Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von Pfarrer Hans Schrei
Sonntag, 16. Mai 2010
"Mit dem Tod ist alles aus!" So denken doch viele Menschen. Ähnlich
wird wohl den Jüngern Jesu nach dessen Tod am Kreuz zumute gewesen
sein. Ihr Herr und Meister, ihr Lebensinhalt und ihre Mitte war
gestorben und wurde ins Felsengrab gelegt. Und mit der Botschaft der
Auferstehung wurden ihre Probleme und Ängste auch nicht sofort
gelöst, eher wird eine neue Unruhe dazu gekommen sein.
So haben sie sich aus Angst und Sorge um ihr Leben und ihre Zukunft
in einem Raum eingesperrt. Vielleicht kennen sie auch solche
Lebensgefühle. Ängste, Sorgen, Enttäuschungen und
Rücksichtslosigkeiten versperren den Weg zu den Menschen. Man
verkriecht sich, sperrt sich ein, lässt niemanden an sich heran.
Die Jünger Jesu haben damals in Jerusalem hinter verschlossenen
Türen fünfzig Tage lang gebetet. Doch dann spürten sie Sturm und
Feuer. Eine neue Kraft bewegte sie, ihre ängstlichen und
verschlossenen Herzen haben sich aufgetan. Sie haben die Türen
aufgeschlossen und haben mutig von Jesus Christus zu allen Menschen
gepredigt.
Ich wünsche auch ihnen Kraft und Stärke vom Heiligen Geist, der
helfen möge, die eine oder andere Tür aufzusperren.
Montag, 17. Mai 2010
"Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat".
Diesen Spruch habe ich Kindern öfter ins Stammbuch geschrieben.
Freude und Humor sind wichtig für ein gedeihliches Leben. Lachen und
Freude können sogar heilende Wirkung haben. Lachen ist die beste
Medizin, sagt man.
Aber es ist auch eine Tatsache, dass manche Menschen oft über weite
Strecken ihres Lebens nichts zu lachen haben. Es gibt
Familiensituationen, Arbeitsplatzverhältnisse und Ereignisse im
persönlichen Leben, wo keine Freude und kein Lachen Platz haben.
Hier wäre die Kraft des Heiligen Geistes gefragt, dass er helfe,
Frieden, Gerechtigkeit und Freude wieder herzustellen, damit
Menschen wieder miteinander lachen können. Miteinander lachen zu
können ist ein Gradmesser für eine harmonische Beziehung.
Ich bin froh und dankbar nach Knittelfeld jetzt auch in Graz-St.
Leonhard wieder in einem Pfarrhof wohnen und arbeiten zu können, wo
es mitunter sehr lustig zugeht.
Damit auch ihr Tag heute mit einem Lachen beginnen kann, folgendes:
Adam und Eva gehen im Paradies spazieren. Sagt die Eva zum Adam:
"Liebst du mich noch?" Sagt der Adam: "Wen den sonst?"
Dienstag, 18. Mai 2010
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!",
so lautet ein Sprichwort. Der Heilige Geist hilft uns das Gute nicht
nur zu wollen, sondern auch zu vollbringen. Und die Kraft des
Heiligen Geistes haben viele Christinnen und Christen durch Taufe
und Firmung bzw. Konfirmation empfangen. Das heißt für mich, dass
viele Jugendliche und erwachsene Frauen und Männer unseres Landes
geistbegabte Menschen sind.
Und ich frage mich manchmal, was machen wir mit dieser uns
geschenkten Kraft des Heiligen Geistes? Könnte es sein, dass viel
Gutes in unserem Alltag, in Familien und Teilfamilien, in Betrieben,
in Politik und Wirtschaft, in Gesellschaft und Kirche ausbleibt,
weil das Gute oft nur gedacht oder diskutiert wird.
Oft fühlen wir uns zu schwach, zu allein, zu feige oder zu bequem,
um etwas Gutes auch zu vollbringen. Die Kraft des Heiligen Geistes
wäre da oft sehr notwendig, damit es nicht nur beim Denken oder
Reden bleibt, sondern auch Taten folgen.
Vielleicht ist heute der Tag an dem Sie über Gutes nicht nur denken
oder reden, sondern es auch in die Tat umsetzen.
"Es gibt eben nichts Gutes, außer man tut es!"
Mittwoch, 19. Mai 2010
"Die Liebe wird nicht gelebt! Die Liebe wird nicht gelebt!"
So hat der heilige Franziskus einmal in der Nacht ganz laut und
verzweifelt seinen Mitbrüdern in Porziuncula zugerufen. Er, der Gott
und alle Geschöpfe Gottes und ganz besonders die armen Menschen
liebte, war verzweifelt, dass die Liebe seiner Meinung nach zu wenig
gelebt werde. Diese Feststellung hat der heilige Franziskus vor
circa 800 Jahren getroffen. Was würde er wohl heute sagen?
