Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

 

von Dr. Elisabeth Dörler, Leiterin des Werkes der Frohbotschaft Batschuns

 

 

Sonntag, 7. Februar 2010

Die Dimensionen Gottes sind für uns Menschen nicht zu fassen, unfassbar. Die Bilder der biblischen Texte wie die des Propheten Jesaja in einer der heutigen Lesungen versuchen dies zu beschreiben und sind sicherlich nicht als Fotografien darstellbar.
Auch wenn Menschen für Gott Häuser bauen und gebaut haben, ist Gott nicht nur dort, sondern weit darüber hinaus erfahrbar.

In einer Vision des Propheten Jesaja beschreiben Serafinen, also Engel, die Größe Gottes mit Worten, die vielen von uns aus dem Sanctus der Eucharistiefeier bekannt sind: „Heilig, heilig, heilig, ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.“ (Jes 6,3)

Diese Größe kann erschrecken oder auch Kraft geben. Wenn Gottes Größe oder Herrlichkeit die Erde erfüllt, darf ich mich als ganz hineingenommen in diese Kraft Gottes empfinden. Ich kann mich auf seine Kraft stützen; aus der Kraft Gottes, die auch heilt, leben.

Heilig hat mit Heil zu tun; der große, heilige Gott will auch mein kleines menschliches Heil, das ist ein Teil seiner Größe und unserer Würde.

 

 

Montag, 8. Februar 2010

Nicht nur wir heute leben in einer sehr bewegten Zeit. Auch frühere Zeiten waren bewegte Zeiten. Die Erzählungen rund um König Salomon, den Sohn des großen König Davids, klingen ganz modern: Was ist in all den gesellschaftlichen Veränderungen, Umbrüchen die Mitte unseres Lebens?

Menschen ziehen um, lernen andere Kulturen und Religionen kennen und müssen sich irgendwann fragen: Woran mache ich mich fest, was gibt mir Halt, was ist meine Mitte?

Im Buch der Könige wird uns berichtet, wie unter König Salomon die Bundeslade mit den Gesetzestafeln, die Mose empfangen hatte, im gerade erbauten Tempel ihren neuen Ort findet.

In der neuen Umwelt, in der neuen politischen Konstellation des Königreiches, findet der bewährte Bund mit Gott seinen neuen zentralen Platz.

Manchmal frage ich mich, wen oder was wir auf unsere zentralen Plätze stellen: Die Beziehungen zu den Menschen und zu Gott oder lieber schöne, vorzeigbare Repräsentationsgebäude?

Doch der Tempel Gottes, das sind nach Paulus wir Menschen, in denen Gott zuhause ist.

 

 

Dienstag, 9. Februar 2010

Es ist eine alte Frage, die schon König Salomon in sein Gebet eingefügt hatte: „Wo wohnt denn Gott wirklich auf dieser Erde?“ (1 Kön 8,27)

Ist Gott im Himmel oben oder auf der Erde herunten? Es wäre doch so viel praktischer, wenn wir wüssten, in welches Kästchen er gehört. Wir Menschen versuchen ihn gerne bestimmten Orten oder Situationen oder Institutionen zuzuordnen.

Doch Gott sprengt diese Vorstellungen, weil er sich nicht festlegen lässt. Salomon beendet sein Gebet mit der Schlussbitte: „Höre sie im Himmel, dem Ort, wo du wohnst.“ (1 Kön 8,30)

Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott unter uns wohnt. Das ist nicht immer so leicht spürbar, wenn wir zum Beispiel fast verzweifelt eine gemeinsame Gesprächsbasis suchen. Es ist nicht einfach, an sogenannten säkularen Orten, also mitten in der Welt, das Göttliche auch in den Menschen zu sehen, die keinem unserer Ideale entsprechen. Doch wenn so etwas gelingt, leuchtet für mich Gottes Himmel auf Erden auf.

