Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Christian Stromberger vom Stift St. Georgen am Längsee, Rektor des Bildungshauses St.Georgen am Längsee und Pfarrer von St.Georgen am Längsee in Kärnten

 

 

Sonntag, 3. Mai 2009 

Ein glückliches Leben zu führen, ist für viele Menschen ein großes Anliegen. Glücklichsein ist nicht nur eine Frage des Zufalls oder des Schicksals, sondern hat wohl auch mit dem eigenen Bemühen und Wollen zu tun. Die Glücksforschung hat in den letzten Jahren einige Faktoren heraus gefunden, die Glück sehr wahrscheinlich ermöglichen können.

Zwei Glücksfaktoren möchte ich heute kurz vorstellen. An einem schönen Sonntag sind die Fitness – Komponente und der religiöse Faktor naheliegend.

Zunächst zur Fitness: Leben ist einmal Bewegung, Mobilität ist für uns sehr wichtig. Je älter wir werden, desto mehr schätzen wir auch in Form zu sein. Gerade dieser Sonntag bietet uns so manche Möglichkeit, in Bewegung zu kommen. Gehen, Laufen, Radfahren und anderes ermöglichen uns eine Selbstwahrnehmung und Lebensfreude für alle Sinne

Zum Glück gehört auch der religiöse Faktor: Eine Sehnsucht, die über dieses Leben hinaus führt. Menschen wollen auch einen Überschuss an Sinn und eine Unterbrechung des Alltäglichen. Religiöse Feste und Feiern helfen uns dabei, die alltägliche Welt mit Glanz und Deutung zu unterbrechen. Der heutige Sonntag ist eine Chance, die körperliche und seelische Fitness zu entwickeln und zu erfahren.

 

 

Montag, 4. Mai 2009

In dieser Woche bin ich mit meinen Gedanken dem Glück auf der Spur und möchte einige Glücksfaktoren vorstellen. Für heute habe ich den Arbeitskick und den Akku – Trick ausgewählt. Arbeit gehört zum Leben und wer annimmt, nicht zu arbeiten wäre das Lebensglück wird durch die Glücksforschung eines besseren belehrt Nicht das Nichtstun, sondern die gute Belastung, der Eustress gehört zum Leben. Unterforderung scheint genauso problematisch zu sein wie die Überforderung. Wenn wir die richtige Arbeit finden, dann hat das auch mit einem sinnerfüllten Leben zu tun. Wer ganz in seiner Arbeit, ob in Beruf oder Freizeit, aufgeht und dies auch gern tut, ist wohl schon auf Glückskurs.

Hie und da gehen uns aber die inneren Batterien aus. Es stellt sich dann die Frage: Wovon und woher leben wir eigentlich? Wir müssen unsere Akkus aufladen. Der Akku Trick ist einfach der Versuch, heraus zu finden, was mir Freude und Vergnügen bereitet und in Zeiten der Energielosigkeit aus diesem Vorrat an Vergnüglichkeiten zu schöpfen. Als Menschen sind wir Sinnenwesen, so ermuntert uns schon die hl. Theresia von Avila: Tu deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust bekommt, darin zu wohnen. Selbst Kleinigkeiten im Genießen helfen uns dabei, denn wer nicht genießt, wird ungenießbar

 

 

Dienstag, 5. Mai 2009

Das Glück unseres Lebens hängt wohl auch damit zusammen, wie wir über uns und die Welt denken. Wir deuten ja die Welt und unsere Gedanken werden unser Handeln bestimmen. Hie und da geraten wir in eine Herausforderung, die uns in  so manche Krise führt. Unsere Fragen beginnen da mit einem Warum. Warum passiert genau mir dieses Unglück? Warum habe ich so gehandelt? Fragen, die auch der leidende Hiob in der Bibel stellt. Die Warum – Fragen sind zwar wichtig, sie bieten uns jedoch keine lösungsorientierte Antworten. Sie führen uns eher ins Problem zurück. Die Glücksforschung empfiehlt die Wozu – Frage. Wozu stellt eine Frage nach dem Sinn und eröffnet uns eine neue Perspektive für ein Weiterleben. Wozu ist dieses Ereignis gut gewesen? Wozu könnte diese oder jene erlebte Situation gut sein?  Ersetzen wir manchmal das Warum durch ein Wozu.

Die Glücksforschung ermutigt uns auch dazu, die Komfortzone zu verlassen. Der sog. Risiko – Faktor bedeutet Gewohntes zu hinterfragen und neue Erfahrungen zu suchen. Glückliche Menschen werden auch so manches Wagnis auf sich nehmen. Das beginnt schon bei alltäglichen Verhaltensweisen: eigene Gedankenbarrieren zu überwinden und den Mitmenschen mit anderen Augen zu sehen und ihm zu begegnen.

 

 

Mittwoch, 6. Mai 2009

Ich bin in dieser Woche dem Glück auf der Spur und will einige Glücksfaktoren vorstellen. Die Glücksforschung gibt dem Zeitlosigkeits–Effekt eine besondere Bedeutung. Ganz gegenwärtig zu handeln.  Im Hier und Jetzt zu leben klingt zwar für viele einleuchtend, stellt aber für die Lebenspraxis trotzdem eine Herausforderung dar. Es ist nicht einfach, in einer Tätigkeit ganz auf zu gehen, durch diese innere Verbundenheit ganz mit dem Tun  in Einheit zu sein. Bei Kindern können wir das oft sehen: Das, was sie gerade tun, wird zum wichtigsten und nimmt sie ganz gefangen.

