Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von Stiftspfarrer Josef-Klaus Donko
(Maria Saal, Kärnten)
Sonntag, 4. April 2010
Der ausgelachte Tod
Ostersonntag . Sieg des Lebens über
den Tod. Im Mittelalter gab es den Brauch des Ostergelächters. In
der Gewissheit des Sieges Christi und der durch die Auferstehung
geschenkten Hoffnung sollte der Tod ausgelacht werden. Seit dem
ersten Osterfest haben wir etwas zum Lachen, obwohl vieles zum
Weinen ist.
Vieles gibt es in der Welt und im
Leben, was zum Weinen ist und uns zum Weinen bringt. Als Glaubende
schwindeln wir uns an den Tränen nicht vorbei, aber wir ertrinken
darin nicht. Wir lassen uns treffen von dem, was weh tut, was Wunden
schlägt, was Angst macht, was belastet, was schwer ist, aber wir
gehen darin nicht unter.
In seiner Auferstehung hat Jesus
Christus den Tod in neues Leben verwandelt. Zu Ostern geschieht
Verwandlung. Durch Ostern verwandelt sich Schuld in Vergebung, Angst
in Hoffnung, Streit in Versöhnung, Ende in Anfang, Tod in Leben.
Ostern ist der Sieg über die Tränen
der Dinge und das Lachen über das gewonnene Leben.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes
Osterfest, den Frieden des Auferstandenen und die Freude der
Erlösten.
Montag,
5. April 2010
Was wäre, wenn …
In dem amerikanischen Film „Die Welt
in der Finsternis“ wird folgende Geschichte konstruiert: Ein
Archäologe macht Ausgrabungen in Jerusalem. Eines Tages verkündet
er, er habe das Grab Jesu gefunden, und dieses Grab sei nicht leer
gewesen. Jesus sei also nicht auferstanden.
Nun versinkt die Welt in Finsternis.
Denn alles, was Jesus verkündigt hat, alles, was seine Spuren trägt,
alles, was an ihn erinnert, muss verschwinden. Kirchen werden
geschlossen, religiöse Kunstwerke kommen weg, Feste werden nicht
mehr gefeiert, Feiertage werden abgeschafft, das Kreuz wird aus den
Wohnungen und Häusern gerissen. Die Botschaft des Evangeliums
verstummt.
Am Schluss des Films gesteht der
Archäologe auf dem Sterbebett, dass die ganze, von ihm inszenierte
Sache eine Fälschung gewesen sei.
Dieser Film will anschaulich zeigen,
was die Auferstehung Jesu Christi für die Welt bedeutet.
Was würde es für Sie und Ihr Leben
bedeuten, wenn der Inhalt dieses Films wahr wäre, wenn der
christliche Glaube, die christliche Kultur und überhaupt die
christliche Welt einfach nicht mehr da wären? Was würde Ihnen dann
fehlen?
Dienstag, 6. April 2010
Österliches Licht
Ich erzähle Ihnen heute eine
Geschichte:
„Ein König hatte zwei Söhne. Mit den
Jahren entschloss er sich, einen der beiden zu seinem Nachfolger zu
machen. Er gab jedem fünf Silberstücke und sagte: Füllt mit diesem
Geld die Halle bis zum Abend. Womit, das ist eure Sache.
Der ältere machte sich sogleich an die
Arbeit und füllte die Halle mit leerem Zuckerrohr. Als sie voll war,
ging er freudestrahlend zu seinem Vater und sagte: Ich habe die
Aufgabe erfüllt. Mach mich zu deinem Nachfolger. Aber der König
antwortete. Noch ist es nicht Abend. Ich werde warten.
Der jüngere Sohn schaffte das leere
Zuckerrohr weg uns stellte eine Kerze in die Halle. Dann zündete er
sie an und ihr Licht erfüllte den Raum.
Als der Vater das sah, sagte er zum
jüngeren Sohn: Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf
Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen.
Du aber hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit
Licht erfüllt. Du hast sie mit dem erfüllt, was die Menschen
brauchen.“
Womit sind wir, womit ist unser Leben
angefüllt? Mit vielem. Nicht weniges davon ist wie leeres Stroh und
überflüssiges Zeug.
Jesus Christus, der Auferstandene, hat
von sich gesagt: Ich bin das Licht des Lebens. Das ist ein
Lichtblick, der das Leben ausfüllt und ihm Erfüllung schenkt.
Mittwoch, 7. April 2010
Verwandelte Wunden
Wunden gehören zum Leben, wie man
Wunden verwandeln kann, lernen wir vom auferstandenen Jesus
Christus. Was macht man mit den Wunden, die man im Leben
davongetragen hat? Sie nicht verdrängen, nicht mit dem Finger darin
herumrühren, sich darin nicht verbohren. Sonst beginnen sie zu
eitern, heilen nicht und vergiften das Leben.
Wunden brauchen zur Heilung
menschliche Zuneigung, vertrauensvolles Gespräch und die
Bereitschaft zu verzeihen. Dann werden sie verwandelt.