 

 

Mittwoch, 10. Februar 2010

Die sprichwörtliche Königin von Saba war reich, doch fehlte ihr ein weiser Ratgeber. Den fand sie in König Salomon, den sie zuvor überprüfte. Salomon wird uns als kluger Mann geschildert. Dies zeigt sich in seinem Umgang mit den Menschen und seinem Besitz, wie es die Königin von Saba selber sehen kann. Sie sieht aber nicht nur den König mit seinem Palast und den vielen Untergebenen, sondern auch den Beter: „Sein Opfer, das er im Haus des Herrn darbrachte“ 1 Kön 10,5 

Die eigentliche Weisheit ist die, dass Salomon im Selbstverständnis lebt, dass letztlich alles nur von Gott geschenkt ist. Er weiß, dass dieses Geschenk der Königswürde für ihn Auftrag ist, für Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen zu sorgen, die ihm anvertraut sind.

Weisheit ist mehr als Wissen. Weise ist für mich ein Mensch, der das Gute, das er selber - auch von Gott - geschenkt bekommen hat, gerne anderen Menschen weiterschenkt. Solchen Menschen zu begegnen ist ein Geschenk.

 

 

Donnerstag, 11. Februar 2010

 „Als Salomo älter wurde, verführten ihn seine Frauen zur Verehrung anderer Götter, so dass er dem Herrn, seinem Gott, nicht mehr ungeteilt ergeben war wie sein Vater“ (1 Kön 11,4). So beginnt die heutige Tageslesung.

Die Auseinandersetzung, beziehungsweise das Zusammenleben mit anderen Religionen ist kein neues Thema auf dieser Welt. Immer wieder stellt sich die Frage, was ist für mich der Weg, die Wahrheit, der Sinn meines Lebens? Gerade in der Begegnung mit Menschen anderen Glaubens, stellt sich diese Frage: “Was ist richtig?“

Der eigenen Überzeugung treu zu bleiben und gleichzeitig respektvoll mit Menschen anderen Glaubens oder anderer Weltanschauung umzugehen, ist mir eine tägliche Herausforderung.

So betrachtet die Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil sowohl die Muslime “mit Hochachtung“ als sie auch davon überzeugt ist, dass das Heil Gottes für alle Menschen gilt.

 

 

Freitag, 12. Februar 2010

Auch der von König Salomon neu gebaute Tempel war ins Israel bald nicht mehr das Symbol der Einheit. Gerade aus religiösen Kreisen kam deswegen Kritik. Trotzdem war der Prophet nicht einfach für ein radikales Vertreiben der Verantwortlichen; er sah auch deren Verdienste in der Vergangenheit.

Aus all den Diskussionen rund um uns ist zu hören, wie wir uns Einheit in der Gesellschaft wünschen. Doch wir erfahren immer wieder, dass dies gar nicht so einfach zu erreichen ist. Besonders schwer und schmerzhaft ist es, wenn Strukturen, die zu ihrer Zeit sinnvoll aufgebaut wurden, durch neue Entwicklungen in Frage gestellt werden.

Sehr schnell geht es dann nur noch um ein Ja oder Nein zu anderen Vorstellungen oder gar ein Polemisieren von Personen.

Ginge es nicht vielmehr darum, im Vertrauen auf Gott wertschätzend Prozesse so zu gestalten, dass gemeinsame Wege möglich werden? Ich vertraue darauf, dass Gott mit uns auf dem Weg ist.

 

 

Samstag, 13. Februar 2010

Die goldenen Kälber, die König Jerobeam, der Nachfolger Salomons anfertigen ließ, erinnern an das goldene Kalb, das schon während des Auszugs aus Ägypten zum Symbol für den Glaubensabfall wurde. Dieser König erschuf sich in Anlehnung an die Religionen seiner Umwelt eigene Götter, denen er folgte.

Auch wenn wir es heute nicht so bezeichnen, erschaffen wir uns gerne Prioritäten oder formulieren Sachzwänge, von denen wir uns wie von goldenen Kälbern abhängig machen. Vielfach spüren wir gar nicht mehr, dass wir sie als ihre Schöpfer gestalten könnten, und nicht sie uns.

Vielleicht lieben viele Menschen auch darum den Fasching, der dieser Tage auf den Höhepunkt zusteuert, weil er humorvoll solche goldenen Kälber entlarven darf.

 

 

>>Werk der Frohbotschaft Batschuns