Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Sr.Pallotti Findenig  (Missionskloster Wernberg, Kärnten)

 

 

 

Sonntag, 26.7.2009

Guten Morgen heute besonders allen, die Anna oder Hanna heißen zum heutigen Namenstag! Im Lauf der Jahrhunderte gab es viele Frauen mit diesem Namen. Woher kommt er und auf wen geht er zurück? Die berührende Geschichte einer Hanna finden wir in der Bibel um 1000 v. Chr. Sie war eine Frau, die sich sehr Kinder wünschte und darum betete. Ihr Mann versuchte sie zu trösten mit den Worten: „Bin ich dir nicht mehr wert als 10 Kinder?“ Hannas Gebete wurden erhört, sie wurde Mutter eines Sohnes. Auch die Großmutter Jesu war eine Anna. Die Bibel schreibt nichts von ihr und dem berühmten Enkelkind – dass er für sie etwas Besonderes war, dürfen wir annehmen. Die Kunst schenkte uns Darstellungen der „Annaselbdritt“: Anna, Maria und Jesus. Im Judentum werden Namen gegeben, die eine Hoffnung, eine besondere Bedeutung für das Kind ausdrücken. So bedeutet Anna: Die Gesegnete. Das ist mein Wunsch für Sie – nicht nur für diesen Tag!

 

 

Montag, 27.7.2009

Heute denken besonders Oberösterreich und die Benediktiner an Berthold von Garsten. Um einige biografische Daten ranken sich Legenden. Ende des 10. Jahrhunderts geboren, aus der Oberschicht, heiratete er jung und trat nach dem frühen Tod seiner Frau in das Benediktinerstift St. Blasien ein. Fromm, theologisch gebildet und weitblickend, schloss er sich den Reformen im Geiste des Ordensgründers Benedikt an. Über Göttweig kam er nach Garsten und wurde dort der erste Abt. Seinem Organisationstalent verdankt das Stift seine Existenz. In die Geschichte ging Berthold ein als ein Mensch, der sich auf die Seite der Unterdrückten, der Asylanten stellte und seine Stellung dafür verwendete, um ihnen Sicherheit und Heimat zu geben. Er hielt sich an sein Gewissen und entsprach damit nicht immer den Erwartungen der Kirche. Ob das Gefangenenhaus, das sich jetzt im Stift befindet, in seinem Interesse ist? Der 27. Juli 1142 ist als sein Todestag übermittelt.

 

 

Dienstag, 28.7.2009

Jede und jeder von uns hat einen Namen. Das ist etwas, das wir uns nicht selber gegeben haben; andere haben für uns gedacht und ihre Wünsche und Erwartungen in den Namen für das Kind hineingelegt. Sind Sie mit ihrem Namen zufrieden oder würden Sie lieber anders heißen? Ich bin in meinen Namen „hineingewachsen“. Ich wurde von meinen Eltern immer so genannt und ich verbinde den Klang ihrer Stimmen damit und das ist mehr als der Name selber. Vertrauen und Liebe, Angenommensein verbinde ich damit. In Ordensgemeinschaften wird einer Schwester, einem Pater, beim Eintritt oftmals ein neuer Name gegeben – Zeichen für einen Neubeginn. Im letzten Buch der Heiligen Schrift, der Apokalypse stehen die Worte: „Ich will ihm einen neuen Namen geben, den niemand weiß als der Empfänger.“ Dieser neue Name wird unserem Wesen entsprechen. Welchen wird Gott Ihnen geben? Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie er mich einschätzen wird!

 

 

Mittwoch, 29.7.2009

Der heutige Tag ist in der katholischen Kirche einer Freundin Jesu gewidmet, Marta von Bethanien. Im Evangelium heißt es ganz deutlich: „Jesus liebte Marta und ihre Schwester und Lazarus, den Bruder.“ Er war im Haus der Geschwister daheim, er konnte einfach vorbeikommen, ohne Anmeldung. Marta war die Hausfrau, selbständig, ungewöhnlich für die damalige Zeit. Was tut sie, wenn der Freund kommt? Selbstverständlich will sie ihn bewirten – und nimmt an, dass auch er das möchte. Zu ihrer Überraschung erwartet sich Jesus zuerst, dass seine Gastgeberin für ihn Zeit hat, zum Zuhören. Er lobt Maria, die ihm nicht gleich etwas anbietet, sondern ihm diese Zeit und ihr Interesse schenkt. Ich ertappe mich öfters in dieser Rolle der Marta und meine, Essen und Trinken sei das Wichtigste für einen Besuch. Schließlich möchte ich zeigen, was ich kann und habe. Aber: Vielleicht möchte mein Gast einfach da sein können? Schenken wir einander diese Zeit.

