Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
von Schwester Pallotti Findenig (Landskron, Kärnten)
Sonntag, 27.06.2010
Heute will eine Frau mit uns unterwegs
sein, für Kärnten eine besondere, Hemma von Gurk. Sie ist unsere
Landesmutter, einzigartig in Österreich; alle anderen Bundesländer
vertrauen sich einem Vater an! Hemma war von ihrer Herkunft und
ihrem Leben her völkerverbindend. Sie stammte aus altem bayrischem
und slawischem Adel, mehr als die Herkunft zeichnete sie der Adel
des Herzens aus. Den Ehemann durfte sie sich nicht selber aussuchen,
aber sie gewann ihn lieb. Mit ihm und den beiden Söhnen lebte sie
bei Friesach in Kärnten. Geldsorgen hatte sie keine, dafür viele
andere. Früh wurde sie Witwe und verlor auch noch beide Söhne. Sie
verbitterte nicht, in allem Leid wusste sie sich bei Gott geborgen.
Warum wurde sie Landesmutter? Ich meine, weil sie durch ihre
Freigebigkeit für viele wie eine Mutter war, weil sie in Gurk mit
dem Dom einen mystischen Ort geschaffen hat, der Heimat ist für
Menschen weit über unser Land hinaus, an dem Trost gefunden wird.
Montag, 28.06.2010
„Die Ehre Gottes ist der lebendige
Mensch!“ Das vermittelt uns der heutige Heilige, Irenäus von Lyon.
Was ist damit gemeint? Wenn ich, jede und jeder von uns aus allen
Fasern lebt, voll Leben ist. Für Gott gibt es nichts Wichtigeres,
als dass der Mensch – sein Ebenbild, wirklich lebt. Was gibt mir,
was gibt Ihnen Leben? Ich brauche ganz sicher zum Leben Nahrung –
und die ausreichend, eine angemessene Wohnung, Weggefährten, Freunde
und Freundinnen, Arbeit und daraus Einkommen, das Wissen wozu ich da
bin, mich oft abmühe, ohne Anerkennung oder Wertschätzung. „Die Ehre
Gottes ist der lebendige Mensch“, der Mensch, der weiß, dass er da
ist, weil Gott ihn ins Leben geliebt hat; ich sehe eine junge Mutter
vor mir mit ihrem zu früh geborenen Kind. Sie liebt es ins Leben.
Sein Lächeln ist Antwort auf das Geschenk des Lebens. Lebendig, voll
Leben? Dass Sie sich heute so erfahren und dies anderen vermitteln
können, wünsche ich ihnen.
Dienstag, 29.06.2010
Für heute sind uns zwei interessante
Männer als Begleiter mitgegeben: Petrus und Paulus. Ob es den beiden
zu Lebzeiten immer recht gewesen wäre, in einem Atemzug genannt zu
werden, weiß ich nicht – zu verschieden waren sie. Für mich ist das
ein Lichtblick. Wir alle sind doch so verschieden und haben unsere
je eigenen Wege, auch zu Gott – gerade wie er sich jede und jeden
von uns gedacht hat. Petrus war von Anfang an mit Jesus unterwegs,
Paulus hat Jesus zu Lebzeiten nicht gekannt. Petrus war Fischer am
See Genezareth, Paulus Intellektueller, der sich mit griechischer
Philosophie auseinander setzte. Petrus glaubte redlich und hatte
dennoch Angst um sein Leben. Er hat Jesus innerlich erkannt als den
Messias, als Sohn Gottes. Ich mag Petrus sehr in aller Spontaneität,
in seinem Totaleinsatz für Jesus, von Worten des Paulus lebe ich.
Petrus war verheiratet – Jesus hatte seine Schwiegermutter geheilt.
Und das hat Jesus nicht gehindert, ihn als seinen Nachfolger, als
den ersten Papst einzusetzen.
