Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von Peter Hausberger, Pfarrer in Salzburg-St.Paul
Sonntag, 18.04.2010
Der Sonntag, nach jüdischer und christlicher Zählung der erste Tag
der Woche, ist durch seinen Namen mit unserem wichtigsten
Himmelskörper, der Sonne, verbunden.
Der Sonntag ist seit den Tagen der Antike der Sonne gewidmet. Damals
glaubte man, dass der Sonnengott Sol, bzw. der Himmelskörper Sonne
seinen Bogen über das Firmament der Erde zieht. Davon übriggeblieben
ist unsere heutige Redeweise „die Sonne geht auf, die Sonne geht
unter“.
Die Sonne ist es, die vor allem unser Planetensystem im
Gleichgewicht hält. Es sind unvorstellbare Kräfte, die hier wirken.
Man braucht nur daran zu denken, dass ein Mensch mit einem Gewicht
von 70 Kilogramm auf der Sonne beinahe 2 Tonnen wiegen würde.
Was Menschen seit je her aber am meisten fasziniert, das ist das
Licht und die Wärme der Sonne. Dankbar sind wir für ihre wärmenden
Strahlen. Jetzt im Frühling bewundern wir die sprießende und
blühende Natur, die das Sonnenlicht hervorlockt. Haben Sie gewusst,
dass das Sonnenlicht auf seinem Weg 8 Minuten braucht, bis es die
Erde erreicht?
Wie kein anderer Himmelskörper hat die Sonne religiöse Bedeutung
erhalten. Franz von Assisi hat in seinem berühmten Sonnengesang
gedichtet „Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne; er ist der Tag, und du spendest uns
das Licht durch ihn. Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.“
Montag, 19.04.2010
Der Montag ist, wie es sein Name nahe legt, mit unserem nächtlichen
Erdtrabanten, dem Mond, verbunden.
Der Mond ist unser Erdenbegleiter. Nicht ganz 28 Tage braucht er
jedes Mal, um die Erde zu umkreisen. Fast 400.000 Kilometer ist er
von uns entfernt, das Licht braucht eine gute Sekunde, bis es uns
vom Mond aus erreicht.
Auf die Erde hat der Mond einen nicht unerheblichen Einfluss: Er ist
mitverantwortlich für die Gezeiten, nicht nur für Ebbe und Flut,
sondern auch für Hebung und Senkung des Erdmantels. Ebenso ist er
mitverantwortlich für die Entstehung des Magnetfeldes der Erde.
Es gibt Religionen und Kulturen, die einen Mondkalender haben und
ihre Feste nach dem Rhythmus des Mondes berechnen. Auch das
christliche Osterfest wird am Sonntag nach dem Frühlingsvollmond
gefeiert.
Interessant finde ich, dass der Mond sogar bei einer schmalen
Mondsichel nicht dunkel ist. Die Erde leuchtet den Mond an und
erhellt ihn ein wenig.
Vor 41 Jahren habe ich gebannt die erste Landung auf dem Mond
verfolgt. Seither wurden viele Missionen zum Mond durchgeführt.
Leider ist inzwischen der Weltraummüll ein Problem geworden.
Franz von Assisi hat in seinem berühmten Sonnengesang gedichtet:
„Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne; am
Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.“
Dienstag, 20.04.2010
In der deutschen Sprache lässt der Name des heutigen Tages,
Dienstag, nicht mehr erkennen, dass er früher dem Kriegsgott Mars
bzw. dem Planeten Mars gewidmet war. Auf Italienisch heißt Dienstag
martedì, da ist diese Verbindung noch gut sichtbar.
Den Planeten Mars finden Sie wegen seiner orange- bis blutroten
Farbe leicht am nächtlichen Himmel. Diese Farbe hat die Menschen
seit jeher fasziniert, sie kommt vom Eisenoxid-Staub.
Der Mars ist der nächste Planet außerhalb der Erdbahn und ist halb
so groß wie die Erde. Er braucht ungefähr gleich lang wie die Erde
für eine Umdrehung um die eigene Achse. Er steht ebenso wie die Erde
schief auf der Umlaufbahn um die Sonne und hat daher Jahreszeiten.
