Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Dr. Jutta Henner (Wien)

 

 

Sonntag, 12. April 2009

„Christus ist auferstanden.“ „Er ist wahrhaftig auferstanden“. Mit diesen Worten grüßen sich Christinnen und Christen seit dem ersten Ostermorgen damals in Jerusalem.

Sie bringen so ihre Freude und ihren Jubel darüber zum Ausdruck, dass Jesus Christus den Tod besiegt hat. Wo es keine Hoffnung mehr zu geben schien, nach dem finstersten Dunkel des Karfreitags, an dem alle Erwartungen gescheitert zu sein schienen, ereignet sich das Osterwunder! Jesus lebt! Er ist auferstanden von den Toten! Der Tod hat nicht das letzte Wort! Eine überwältigende Erfahrung, die die Jüngerinnen und Jünger Jesu damals machen durften. So überwältigend, dass sie es zunächst kaum fassen und begreifen konnten. Die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist das Herzstück des christlichen Glaubens. So kann der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth schreiben: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch unser Glaube vergeblich.“ Dank Jesu Tod und Auferstehung dürfen Christinnen und Christen gewiss sein, dass auch für sie der Tod nicht das letzte Wort hat. „Christus ist auferstanden!“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes, gesegnetes Osterfest!

 

 

Montag, 13. April 2009

„Jesus lebt!“ Das ist die Botschaft von Ostern! „Jesus lebt – mit ihm auch ich“ – so hat es der Dichter eines bekannten Osterliedes im 18. Jahrhundert formuliert! Die Osterevangelien der Bibel versuchen auf verschiedene Weise, das wunderbare Geschehen der Auferstehung Jesu von den Toten in Worte zu fassen. Vor allem erzählen sie von Begegnungen des Auferstandenen mit seinen Jüngerinnen und Jüngern.

Eine der ersten, die dem auferstandenen Jesus Christus am Ostermorgen begegnet, ist dem Bericht des Johannesevangeliums zufolge Maria aus Magdala. Sie war Jesus auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem nachgefolgt, war eine derjenigen, die auch bei der Kreuzigung Jesu zugegen war. Voll Trauer sucht sie am Ostermorgen das Grab auf - um es leer zu finden. Sie meint, man habe den Leichnam Jesu weggebracht. So spricht sie den nächstbesten Passanten an: Der Gärtner, so scheint es ihr. Sie fragt ihn, wo denn Leichnam Jesu ist. Er sagt nur: „Maria“ –  und sie weiß sich bei ihrem Namen gerufen und erkennt den Rufenden: Es ist Jesus selbst. Eine der schönsten Begegnungen am Ostermorgen! Und Maria ist die erste Apostelin, denn sie ist es, die den Jüngern die frohe Botschaft bringt: „Ich habe den Herrn gesehen.“

 

 

Dienstag, 14. April 2009

Osterspaziergänge haben eine lange Tradition. Christen machen sich auf den Weg und erinnern sich dabei der Osterbotschaft: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden.

Vom ersten Osterspaziergang erzählt der Evangelist Lukas in der Bibel. Ein gewisser Kleopas und ein zweiter, nicht namentlich genannter Jünger Jesu machen sich auf den Weg weg aus Jerusalem. Emmaus ist das Ziel ihres gut zweistündigen Spazierganges. Sie ziehen los, voll enttäuschter Hoffnungen. Sie waren einst mit Jesus aus Nazareth unterwegs gewesen, hatten von ihm Großes erwartet. Stattdessen war er am Karfreitag gekreuzigt worden. Alles aus und vorbei. Und heute, am dritten Tag, sollen Frauen gesagt haben, dass er lebt? Ihre Wanderung nimmt eine ganz und gar überraschende Wendung: Ein unbekannter Reisegefährte gesellt sich ihnen zu, schenkt ihnen sein Ohr für ihre Erfahrungen, erklärt ihnen geduldig aus der Bibel, dass alles mit rechten Dingen zu geht. Am Abend in Emmaus, als sie ihn dankbar einladen, bei ihnen zu bleiben, spricht er das Tischgebet über dem Brot und teilt es aus an sie. In diesem Moment erkennen sie ihn, ihren Herrn Jesus. Er lebt! Er ist ihren Blicken entzogen, sie eilen zurück nach Jerusalem voll Freude!

 

 

Mittwoch, 15. April 2009

Die ersten Jünger erlebten zu Ostern, dass Jesus wirklich der Christus, der Sohn Gottes ist. Er lehrte sie nicht nur vom Himmelreich wie kein anderer zuvor, er wirkte nicht nur Zeichen und Wunder wie kein anderer zuvor, im Sieg des Lebens über den Tod zu Ostern hat es sich bestätigt: Jesus ist der Herr.