Ich glaube, dass in unserer Zeit auch die Liebe zu wenig gelebt
wird. Es wird viel über die Liebe geredet, geschrieben und noch mehr
darüber in Schlagern gesungen, aber das hat alles zu wenig Wirkung
im Alltag.
Jesus hat seinen Jüngern aufgetragen: Liebt einander, so wie ich
euch geliebt habe! Der Auftrag einander zu lieben gilt auch heute
noch und ich glaube, dass es ein Auftrag an alle Menschen ist, nicht
nur für Christinnen und Christen.
Um den Geist der Liebe möchte ich bitten zu Pfingsten, dass unsere
Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unsere Ökologie und besonders
unsere Kirche ein neues Aussehen bekommen.
Nur liebende und verliebte Menschen können unsere Welt erneuern.
Donnerstag, 20. Mai 2010
"Wenn nichts mehr geht, ist alles möglich!"
Diesen Satz habe ich vor Jahren einmal gehört und er ist bei mir
hängen geblieben. "Wenn nichts mehr geht, ist alles möglich!"
Es kann Situationen geben, wo man das Gefühl hat es geht nichts
mehr, es gibt keinen Ausweg. Man denkt nach, grübelt und studiert
und kommt immer wieder zum selben negativen Ergebnis. In solchen
Situationen dreht man sich im Kreis, hat das Gefühl sich in einem
zugemauerten Raum zu befinden. Aus eigenem heraus wird man Auswege
kaum finden können.
Gerade hier würde ich auf die Kraft des Heiligen Geistes vertrauen.
Ich würde versuchen, zur Ruhe zu kommen und um das Wirken des
Heiligen Geistes bitten. Beten um den Geist, der mich öffnet für
Menschen, die mir begegnen, für neue Ideen und Gedanken. Ich würde
auch beten um Offenheit Menschen gegenüber, die mir vielleicht nicht
so zu Gesicht stehen, von denen ich mir eigentlich nichts erwarte.
Manchmal sind es gerade solche Menschen, die mir aus einer
misslichen Lage helfen können.
Gottes Wege und auch Hilfsangebote sind eben oft ganz anders.
Freitag, 21. Mai 2010
"Alles neu macht der Mai!"
Wenn man im Monat Mai unsere Natur betrachtet, dann hat man wahrlich
das Gefühl, dass unsere Erde neu wird. Bäume und Sträucher blühen,
ihre grünen Blätter entfalten sich und färben mit den saftigen
Wiesen große Teile unseres Landes mit wohltuendem Grün neu. Soviel
Leben ist sichtbar und spürbar.
Mit dem Aufleben und Aufblühen der Natur bekommen viele Menschen das
Gefühl neuer Lebensfreude. Dieses jährlich wiederkehrende Schauspiel
gibt uns Menschen Hoffnung und Lebenskraft.
In diese Zeit fällt heuer auch das Pfingstfest. Der Schweizer
Kapuzinerpater Anton Rotzetter schreibt dazu:
"Durch dich, Heiliger Geist, kann alles neu werden.
Gib uns neue Gedanken und lass uns das Undenkbare denken.
Gib uns neue Gefühle und lass uns das Unbegreifbare fühlen.
Gib uns neue Taten und lass uns das Unmögliche tun.
Gib uns ein neues Herz und lass uns dem Unfassbaren Raum geben.
Mach alles neu und lass uns deine neue Welt sein hier auf Erden.“
Samstag, 22. Mai 2010
"Alles ist möglich. Aber nix is fix." So heißt es in einem Song von
Rainhard Fendrich.
Und manchmal hört man diese Worte auch als resignierenden Kommentar,
wenn etwas plötzlich ganz anders gekommen ist, als es immer war,
oder wie man es fix geplant oder vereinbart hat.
Die meisten Menschen können schwer mit überraschenden Änderungen
oder Wendungen umgehen. Manche werden in solchen Situationen zornig,
holen zum Rundumschlag aus, oder suchen Schuldige.
Wem helfen in einer plötzlich auftretenden dramatischen Situation
Zorn, Ärger, Wut oder Beschuldigungen? Niemandem!
Nur wenige Menschen können mit plötzlichen, Veränderungen im Leben
gelassen umgehen, können ruhig bleiben und einen kühlen Kopf
bewahren.
In einem kirchlichen Lobgesang von Stephan Langton aus dem 12.
Jahrhundert, heißt es über den heiligen Geist: "In der Unrast
schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid
und Tod. Löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt."
|