Weihnachten - das besinnliche, vom Lichterglanz erhellte, als
fröhliches Fest besungene - es weicht viel zu schnell dem
Jahreswechsel, der mit ohrenbetäubendem Lärm der Knallkörper und
Raketen begangen wird. Welch ein Kontrast zum Weihnachtsfest.
Doch zu Silvester trifft man auf lachende Menschen. Zu Weihnachten
wünschen einander so viele frohe und fröhliche Weihnachten. Und wo,
bitteschön, bleibt das Lachen?
Nach der Christmette bleiben zwar viele Menschen auf dem
Kirchenplatz stehen. Sie sind heiter und froh gestimmt, herzliches
Lachen höre ich nur selten. Auf den mittlerweile unzähligen Advent-
und Weihnachtsmärkten, ist das anders. Wenn ich Zeit finde, gehe ich
auch dorthin; die fröhliche Stimmung gefällt mir. Da sehe und treffe
ich mitunter Leute, die sonst nur wenig zu lachen haben. Liegt es
wirklich nur am Glühwein?
Weihnachten - der "Knabe im lockigen Haar", den wir besingen, er
lacht uns aus der ärmlichen Krippe an, trotz der widrigen Umstände
seiner Geburt.
Montag, 3.1.2011
Der Jahreswechsel bringt es mit sich, dass die Menschen bereits
wieder Wünsche haben. Sie äußern diese Wünsche auch. Zumeist sind es
solche, die sie selbst betreffen. Wie bin ich froh, dass dies zum
Weihnachtsfest anders ist.
Jedes Jahr bin ich erstaunt darüber, welche ungeheuren Summen durch
beherzte Menschen aufgebracht werden für gute Zwecke. Hinter diesen
Zwecken stehen jedoch ganz konkrete Menschen. Es sind Bedürftige und
Benachteiligte, die im Alltag oft nichts zu lachen haben. In diesen
Tagen ist das anders. Könnte das nicht immer so sein?
Allein deshalb schon wünsche ich mir, dass die Weihnachtszeit, die
mit dem Fest der Taufe des Herrn endet, viel länger dauern sollte.
Noch dazu, wo es uns ein Leben lang aufgetragen ist, Mensch zu
werden. Zum Mensch-Sein gehört es auch dazu, andere glücklich zu
machen.
Dienstag, 4.1. 2011
In der Volksschule darf ich in der zweiten Schulstufe
Religionsunterricht erteilen. Eine schöne, mitunter herausfordernde
Angelegenheit. Der Lehrkörper besteht, einschließlich der Direktion,
ausschließlich aus Frauen. Ich bin also so etwas wie ein Exot in der
Schule. Ich unterrichte, aber die Kinder lehren mich vieles, wofür
ich dankbar bin.
Gelegentlich kommt es vor, dass mich ein Kind mit "Frau Lehrerin"
anspricht. Das erste Mal war ich über diese Anrede ganz verdutzt.
"Aber ich bin nicht die Frau Lehrerin", habe ich gesagt. Noch bevor
von diesem Schüler eine Reaktion kam, begann in der Klasse
irgendjemand herzlich zu lachen. Im Nu lachten alle Kinder. Zuerst
dachte ich, diese Unterrichtsstunde ist gelaufen, die kann ich
vergessen. Aber es lachten alle Kinder, auch jene, die sonst traurig
dreinschauen, denen kaum ein Grinsen zu entlocken ist. Auch der Bub
konnte über sich lachen. Kinderlachen kann man nur beantworten,
indem man selber lacht.
Mit einem Mal ist es lebendig erfahrbar geworden, wozu Jesus
gekommen ist: Erlösung.
Mittwoch, 5.1.2011
"Du", sagte eines der Kinder aus der zweiten Klasse zu mir, "erzähl
uns doch etwas von Owi!" "Von Owi?", fragte ich ganz entgeistert.
"Wer ist das?" "Das weiß ich auch nicht", sagte der Schüler, "wir
haben zu Weihnachten gesungen, dass Owi lacht!"
Langsam hat es bei mir gedämmert. Das Lied "Stille Nacht, heilige
Nacht". Für viele der Inbegriff von Weihnachten. Ohne dieses Lied
kann das Fest auf keinen Fall stattfinden. Schließlich hat es die
ganze Welt erobert.
Immer wieder werden Einwände theologischer und musikalischer Art
vorgebracht. Trotzdem wird es weiterhin gesungen. Liegt es an seiner
Schlichtheit, dass so viele Menschen davon ergriffen sind?
In der zweiten Strophe heißt es: "Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus
deinem göttlichen Mund". Das göttliche Kind lacht niemanden aus.