Einer hat in ganz besonderer Weise die Nähe des Auferstandenen erfahren: Saulus aus Tarsus – der große Apostel der Christenheit, auf den zahlreiche Briefe im Neuen Testament zurückgehen. „Vom Saulus zum Paulus werden“ heißt es sprichwörtlich. Eine Erscheinung Jesu vor Damaskus sollte sein Leben einschneidend verändern. Vom Verfolger der ersten Christen wird er zum leidenschaftlichen Apostel und Missionar ohne den die Christenheit nicht wäre, was sie geworden ist. Für ihn ist die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu das ganz Entscheidende; diese Botschaft bekannt zu machen, ist sein Lebensauftrag. Unermüdlich reist er – allen Widrigkeiten zum trotz – in der antiken Welt umher. Getragen von der Gewissheit: Weil Jesus am Kreuz gestorben und auferstanden ist, dürfen alle, die an ihn glauben, auch leben – hier und heute und in Ewigkeit. So schreibt er: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen!“

 

 

Donnerstag, 16. April 2009

Geradezu sprichwörtlich ist er geworden, der „Ungläubige Thomas“, einer der zwölf Jünger. Der Evangelist Johannes erzählt uns in seinem Osterbericht ausführlich über diesen Thomas. Am Ostertag war er nicht bei den anderen Jüngern gewesen. Als diese ihm voll Freude und Staunen erzählten, dass sie Jesus als den auferstandenen Herrn gesehen hätten, konnte er das nicht glauben. Wie sollte das möglich sein? Er war doch gestorben am Kreuz auf Golgatha. Und der Tod ist bekanntlich das Ende des Lebens. Thomas geht als Zweifler in die Geschichte ein! Er kann das überhaupt nur glauben, wenn er es „bewiesen“ bekommt. Und der beste Beweis wäre es, so Thomas, wenn er die Wunden der Kreuzigung am Auferstandenen sehen und sogar den Finger in die Wunde legen könne.

Ob Thomas wirklich damit gerechnet hat, Jesus noch einmal zu Gesicht zu bekommen? Eine Woche nach Ostern, so der Bericht des Johannesevangeliums, ist Jesus wieder bei den Jüngern. Ohne dass Thomas etwas gesagt hätte, bietet der Auferstandene ihm an, doch die Wunden zu betasten. Doch das braucht Thomas gar nicht mehr! Jesus zu sehen, genügt ihm schon, um zu glauben, dass Jesus lebt!

 

 

Freitag, 17. April 2009

Mit einer ganzen Anzahl von Erzählungen über Begegnungen des Auferstandenen Jesus Christus mit seinen Jüngern versuchen die Evangelisten in der Bibel das Unfassbare in Worte zu fassen: Der Tod ist besiegt, Jesus lebt, er ist wahrhaftig auferstanden. Einige Jünger haben sich offensichtlich nach Ostern erst einmal wieder dorthin begeben, wo alles angefangen hatte: In die Gegend um den See Genezareth in Galiläa. Sie gehen auch wieder ihrem alten Beruf nach: Sie fischen im See. Als hätte sich nichts verändert, als wäre die Zeit mit Jesus unterwegs nur eine vorübergehende Episode in ihrem Leben gewesen. Sieben Jünger sind es, die trotz aller Bemühungen eine ganze Nacht lang keinen einzigen Fisch fangen. Ein Unbekannter am Ufer des Sees ermutigt sie, es doch noch einmal zu versuchen. Überraschenderweise versuchen sie es wirklich noch einmal und fangen so viele Fische wie nie zuvor. Da bemerkt es der erste der Jünger: Der Unbekannte muss Jesus sein, der Auferstandene! Jesus wartet am Ufer auf sie. Er hat alles für sie bereitet: Der Duft von frischem Brot und Fisch auf einem Kohlefeuer erfüllt die Luft. Jesus teilt Brote und Fische aus an Sie: Der Geschmack des Lebens, neuen, wahren Lebens nach Ostern!

 

 

Samstag, 18. April 2009

Die österliche Freude der Christen darüber, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, ist einladend und ansteckend! Und das seit mehr als 1.950 Jahren! Sie können es nicht für sich behalten, die Jüngerinnen und Jünger, die frohe, lebensverwandelnde und lebensschenkende Botschaft, dass Jesus lebt und alle, die an ihn glauben, mit hineingenommen sind in dieses Leben!

Die Frauen am Ostermorgen am Grab, allen voran Maria Magdalena, haben bereits den Auftrag erhalten, die Osterbotschaft weiterzusagen! Zunächst konnten die Jünger es nicht glauben, doch dann erfahren sie es: Der Weg Jesu hat durch Leiden, Kreuz und Tod zur Herrlichkeit geführt. Deshalb können die Jüngerinnen und Jünger, Christinnen und Christen seit damals nicht schweigen vom Osterwunder! Sie sollen sich aufmachen und aufbrechen aus Gewohntem, hinausgehen aus sich und ihrem Alltag und es bezeugen: „Jesus lebt“. Alle Welt soll es erfahren, soll diese Botschaft hören! Bei seiner letzten Begegnung mit seinen Jüngern hat Jesus nach dem Matthäusevangelium seine Jünger ermutigt: Sie sollen Zeugnis geben, taufen und lehren. Vor allem aber spricht er ihnen zu: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“