Auf dem Mars herrschen lebensfeindliche Zustände. Die Atmosphäre
besteht zum größten Teil aus Kohlendioxid, und sie ist sehr, sehr
dünn.
Noch einmal zum Namen zurück: Wie hat sich der Name des Wochentags
vom Tag des Mars zum Dienstag entwickelt? Ab der späten Antike hat
man unter den germanischen Göttern Entsprechungen zu den römischen
Göttern gesucht. Für Mars hat man sie im Gott Tyr oder Tiu gefunden,
das hat zu Dienstag oder dem englischen Tuesday geführt. In meiner
Tiroler Heimat sagte man in der alten Mundart zum Dienstag Erchtag.
Darin steckt der Name des griechischen Kriegsgottes Ares. Für mich
ist das ein interessantes Beispiel für den Kulturaustausch früherer
Zeiten.
Mittwoch, 21.04.2010
In den romanischen Sprachen ist noch zu merken, dass der heutige Tag
der Tag des Gottes Merkur bzw. des Planeten Merkur war, auf
Italienisch heißt der Mittwoch mercoledì.
Merkur ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems. Das ist mit
ein Grund für seine relativ geringe Anziehungskraft. Ein Mensch mit
einem Gewicht von 70 Kilogramm würde auf dem Merkur 26,5 Kilogramm
wiegen. Aber der Merkur ist für irdisches Leben unmöglich. Kein
anderer Planet hat derart extreme Temperaturschwankungen: Von über
400 Grad plus bis minus 200 Grad reichen sie.
Zur Zeit hat sich Merkur unseren Blicken gerade wieder entzogen.
Überhaupt ist dieser Planet von der Erde aus schwer zu sehen, wegen
seiner Nähe zur Sonne lässt er sich nur in der Morgen- oder
Abenddämmerung beobachten. Da er der sonnennächste Planet ist, ist
er auch für Raumsonden nicht leicht erreichbar.
Der Merkur ist der schnellste Planet in unserem Sonnensystem. In nur
88 Tagen zieht er seine Bahn um die Sonne. Weil er so flink ist, ist
auch das Quecksilber in einigen Sprachen nach ihm benannt worden.
Der Merkur ist außer der Venus der einzige Planet, der keinen Mond
hat.
Seit dem 10. Jahrhundert hat man beim mittleren Wochentag Anklänge
an römische oder germanische Gottheiten vermieden. Der Name ist
neutral, er bezeichnet einfach die Mitte der Woche.
Was ist, da wir in der Mitte der Woche angelangt sind, noch zu
erledigen? Was erwarten Sie sich von den folgenden Tagen? Ich
wünsche Ihnen viel Schwung für die Vorhaben dieser Woche.
Donnerstag, 22.04.2010
Der Donnerstag ist dem Hauptgott der griechisch-römischen Kultur,
dem Jupiter oder Zeus gewidmet gewesen. Im italienischen Giovedì ist
der Name Jupiter enthalten. Jupiter bedeutete ursprünglich
Gott-Vater. Warum der heutige Tag bei uns Donnerstag heißt, hat
damit zu tun, dass man Jupiter, den Donnerer, auf den germanischen
Gewittergott Donar übertragen hat.
Der Planet Jupiter ist der größte unseres Sonnensystems. Die Größe
dieses Planeten führt auch dazu, dass z.B. ein Mensch mit einem
Gewicht von 70 Kilogramm auf dem Jupiter 180 Kilogramm schwer wäre.
Der Planet Jupiter dreht sich enorm schnell um seine eigene Achse,
daher dauert ein Tag für ihn nur etwa 10 Stunden. Wenn man alle
anderen Planeten zusammenzählt, haben sie nur die Hälfte der Masse
des Jupiter. Kein anderer Planet hat so viele Monde.
Der Jupiter hat keine feste Oberfläche wie die Erde, unser Mond oder
der Mars. Er besteht – von einem vermutlich festen Kern abgesehen –
aus Gas und ist wegen seiner riesigen Ausmaße der vierthellste
Himmelskörper am Nachthimmel. Er galt deswegen im alten Babylonien
schon als Königsstern. In der Astrologie verbindet man mit dem
Jupiter Glück und Wohlbefinden.