Gottes Sohn lacht nicht über Menschen. Es hätte Grund genug dazu,
sich über so manchen Wichtigtuer zu erheitern. Nein, das göttliche
Kind lächelt uns seine Liebe zu, damit wir sie herzlich erwidern
können, "mit einem Mund voll Lachen und einer Zunge voll Jubel". (Ps
126).
Donnerstag, 6.1.2011
Rund um den Jahreswechsel haben sie Hochkonjunktur, die Sterndeuter.
Die Neugier der Menschen ist groß. Angeblich steht in den Sternen,
was das neue Jahr für sie bereit hält.
Neugier war es wohl auch, welche die drei Weisen bewegte, einem
unbekannten Stern zu folgen. Dieser sollte sie zum neugeborenen
König führen. So machten sie sich mit Geschenken auf den Weg. "Was
brachten sie dem Jesuskind?", fragte ich in der Schule. Da sagte ein
aufgeweckter Knirps: "Ich glaube, Gold, Wein auch und Möhren." Da
konnte ich das Lachen nicht zurückhalten. Ob diese Gaben dem
heiligen Paar lieber gewesen wären als Weihrauch und Myrrhe?
An die heiligen drei Könige erinnern uns die Sternsinger. In diesen
Tagen sind sie unterwegs. Von den meisten werden sie erwartet und
freundlich aufgenommen. Die Fröhlichkeit der Kinder zaubert so
manchem ein Lächeln ins Gesicht. Und die Schenkenden werden rasch
Beschenkte. War es damals anders?
Beim Gottesdienst heute werden die Sternsinger durch ein Kamel
unterstützt. Es darf mit in die Kirche. Danach ist Fototermin. Da
will sich jeder mit dem Kamel ablichten lassen. Da geht es fröhlich
zu und es wird viel gelacht.
Ich bin froh, dass "unser Kamel" in der Kirche nichts unangenehm
Duftendes verloren hat.
Freitag, 7.1.2011
In einem Firmbehelf bin ich ihm ganz unvermittelt begegnet, Jesus
von Nazaret.
Nicht ein sonst übliches oder bekanntes Bild ist da zu sehen,
sondern Jesus steht da mit leuchtenden Augen und einem lachenden
Gesicht. Einfach sympathisch. Lange Zeit verharrte mein Blick auf
diesem Bild.
Hat Jesus je gelacht? In der Heiligen Schrift wird uns darüber
nichts berichtet. Sehr wohl jedoch, dass dieser Jesus voller
Emotionen war und seine Gefühle zeigen konnte. So hat er etwa über
den Tod seines Freundes Lazarus geweint, genauso wie über die Stadt
Jerusalem.
In der Bibel steht, dass Jesus und seine Jünger gern gesehene Gäste
bei Hochzeiten und anderen Festen waren. Jesus ist der Liebhaber der
Lebensfreude. Er ist berührbar und verwundbar, er ist fröhlich und
kann sich herzlich freuen.
Zum Glück hält die Kirche daran fest, dass der Mensch gewordene
Gottessohn uns
Menschen "in allem gleich geworden ist, außer der Sünde".
Hat Jesus also je gelacht? Ich sage ja. Denn Weinen und Lachen
gehören zum Menschsein. Beide erfüllen das Leben mit Sinn.
Samstag, 8.1.2011
Obwohl an so vielen Stellen die Freude vorkommt, ist in der Bibel
Humor höchstens zwischen den Zeilen zu lesen. Dass Jesus Mutterwitz
besaß, ist unbestritten.
Mit dem Lachen hat sich die Kirche seit jeher schwer getan, sieht
man einmal vom Osterlachen ab, das in der Barockzeit sehr verbreitet
war.
Johannes Chrysostomos (354?-407), Goldmund genannt, meint: "Diese
Welt ist eben kein Theater zum Lachen; nicht dazu sind wir
beisammen, um schallendes Gelächter anzuschlagen, sondern über
unsere Sünden zu seufzen, und mit diesem Seufzen werden wir den
Himmel erwerben."
Bedauerlicherweise gibt es keine Theologie des Lachens. Hingegen
wurde jene der Tränen reich entfaltet. Dabei haben Christen wahrlich
Grund zum Lachen. Mit der Geburt Christi beginnt Erlösung - sie wird
geschenkt! Jesus fordert uns auf, seinen Spuren zu folgen. Er sagt,
dass der Himmel sich über die Umkehr eines einzigen Sünders mehr
freut, als über neunundneunzig Gerechte. (vgl Lk 15,7). Der Himmel
lacht vor Freude.
Menschensorge ist es, sich lächerlich zu machen. Jesus kennt diese
Sorge nicht; er will uns Freude schenken. Wir dürfen sie ihm
lächelnd danken.