An Jesus Christus lernen wir, wie das
geht.
Seine Leben war eine offene Flanke vom
Scheitel bis zur Sohle. Er ist verwundbar. Was er erlebt und
erlitten hat, gehört zu seiner Lebensgeschichte. Er geht an den
offenen Wunden nicht vorbei, sondern er trägt sie selbst. Und er hat
die Kraft, sie zu verwandeln. Als Auferstandener zeigt er seinen
Jüngern seine Wundmale, die nicht verschwunden sind. Sie bleiben,
aber sie sind verwandelt. Sie bluten nicht mehr, sondern leuchten.
Wunden können bitter machen. Im
Glauben an den Auferstandenen werden sie zum Humus, aus dem das
Leben neu hervorgeht - reifer, tiefer, menschlicher.
Donnerstag, 8. April 2010
Zeichen seiner Nähe
Jede und jeder hat eine
unverwechselbare Handschrift, die für sie oder für ihn typisch ist.
Sie ist eine Art von Erkennungszeichen.
Vor ein paar Tagen haben wir Ostern
gefeiert.
In der Auferstehung wird der Sieg des
Lebens über den Tod gefeiert. Durch sie gibt es keine endgültigen
Sackgassen mehr in unserem Leben, keine unüberwindbaren Mauern.
Wie aber wird die Nähe des
Auferstandenen erfahrbar? Er zeigt sich seinen Jüngern, aber sie
sind wie blind. Erst als er etwas Bestimmtes tut, gehen ihnen die
Augen auf. Erst als er das Brot bricht mit ihnen, als er das
wiederholt, was er beim Letzten Abendmahl mit ihnen getan hat, da
sehen sie ihn und wissen: Er ist es. Er ist da. Es ist alles
gewonnen. Es wird alles gut.
Die Feier der Eucharistie ist die
unverwechselbare Handschrift des Auferstandenen, an der wir seine
Nähe und Gegenwart unter uns erkennen und erfahren. Der Glaube macht
uns fähig, diese Handschrift zu entziffern. Analphabeten des
Glaubens bleibt diese Handschrift verborgen.
Freitag, 9. April 2010
Österlicher Frühling
Spürbares Frühlingserwachen – alles
atmet und lebt auf unter dem Licht und der Wärme der Sonne.
Vor ein paar Tagen haben wir Ostern
gefeiert, die Auferstehung Jesu Christi. Dieses Fest des Lebens soll
nachklingen bis zum Pfingstfest.
Manchmal erleben wir so etwas wie eine
winterliche Zeit, in der wir müde, kraftlos, ausgebrannt und wie tot
sind. Mutlosigkeit, Angst, Engherzigkeit und Leere greifen dann nach
uns.
Gegen diese Bedrohung unseres Lebens
ist uns der gottgeschenkte Frühling der Osterzeit geschenkt. Sie
gibt innere Wärme, inneres Licht, neuen Atem.
Der Frühling kann an einem
vorübergehen, wenn man ihn nicht wahrnimmt. Ebenso ist es mit dem
österlichen Frühling.
In Japan sagen die Menschen zueinander
während der Zeit der Kirschblüte: Vergiss nicht, dass die Kirschen
blühen.
So erinnern uns die fünfzig
österlichen Tage bis Pfingsten und sagen uns: Vergiss nicht, dass
Christus, der Auferstandene, lebt und in dir erwachen will, damit
deine inneren Lebenskräfte – Glauben, Hoffen, Lieben – einen neuen
Frühling erleben.
Samstag, 10. April 2010
Nikodemusgespräche
Im Johannesevangelium wird berichtet,
wie der Ratsherr Nikodemus aus Jerusalem nachts zu Jesus kommt und
das Gespräch mit ihm sucht. Er spürt, dass dieser Jesus mit seiner
Botschaft ihm etwas zu sagen hat für sein Leben.
Solche Nikodemusgespräche habe ich
mehr als einmal erlebt. Wir sprachen über verschiedene Dinge, über
das Leben und über den Glauben. Wir sprachen auch über Jesus.
Weil Jesus uns vertraut, vertrauen
auch wir ihm. Weil Jesus zu uns steht, stehen auch wir zu ihm. Weil
er es mit uns wagt, wagen auch wir mutig und zuversichtlich das
Abenteuer des Lebens und des Glaubens.
Ich glaube, dass viele Menschen viele
Fragen haben, die ihr Leben und ihren Glauben betreffen, aber sie
finden nur selten jemanden in der Familie, in der Partnerschaft, im
Freundeskreis und in der Kirche, dem sie all dies anvertrauen
könnten. So bleibt vieles ungesagt. Man würde gern miteinander
reden, aber man kann nicht, will nicht, traut sich nicht, fürchtet
sich.
Nikodemusgespräche sind ein großes
Geschenk, die man nicht machen oder herbeizwingen kann, aber sie
beginnen immer damit, dass jemand nicht über die anderen redet,
sondern von sich selbst zu erzählen beginnt.
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