Immer wieder staune ich, wenn ich am Nachthimmel den hellen Jupiter
entdecke. Jetzt ist er in den Morgenstunden zu sehen, aber im
September wird er die Nacht beherrschen und seine ganze Pracht
zeigen.
Freitag, 23.04.2010
Der deutsche Name Freitag kommt entweder von der germanischen
Liebesgöttin Freya oder von der Göttin Frigg, der Schutzherrin der
Ehe und Mutterschaft.
In den romanischen Sprachen hat der Tag mit der Venus zu tun. Im
Italienischen heißt der heutige Tag venerdì, Tag der Venus.
Die Venus ist der hellste Himmelskörper nach Sonne und Mond. Er ist
sogar manchmal am Tag zu sehen, jedenfalls nie um Mitternacht. Die
Venus gilt als Morgen- oder Abendstern. Kein anderer Planet kommt
der Erde näher als die Venus. Sie wird manchmal als Schwesterplanet
der Erde bezeichnet. Sie ist nur unwesentlich kleiner als die Erde.
Aber die Venus wird als der lebensfeindlichste Ort des Sonnensystems
bezeichnet. Ihre Oberfläche ist heißer als die des Merkur, obwohl
sie von der Sonne weiter entfernt ist. Ausgesprochen ungewöhnlich
ist die Rotation der Venus, sie dreht sich äußerst langsam. Ein
Venustag dauert 243 Erdentage. Sehr selten wandert die Venus von uns
aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Man nennt das
„Venus-Transit“. Wie ein kleiner Fleck auf der Sonnenscheibe ist die
Venus zu sehen. Das war zum letzten Mal 2004 und wird im Jahr 2012
wieder auftreten. Danach muss man bis zum Jahr 2117 warten, um diese
Erscheinung wieder zu sehen.
In der Tradition des Christentums wird am Freitag an den Tod Jesu
gedacht. Es gibt verschiedene Fastenbräuche, die mit dem Freitag
verbunden sind. Im Islam ist der Freitag der wöchentliche Feiertag
für das Freitags-Gebet. Im Judentum beginnt am Freitagabend der
Sabbat.
Samstag, 24.04.2010
Der Tag Samstag hat mit dem Gott und Planeten Saturn zu tun. Der
Saturn ist der zweitgrößte Planet des Sonnensystems. Die Erde wirkt
wie ein Winzling im Vergleich zu ihm. Mit dem bloßen Auge sieht man
den Saturn als leicht gelblichen Stern. Wie der Jupiter ist er ein
Gasplanet. Die Atmosphäre des Saturn enthält – wie die des Jupiter –
überwiegend Wasserstoff und Helium, jedoch in einer anderen
Zusammensetzung. Viele Monde umkreisen den Saturn, 62 wurden
bereits entdeckt.
Was man mit freiem Auge nicht sieht, was aber den Saturn so
besonders zauberhaft macht, das ist sein Ringsystem. Der Saturn ist
der letzte mit freiem Auge sichtbare Planet, allerdings schon in
gigantischer Entfernung von der Sonne. Das Licht braucht, um den Weg
von der Sonne zum Saturn zurückzulegen, eine Stunde und zwanzig
Minuten. Auch die Umlaufzeit um die Sonne ist entsprechend hoch: 28
Jahre dauert es, bis der Saturn einmal die Sonne umkreist hat.
Allerdings steckt der Name des Planeten Saturn, dem der Tag bei den
Römern gewidmet war, nur mehr im englischen Saturday. Die meisten
anderen Sprachen bei uns, auch das deutsche Samstag, beziehen sich
auf den Sabbat, den Tag der Vollendung, den Tag, an dem „Gott ruhte“
– nach dem Schöpfungsgedicht der Bibel. Die Menschen jüdischen
Glaubens halten heute den Sabbat. Und für Christinnen und Christen
beginnt heute am Abend der Sonntag, der Tag der Auferstehung Jesu.
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