 

  

Donnerstag, 30.7.2009

„Liebe Gott und tue, was du willst.“ An dieses Wort des heiligen Augustinus haben sich alle Heiligen gehalten. Es ist die einzige praktische Anweisung zur Heiligkeit, die zum Ziel führt. Insgesamt sind sie Individualisten, oft ganz konträr, keine Kopien, sondern Originale. Es sind Gurus darunter, denen viele Menschen nachgelaufen sind und zurückgezogene Frauen und Männer, die das Dasein Gottes schlicht gelebt haben. Sie sind nicht ausgestorben und nur als Statuen zu sehen. Heiligkeit ist auch keine verstaubte Angelegenheit von gestern. Heute, um uns, sind diese wahren Freunde und Freundinnen Gottes zu finden. Es sind Ehepaare und Singles, Manager, Handwerker oder Angestellte, auch Kinder – diese besonders. Sie leben letztlich nichts anderes als jene beständige Gegenwart, die gleichermaßen göttlich und menschlich ist. Das ist „Christus in uns, die Hoffnung auf die Herrlichkeit.“ Sie machen es leichter, Gott zu finden, weil sie Gott in ihrem Gesicht widerspiegeln.

 

 

Freitag,  31.7.2009

Ein Schüler fragt seinen Rabbi: „Sag mir, wo Gott ist?“ Darauf der Lehrer: „Sag mir, wo er nicht ist!“ Der Heilige des heutigen Tages, Ignatius von Loyola, hatte als einen seiner Grundsätze: „Gott suchen und finden in allen Dingen.“ Er war sehr realistisch und dabei auf Gott hörend. Er verstand sich selber als Pilger, als Mensch, der unterwegs ist, der seinen Weg suchte, aber vielmehr sich von Gott geführt wusste. Ignatius bezeichnete sich als Weggefährten Jesu, der selber Weg ist. Ihm folgte er mit seinen Gefährten. Ein Pilger kommt immer wieder an Wegkreuzungen, muss sich entscheiden. Und das gilt ebenso für Entscheidungen in unserem Leben. Ignatius wird nicht müde, Menschen darauf hinzuweisen, welchen Wert eine im Blick auf Gott getroffene Entscheidung hat und wie frei es macht, diesen Weg entschieden zu gehen. „Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit“, lautet ein zartes geistliches Wort. Mögen Sie immer mehr Gott in allem erfahren.

 

 

Samstag, 1.8.2009

Der heutige Heilige, Alfons von Liguori, aus Neapel wäre der ideale Patron der Rechtsanwälte und Richter. Bereits mit 16 Jahren hatte der vielseitig hochbegabte junge Mann sein Jusstudium abgeschlossen und wurde bald ein begehrter Rechtsanwalt. Es dauerte nicht lange, bis er einsah, dass es in diesem Beruf kaum zu vermeiden war, manchmal auch das Unrecht zu verteidigen. Das war für ihn Grund, diesen lukrativen Beruf aufzugeben und Priester zu werden. Er wirkte jetzt unter einfachen Menschen und merkte, wie geistig und religiös verlassen diese waren. Er berührte die Herzen der Menschen, nicht nur durch Predigten, sondern viel mehr durch Musik. Nach seinem Vorbild leben heute Frauen und Männer – sie nennen sich Redemptoristen. Aus der Gewissheit, dass Jesus uns erlöst hat, wollen sie dazu beitragen, dass Menschen befreit leben können. Jede und jeder von uns kann dazu beitragen, dass ein Stück Erlösung um uns geschieht – vielleicht auch heute!