Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

 von Pfarrer Wolfgang Fank (Dechantskirchen, Stmk.)

 

 

Sonntag, 8. August 2010

„Auch eine Pechsträhne kann einmal reißen“

Die Geschichte unserer Glocken ist höchst interessant, allein schon was das Aufziehen  betrifft.

Vom Glockenaufzug aus dem Jahre 1921 berichtet die Pfarrchronik Folgendes:

„Als die Glocke sich in halber Turmhöhe befand, riss das Seil entzwei, und die Glocke sauste in die Tiefe, riss das Mauergesimse mit und grub sich in die Erde tief ein. Ein zweiter Versuch, die Glocke noch am selben Tage aufzuziehen, misslang ebenfalls; die Glocke fiel, allerdings aus geringerer Höhe, abermals zu Boden. Für diesen Tag war also die Sache erledigt, die Musik hatte keine Lust und auch keine Ursache, weiter zu spielen.“

Erst am nächsten Tag wurden die Glocken ohne Pomp und Trara aufgezogen.

Der nächste Glockenaufzug war im Jahre 1954. Und wieder riss das Seil und die Glocke stürzte herunter.

Nun, vor einer Woche gab es bei uns wieder ein großes Fest. Gleich drei neue Glocken sind aufgezogen worden, diesmal ohne Probleme, alles verlief bestens und feierlich.

Manche werden vielleicht gemeint haben, wenn aller guten Dinge drei sind, müsste auch diesmal wieder eine Glocke beim Aufseilen heruntersausen. Aber es ist nichts passiert.

Auch eine Pechsträhne kann einmal reißen. Das wünsche ich allen, die gerade  eine erleben.

 

 

Montag, 9. August 2010

„Gemeinsam sind wir stark“

In Mondsee, so habe ich es heuer im Urlaub gesehen, gibt es eine wunderschöne Stiftskirche mit vielen Seitenaltären, einer schöner als der andere.

Einer davon ist dem Letzen Abendmahl gewidmet. Ein schönes Bild in der Mitte vom Letzten Abendmahl, von der ersten hl. Messe sozusagen.

Der Altaraufbau ist pompös: zwei wuchtige Säulen auf beiden Seiten. Darüber ein breites Joch, auf dem drei Frauenfiguren sitzen. Und das Besondere an der ganzen Geschichte: Jede dieser schweren Säulen wird von vier kleinen Engeln getragen. Sie tragen schwer und sie schmunzeln noch bei dieser Last. Wie ist das möglich? Die vier Engel haben sich eingehängt, Arm in Arm, so trägt sich’s halt leichter. Und als Symbol der Hoffnung auf das messianische Reich haben sie große Weintrauben in der Hand. Für uns Christinnen und Christen ist die Weintraube das Symbol für das himmlische Gastmahl.

Es ist leichter, die Lebenslast zu tragen, wenn man sich zusammenschließt, sich einhängt und einander stützt. Meine Lebenslast wird auch leichter, wenn ich für mein Leben eine himmlische Perspektive habe. Das kann man von diesem Altar lernen!

 

 

Dienstag, 10. August 2010

„Plastikmüll - eine Zeitbombe“

In unserem Umweltteam haben wir über den Film „Plastic Planet“ gesprochen. Wir waren geschockt. Was da alles gezeigt und beschrieben wird:

Millionen Tonnen Plastik schwimmen auf den Ozeanen. Wind und Wetter zerlegen Plastik  im Laufe der Jahrzehnte in kleine Teile. Vögel, Fische schnappen sie auf, vergiften sich oder  ersticken dabei, zu Millionen.

Plastik mit giftigen Elementen kommt heutzutage fast überall vor: im Plastikgeschirr, in Fußböden, in Autoteilen, im Kinderspielzeug oder bei den Einkaufssäckchen. 350 Millionen Plastiksackerln werden in Österreich jährlich verbraucht.

Da ist unser Umweltteam auf eine tolle Idee gekommen. Ein Mitglied, eine Schneiderin, hat vorgeschlagen: „Schneidern wir Einkaufstaschen aus Stoff. Ich bekomm von der Chefin alte Vorhangstoffe sicher gratis.“  „Und dann lassen wir das Pfarrlogo mit der Sonne und dem Herzen draufdrucken“, sagt eine andere. 

Wir nennen diese Tasche den „Dechantskirchner Zegga“. Zweihundert davon haben wir bereits an den Mann, an die Frau gebracht. In jedes Auto so ein Zegga. Er soll uns täglich erinnern, nach Möglichkeit Plastikmüll zu vermeiden.

 

 

Mittwoch, 11. August 2010

„Der hl. Augustinus sprach von der „glücklichen Schuld“. Gibt es die auch heute noch?“

Eine Zeitung schrieb kürzlich von einem Glyksfall! Glück allerdings geschrieben mit Ypsilon und ohne ck. Eine Anspielung auf den Weinskandal vor 25 Jahren. Mit Glykol haben viele versucht, den Wein zu vermehren, bzw. zu verbessern. Der Skandal ist aufgeflogen. Der österreichische Wein wurde weltweit gemieden, die österreichische Weinwirtschaft lag am Boden. Österreich hat neu begonnen: ehrlich und mühsam. Jetzt ist der österreichische Wein wieder in aller Welt gefragt.

