Am Sonntag, am Tag des Herrn, ruhen wir uns aus. Wir verbringen viel
Zeit mit unserer Familie, mit unseren Freunden. Und Christen feiern
die Auferstehung des Jesus von Nazareth. Damit ist jeder Sonntag ein
kleines Osterfest.
Sie kennen die berührende Ostergeschichte: Maria aus Magdala
begegnet dem Auferstandenen. Zunächst meint sie, es sei der Gärtner.
Und dann spricht er sie an: Maria! Wie Jesus ihren Namen ausspricht,
erkennt sie ihn. Und Jesus sagt weiter: Halte mich nicht fest! (Joh
20,17).
Die kostbaren Dinge im Leben kann ich nicht festhalten: Liebe,
Zuneigung, Intimität. Sie können uns nur geschenkt werden, wenn auch
nur für ein paar Augenblicke. Aber gerade diese Erfahrungen sind es,
die unser Leben hell und schön machen. Solche Erfahrungen
hinterlassen Leuchtspuren in unserer Lebensgeschichte.
Auch der Glaube ist ein Geschenk. Ich kann Jesus nicht festhalten.
Aber er hält mich. Er gibt mir Halt.
Lassen wir uns berühren, ergreifen vom Glauben, dass Gott unser Halt
ist, unser Licht, der Kompass für unser Leben. Ich wünsche uns einen
gesegneten Sonntag!
Montag, 21. Februar 2011
Zuhören
Vielleicht ist Ihnen heute Morgen schon der eine oder andere
geliebte Mensch in den Sinn gekommen und dann die Frage: Wie kann
ich dem oder der heute eine Freude bereiten? Viele Menschen erwarten
heutzutage oft nicht so sehr Geschenke wie Geld, kostbare
Wertgegenstände; sie erwarten, dass jemand für sie Zeit hat und
ihnen zuhört.
Wenn Sie also Menschen eine Freude machen wollen, dann hören Sie
einfach zu!
Ich höre oft die Bitte: Hast du etwas Zeit für mich? Ich bin so
allein! Niemand hört mir zu. In der Hektik des modernen Lebens muss
alles ganz schnell gehen. Krankenpfleger, Ärzte und Sozialarbeiter
leiden darunter, dass sie kaum Zeit haben, um mit den einzelnen
Patienten oder Hilfesuchenden länger zu reden. Es fehlt die Zeit,
einem anderen zuzuhören. Zeit haben, zuhören können ist ein ganz
wichtiges Werk der Barmherzigkeit – und das im Zeitalter
hochmoderner Kommunikation.
Wenn sie am heutigen Tag jemandem helfen, jemandem eine Freude
bereiten wollen: Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie einfach zu. Auch
ich danke Ihnen fürs Zuhören!
Dienstag, 22. Februar 2011
Ich rede gut über dich
Für den heutigen Tag empfehle ich Ihnen ein ganz wichtiges Werk der
Barmherzigkeit, etwas, was uns oft gar nicht leicht fällt: Über
andere gut zu reden.
Natürlich braucht es da und dort ein kritisches Wort, braucht es den
Widerstand, das klare Wort zu einer wichtigen Sache. Aber unsere
grundsätzliche Haltung muss wohlwollend sein für den Nächsten,
Hochschätzung des anderen. Gut über den anderen reden! Die Stärken
und positiven Charakterzüge des anderen lobend hervorheben durch ein
Kompliment, durch eine Verstärkung. Reden wir gut übereinander, in
unseren Familien, im Freundeskreis, über die Verantwortlichen und
Kollegen in unserem Betrieb, im Staat und in der Gesellschaft!
Ein Freund von mir hatte sich einmal als Fastenvorsatz vorgenommen:
„Ich verzichte auf das Weitersagen von schlechtmachenden Gerüchten
und Geschichten.“ Und er gestand nachher, dass er es nicht geschafft
hatte. „Es ist eine harte Übung, nur gut über andere zu reden“,
meinte er. Vielleicht schaffen wir es wenigstens heute: Nur gut über
andere zu reden.
Mittwoch, 23. Februar 2011
Ich bete für dich
Bei vielen offiziellen Empfängen oder sonstigen Begegnungen treffe
ich immer wieder Menschen, die mir gegenüber die Bitte äußern:
Denken Sie an mich, beten Sie für mich, schließen Sie mich ein in
Ihr Gebet! Darunter sind oft auch Nichtchristen oder Menschen, die
Gott fern stehen. Diese Zusage ist für viele Menschen sehr wichtig:
Ich bete für dich. Tun wir es füreinander, gerade dort, wo es
Spannungen gibt, wo Beziehungen brüchig werden, wo Worte nichts mehr
ausrichten.