Mittwoch, 30.06.2010
Heute ist der Gedenktag an einen
Bischof aus dem 11. Jahrhundert, Otto von Bamberg. Warum sind fast
alle Heiligen schon so lange tot? Sie waren Glaubenszeugen in ihrer
Zeit. Warum ist kaum einer drunter, der mein, der unser Leben
geteilt hat, der Wirtschaftkrisen kennt, Umweltbedrohung, oder
Arbeitslosigkeit? Dabei meine ich, es gibt Heilige heute! Menschen,
die tapfer ihren Alltag leben: Die Mutter, Alleinerzieherin, die
ihren Kindern Mutter und Vater ist; den Mann, der am Arbeitsplatz
auf Vorteile verzichtet, weil er nicht bereit ist, auf Kosten
anderer zu leben; den Mann aus Tschetschenien, der als Polizist
einen Waffendiebstahl meldete und dann fliehen musste, weil der Dieb
Mitglied der Regierung war; die Frau, die treu zu ihrem Mann steht
trotz dessen Alkoholkrankeit; die Ordensschwester, die seit
Jahrzehnten in Bescheidenheit einfache Dienste tut; Die Liste ist
nicht vollständig. Ich bin sicher, Sie kennen auch Heilige und
vielleicht gehören Sie für andere auch dazu!
Donnerstag, 01.07.2010
Heute darf ich Ihnen die
„Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ als Begleiterinnen mitgeben,
die Schwestern der Gemeinschaft, in der ich lebe. Feierlich heilig
gesprochen wurde keine meiner Mitschwestern. Heute ist für uns auf
der ganzen Welt der Tag, an dem wir den Sinn, den innersten Grund
dessen feiern, woraus wir unser Leben gestalten: Das Fest des
Kostbaren Blutes Jesu Christi. „Man macht sich nicht klar, wie
kostbar Blut ist“ sagt Dante in der „Göttlichen Komödie“. Wie
kostbar Blut ist, weiß jeder, der eine Bluttransfusion als
lebensrettend erfahren hat, jede an Blutkrebs Leidende. Wir leben in
einer Zeit, in der viel Blut fließt durch Unfälle und Kriege. Blut
ist kostbar, es ist Leben. Jesus wusste um die Kostbarkeit jedes
Menschen, sein Leben war Leben für andere. Meine Mitschwestern
versuchen dies zu leben – ob in Wernberg, in den Slums von
Südafrika, mit Aidskranken, in der Anonymität von Großstädten, an
Krankenbetten in Pflegeheimen.
Freitag, 02.07.2010
Beginnt ein guter Morgen mit einem
positiven Schwangerschaftstest? Das kommt ganz darauf an, werden Sie
sagen. Bei der sehr jungen, unverheirateten Frau war die
Überraschung total. Ich spreche von Maria, der Mutter Jesu. Wie es
zu dieser Schwangerschaft gekommen ist, war ihr unklar und noch mehr
ihrem Verlobten. Gottes schöpferische Kraft, hat dies in ihr
bewirkt. Was tun, wie reagieren? Ihr Halt war in Gott. Sie hatte
gehört, ihre ältere Cousine sei schwanger. Maria wollte sie treffen.
Für diese war der positive Test die Erfüllung aller Sehnsucht. Auch
sie wusste, dass Gott dieses Leben in ihr bewirkt hat. Zwei sehr
unterschiedliche schwangere Frauen, eins sind sie sich darin, dass
das Leben in ihnen von Gott kommt. „Maria Heimsuchung“ heißt der
heutige Tag. Maria: Patronin der unerwarteten Schwangerschaften? Ich
wüsste keine bessere. Mögen alle Frauen tief innerlich wissen, dass
Gott es ist, der Leben gibt und dass dieses Leben in ihm geborgen
ist.
Samstag, 03.07.2010
Guten Morgen und herzlichen
Glückwunsch zum Namenstag, heute besonders allen, die Thomas heißen!
Thomas, der Ungläubige, so wird er bezeichnet. Aber, war er es
wirklich? Er wollte nur der Sache mit Jesus und dem Gerede über
seine Auferstehung auf den Grund gehen. Thomas, du bist mir sehr
sympathisch, du bist nicht leichtgläubig, du willst bis zum Grund
kommen, zum tragenden Grund für deinen Glauben. Dir war auch nicht
klar, wohin Jesus geht und du hast einfach gefragt. Jesu Antwort
gilt auch heute noch für uns: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das
Leben.“ Dann war Jesu Weg zu Ende und du, Thomas, warst wieder mit
deinen Fragen allein. Jesus wusste, was du brauchst und er kommt dir
entgegen mit seinen Todeswunden. Du kannst dich davon überzeugen,
dass er der tiefste Sinn deines Lebens geblieben ist, von Grund auf
tragfähig. Diese Überzeugung hast du in die Welt hinaus getragen.
Eine Gruppe von Christen in Indien nennt sich nach dir
„Thomaschristen.“
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