Zum Glück scheint auch ein Ziel – Programm zu gehören. Wofür lebe ich? Was möchte ich erreichen? Ziele sind wie Magneten, sie üben eine Anziehungskraft aus. Sie geben unserem Leben eine Richtung und eine Dynamik: Wer nicht weiß, welchen Hafen er ansteuern soll, für den ist jeder Wind der falsche, meinte schon Seneca. Wobei es nicht nur die großen Ziele für unser Leben gibt, auch für die kurzen Strecken unseres Alltags braucht es Ziele. Einige behaupten: Wenn du dir den einen Wunsch in deinem Leben erfüllst, werden auch die anderen wie von selbst in Erfüllung gehen.

 

 

Donnerstag, 7. Mai 2009

Ich möchte in dieser Woche einige Glücksfaktoren vorstellen, die mit unserem Leben zu tun haben. Das Clearing – Programm gehört auch dazu: Clearing als die Aufgabe, Klarheit zu schaffen. Klarheit und Ordnung im inneren und äußeren Leben. Aus dieser Klarheit heraus können wir Entscheidungen treffen und unser Leben gestalten. Selbsterkenntnis ist dabei gefragt und dies hat wohl auch mit dem Nachdenken über mein Leben zu tun: Der alte Seneca nennt diese Methode Selbsterkundung und fragt sich dabei: Was ist besser als die Gewohnheit, den ganzen abgelaufenen Tag kritisch durchzugehen. Auch andere Menschen helfen uns dabei: Kritische Anmerkungen könnten wir als Chance sehen. Höre auf die Worte des Kritikers. Er verrät, was deine Freunde vor dir verbergen

In unserem Leben brauchen wir Motivation. Der Motivationseffekt spielt eine große Rolle. Wir lassen uns meistens von Freude und Spaß locken, zu so manchen Handeln motivieren. Glückliche Menschen haben die Fähigkeit auch Frustration, Angst und Ärger als Motivation zu nutzen. Sie resignieren hierbei nicht, sondern können in einem „Jetzt erst recht“ Schub diese Widerstände überwinden.

 

 

Freitag, 8. Mai 2009

Die Glücksforschung hat 13 Glücksfaktoren herausgefunden, die ein glückliches Leben ermöglichen. Unter diesen Glücksfaktoren lässt sich auch der Medien – Verzicht finden. Das wird in unserer modernen Welt schon schwierig sein.  Ich meine eher, hier ist eine Sensibilität gefordert, wie wir mit diesen medialen Angeboten umgehen. Wie wählen wir aus? Welchen medialen Bildern setzen wir uns aus? Was belastet mich eher und hat Wirkung tief in das Unbewusste hinein? Der moderne Mensch wird zunehmend gefordert hier zu entscheiden, was er auf sich wirken lässt. Einige sagen, wer zu viel fern sieht, erkennt das Nahe nicht mehr. 

Auch der Freundschafts–Beitrag gehört zum Weg zum Glück. Was trage ich bei, damit Freundschaften gelingen? Richtige Freundschaften sind kostbar. Wahre Freunde werden mich auf meinem Weg unterstützen.  Freundschaft hat auch mit Geben und Nehmen im ausgewogenen Verhältnis zu tun. Wahre Freunde sind selten, heißt es manchmal. Wer sind denn meine Freunde? Wo leiste ich in meinem Leben einen Freundschafts–Beitrag? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen glücklichen Freitag.

 

 

Samstag, 9. Mai 2009

Ich habe in dieser Woche einige Glücksfaktoren der Glücksforschung angesprochen. Heute noch: Die Haltung der Dankbarkeit. Meistens warten  wir bis wir glücklich sind, damit wir dann dankbar sind. Wenn ich das oder jenes erreicht habe oder bekomme, dann erst will ich dankbar sein. Es ist vielleicht genau umgekehrt: Lerne dankbar zu sein, dann bist du glücklich! Oft danken wir eben nur für das Außergewöhnliche, das Selbstverständliche übersehen wir oft. Durch die Haltung der Dankbarkeit erfahren wir uns jedoch  als Beschenkte in vielerlei Hinsicht.  Wer ein dankbarer Mensch ist, kann auch anderen vieles geben, das absichtslos und zweckfrei aus dem Herzen kommt. Diese Dankbarkeit können wir  als Aufmerksamkeiten, Wertschätzungen und Zuwendung zum Ausdruck bringen. Wir kennen auch Rituale der Dankbarkeit: einen Tischgedanken vor dem Essen, besonders auch die Feste und Feiern, die unser Leben begleiten. Zusammenfassend scheint das Glück  nicht dem Zufall zu gehören, sondern hat mit meinem eigenen Bemühen und Wollen zu tun. Man sagt nicht von ungefähr: Jeder ist seines Glückes Schmied. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin: Viel Glück