Und falls wir nicht mehr beten können, zünden wir doch einfach eine
Kerze an vor einem Kreuz, einer Heiligenstatue, in einer Kapelle, in
einer Kirche, an einem Wallfahrtsort. Oder denken wir einfach an
jemanden, der mich darum gebeten hat. Ich denke an dich! Tun wir das
mit großer Andacht bei einem Spaziergang, an einem Ort der Stille,
an einem sakralen Ort. An-dacht kommt von dran-denken. In dieser
Andacht denken wir an bestimmte Menschen.
Ich bete für dich! Ich denke an dich! Das sind wunderbare Zusagen
für Menschen, die unser Gebet, unser Drandenken brauchen.
Donnerstag, 24. Februar 2011
Grüß Gott!
Im Laufe eines Tages treffen wir viele Menschen. Wir grüßen sie
meistens durch ein Kopfnicken, durch ein Lächeln, ein Winken oder
einen Gruß wie „Grüß Gott!“
Im zwölften Jahrhundert entstehen viele Grußformeln, die mit Gott in
Verbindung gebracht werden: Gott grüße dich! Gott segne dich! Gott
bewahre dich! Gott befohlen! Gott behüte dich! In unserem Tiroler
„Pfiadi“ oder „Pfiadi Gott“ steckt noch der Wunsch: Gott behüte
dich!
Unser heute noch gebrauchtes „Grüß Gott“ heißt im
Mittelhochdeutschen „Gott grueze dich“. Das bedeutet: Gott möge dich
freundlich anreden. Es geht hier also um einen Segenswunsch: Gott
möge dich ansprechen, er möge bei dir und mit dir sein. Auch das
„Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ heißt ursprünglich „Gott gebe dir
guaten morgen oder guaten tac“ (Mittelhochdeutsch).
Sprechen wir heute ganz bewusst diesen Gruß: Grüß Gott! Ich wünsche,
dass Gott dich behütet, dich begleitet, dich beschützt, immer bei
dir sei. Das ist auch mein Wunsch an Sie! Grüß Gott!
Freitag, 25. Februar 2011
Je t’aime – ich liebe dich
In der großen Stadt Rom habe ich einmal eine Mauer gesehen, die über
und über mit Graffiti bemalt war. Unter anderem fielen mir drei in
französischen großen Lettern und in Farbe geschriebene Worte in die
Augen: Je t’aime – ich liebe dich. Und unter dieser Liebeserklärung
standen zwei Namen, die andeuteten, wer da wen liebt.
Jeder Mensch wird mit dem Urbedürfnis nach Liebe geboren, dem er nie
entwächst. Daher suchen wir in allen Worten, die man uns sagt, im
Grunde nur dieses eine Wort: Ich liebe dich. Und wenn wir es
gefunden haben, dann leben wir auf.
Da gibt es aber auch die Erfahrung, dass es in unserer Seele Tiefen
gibt, die auch durch die selbstloseste Liebe nicht auszufüllen sind.
Und in diesen unzugänglichen Abgrund unserer Seele hinein hat Gott
sein Wort gesprochen: Je t’aime – ich liebe dich! Ich liebe dich
ohne wenn und aber. Ich liebe dich, so wie du bist!
Sollten Sie heute traurig aufgestanden sein, voller Sorgen, voller
Ängste vor dem, was heute alles auf Sie zukommen wird: Denken Sie an
diese Zusage Gottes: Je t’aime! Ich liebe dich!
Samstag, 26. Februar 2011
Unterbrechung im Alltag
Ab und zu bekomme ich Briefe oder E-Mails, in denen Menschen sich
über das Läuten der Glocken beschweren. Sie würden sich gestört
fühlen. Ich kenne aber auch Menschen, denen der Klang einer Glocke
tiefe Geborgenheit und Heimat bedeutet. Glocken trauern mit denen,
die Abschied nehmen müssen von einem lieben Menschen. Glocken lassen
in unseren Ohren frohmachende Töne erklingen bei Ereignissen des
Festes und der Freude.
In vielen Türmen erklingen die Glocken drei Mal am Tag: Bei Beginn
der Arbeit, in der Mittagspause und am Feierabend. Mitten im Alltag
sozusagen erinnert uns die Glocke: Mensch, bedenke! Das Wichtigste
im Leben ist nicht die Arbeit, der Stress, die Leistung, das
Immer-mehr-haben Wollen; das Wichtigste für uns ist Gott und seine
Botschaft an uns Menschen. Und diese Botschaft heißt: Ich bin bei
dir, und zwar immer! Lebe jeden Augenblick mit Gott und du wirst
Glück und Sinn im Leben finden!
Lassen wir uns durch die Glocken im Laufe des Tages immer wieder
unterbrechen und denken wir, dass wir unterwegs sind zu einem großen
Ziel, an dem wir heute schon ankommen könnten: Bei Gott!