Der hl. Augustinus spricht von einer „glücklichen Schuld“, einer Schuld, aus der man herauswachsen kann zu einer neuen Lebensqualität.

So wie beim Waldsterben in den 80-er Jahren. Viele Wälder sahen fürchterlich aus. Die Verursacher haben gehandelt und die Wälder stehen wieder gut da.

Und jetzt der Klimawandel? Wird es da auch einmal eine glückliche Schuld geben? Nur, wenn sich die Verursacher ändern. Und das sind wir alle, Sie und ich. Der kleine Mann wie die großen Unternehmen. Werden wir uns ändern? Oder sagen wir: „Auf mich kommt es nicht an, sollen’s die Großen machen.“ Wir müssen erste Schritte setzen! Und zwar alle und jetzt! Das ist die einzige Chance um später einmal von  einer glücklichen Schuld sprechen zu können.

 

 

Donnerstag, 12. August 2010

„Schmutzige Hände für andere, ein Schlüssel zum Himmel!“

In unserer Pfarrkirche steht ein schöner Altar aus der Barockzeit. Rechts und links vom Bild des heiligen Stefanus stehen zwei Heilige, die auffallen, groß und schön sind sie. Es sind dies die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus: Petrus mit dem Himmelsschlüssel und rechts der hl. Paulus mit dem Schwert in der Hand.

Im Zuge der Renovierung sind diese beiden herab genommen worden. Am Boden wurden sie restauriert. Sie wurden gereinigt, ergänzt und vergoldet. Als sie fertig waren und so nebeneinander standen, hat eine humorvolle Restauratorin dem Petrus einen Besen in die Hand gedrückt und dem Paulus einen Putzfetzen. Sie mögen sich so nützlich machen in der Kirche.

Ja, das ist eine andere Art von Himmelsschlüssel: sich für andere schmutzig  machen. Eltern für Kinder, Arbeiter für Kollegen, Ehrenamtliche für Kirche und Vereine, Wanderer beim Plastiksammeln, Bischöfe und Pfarrer auch einmal mit dem Wischfetzen.

Himmelsschlüssel ganz irdisch, aber der sperrt auch den Himmel auf.

Ich danke der humorvollen Restauratorin für diese Botschaft.

 

 

Freitag, 13. August 2010

„Unser Leben eine Baustelle“ 

Unsere Pfarrkirche war und ist eine Baustelle.

Im Altarraum stehen die Heiligen herum, die Engel liegen zum Teil auf Tischen, einige liegen darunter. Selbst der Volksaltar ist voll mit Engeln und goldenen Wolken und anderem himmlischen Zeug. Ein Elektrokocher am Seitentischerl, eine Menge Pinsel, Bauernbrot, um das Gold zu bearbeiten und vieles mehr.

Und wir feiern bereits Gottesdienst in dieser Baustelle. Das stört uns nicht sonderlich, weil wir alle wissen, dass unser ganzes Leben eine Baustelle ist. Dass wir der Erneuerung bedürfen, dass wir an unserer äußeren und inneren Schönheit arbeiten müssen, und dass so mancher Wurm drin ist, der an der Substanz nagt und der beseitigt gehört.

Bald werden die Heiligen wieder auf ihren Plätzen stehen, ebenso die Engel und die vielen Wolken werden dazwischen festgemacht sein. Und alles wird glanzvoll auf uns herunterstrahlen. Und wir werden sagen: Schön haben sie es gemacht, ein Meisterwerk der Restauratorinnen.

Soweit sind  w i r  selbst noch nicht. Bis  w i r   in einem vollkommenen himmlischen Glanz erstrahlen, müssen wir noch warten. Und bei uns wird Gott selber ans Werk gehen müssen. Bis dahin bleiben wir eine Baustelle.

 

 

Samstag, 14. August 2010

Wie heißt es so schön? „Geben ist seliger als Nehmen!“

Ein Held besonderer Art steht heute im Kalender: Maximilian Kolbe. Ein Pole aus armen Verhältnissen, schwach und kränklich, aber besonders gescheit und religiös. Er wird Franziskaner, studiert in Rom, baut in Polen und Japan Druckereien und gibt religiöse Schriften heraus. Das war den Nazis, die damals Polen besetzt hatten, ein Dorn im Auge. Maximilian wird verhaftet und kommt schließlich ins Konzentrationslager nach Auschwitz. Er war im Block 14 untergebracht. Einem Gefangenen gelingt die Flucht, dafür müssen zehn andere sterben. Die zehn werden vorgeführt. Es ist auch ein Familienvater dabei. Er jammert: Wie wird es der Frau und den Kindern gehen? Da tritt Maximilian Kolbe heraus und bittet den Lagerleiter, statt des Familienvaters sterben zu dürfen. Es wird ihm gestattet. Am 14. August 1941 stirbt er im Hungerbunker.

Jesus sagt einmal: „Eine größere Liebe hat niemand als der sein Leben hingibt für seine Freunde.“

Es ist schon klar, nicht jeder kann sterben für einen anderen. Es kommt darauf an, dass man bereit ist, etwas von sich dem anderen zu geben, sei es Zeit, sei es Geld, sei es Liebe, oder was immer.

Und was kann ich heute geben?