. Es wäre ja wirklich traurig, wenn wir nichts mehr zu lachen haben.