Schneeglöckchen, Krokusse, Primeln,
Veilchen, Gänseblümchen, Löwenzahn erfreuen unsere Herzen und Sinne
in den ersten warmen Frühlingstagen.
Einer der ersten Frühlingsboten ist
das Schneeglöckchen. Im Feuchten und Schattigen wächst oft noch aus
dem Schnee diese zarte Pflanze mit ihren drei weißen Blütenblättern.
Sie nicken uns zu, als wollten sie sagen: Wir läuten den Frühling
ein!
Aus England kommt eine Legende: Ein
Engel verwandelte nach der Vertreibung Adams und Evas aus dem
Paradies Schneeflocken in Blumen, um anzukündigen, dass der Frühling
bald käme.
Das Schneeglöckchen ist uns ein echter
Trost in einer noch dunklen kalten Zeit.
Zeigt es doch, dass auch ein kurzes
zartes Bemühen gegen eine scheinbar übermächtige Umgebung nicht
vergebens ist. Da schickt uns eine zierliche Blume aus Eis und Kälte
die Botschaft von Licht und Leben.
Gerne singen wir die Lieder der
Starken und Harten mit, aber mit den ersten Frühlingsblumen ertönt
uns eine andere Melodie, ein weichherziger, anmutiger,
sehnsuchtsvoller Gesang nach Blühen und Leben ertönt in uns durch
die schweigende Kraft des Schneeglöckchens.
Montag, 14.3.2011
Der Krokus ist ein
Schwertliliengewächs, der wie alle frühen Frühlingsboten seine Kraft
aus seiner Knolle unter der Erde bezieht, seiner Kraftkammer.
Gepflanzt in Parks und in Vorgärten erfreuen uns die Krokusse in
vielen Farben: Lila, hellviolett, gelb, weiß.
Aus einer Art des Krokus gewinnt man
den Safran – allerdings blüht dieser Krokus erst im Herbst. Dieses
blühende Gold ist auch wieder an die Donau zurückgekehrt, und wird
in der Wachau kultiviert. Salz, Schokolade, Essig und Honig verleiht
der Safran nicht nur seine gelbe Farbe, sondern auch seine typische
Geschmacksnote.
Von dieser wirtschaftlichen Bedeutung
sind unsere Frühlingskrokusse nicht nur jahreszeitlich weit
entfernt. Mit ihren offenen Blütenkelchen erfreuen sie ohne
geschäftlichen Gedanken unser Auge und unser Herz.
Der Dichter spricht vom Frühling als
einem „Hauch der Gottheit“, von seiner „Allmachtsspur“. Die
Erneuerung der Natur lässt – je älter man wird – dank dem Schöpfer
sagen und fragen: Woher beziehen wir das Licht, wo ist unsere
Kraftkammer, aus der wir Verjüngung, Frische, Erneuerung
zusammenbringen?
Dienstag, 15.3.2011
„Liebliche Blume, bist du schon so
früh – wiedergekommen? Sei mir gegrüßt, Primula veris!“, ruft
Nikolaus Lenau der Schlüsselblume zu. Manche sagen zu ihr auch:
Primeln – wohl vom lateinischen „Primus“ – der erste. Sie blüht bei
uns als eine der ersten Frühlingsblumen.
Die dottergelbe Blumenkrone hat eine
schlüsselähnliche Gestalt. Der Sage nach soll dem Petrus aus
Versehen der Himmelsschlüssel aus der Hand gefallen sein und zur
Erde hinuntergefallen. Der Abdruck ließ die Schlüsselblumen wachsen.
Den Schlüssel hat sich Petrus wieder bringen lassen, die Blumen sind
dageblieben. Daher der Volksname: Himmelsschlüssel.
Ihre Blüten und Wurzeln sind in der
Heilkräuterkunde begehrte Mittel gegen Herzschwäche, Schwindel,
Gicht und Husten und anderes mehr.
Ist diese beliebte Pflanze wirklich
eine Türöffnerin zum Himmel? Logischerweise wird die Mutter Jesu,
Maria, mit dieser Blume in Verbindung gebrach, denn die Geburt des
Erlösers öffnete den Himmel.
Himmelsschlüsseltee und Tinkturen
können wir in der Apotheke kaufen. Den Schlüssel zum Himmel nicht.
Der ist schon teuer erkauft worden – in der Passionszeit denken wir
daran.
Mittwoch, 16.3.2011
Wer hat das erste Veilchen gefunden?
In meiner Kindheit suchten die Geschwister aufmerksam den Garten ab.
Die Literatur belehrt mich, dass auch schon in der Zeit Leopolds
VI., im 13. Jahrhundert, in den Donauauen nach dem ersten Veilchen
gesucht wurde. Nachdem die Nachricht vom Fund bei Hof eingetroffen
war, zog der Herzog mitsamt Gefolge aus, um das Veilchen zu
begrüßen.
Was tut man mit dem ersten Veilchen?
Natürlich – man riecht daran. So haben wir uns unseren Babenberger
Leopold auch vorzustellen: Dass er an der dunkelvioletten Blüte den
köstlichen Duft genoss.
Während ich diese Zeilen geschrieben
habe, hörte ich dazu Mozarts: „An ein Veilchen“. Wie viele
Musikstücke, Gedichte, Bilder sind dem Veilchen gewidmet!
Es ist Symbol für Bescheidenheit,
Demut, Frühling, Treue und Liebe. Interessant ist, dass seine
botanischen Eigenschaften eher gegenteilig sind, denn das Veilchen
ist sehr zäh und setzt sich sogar im verdichteten Rasen durch.
Ist es dadurch zum Liebesboten
geworden? Ein kleiner Veilchenstrauß als Mitbringsel von jemanden,
der sich nicht "unverblümt" zu erkennen geben will.
Wohl riechend, bescheiden, treu und
lieb, aber auch unverwüstlich: Was wünschen wir uns mehr?
Freuen wir uns auf das erste Veilchen
und auf seinen Wohlgeruch!
Donnerstag, 17.3.2011
„Sonne von Süden schien auf die
Felsen,
und dem Grund entgrünte grüner Lauch.“
Der wilde Lauch, der da in der
nordischen Liedersammlung Edda besungen wird, ist der Bärlauch. Bald
wird er den Boden der Laubwälder ergrünen lassen und der Wienerwald
wird von Sammlern dieses Waldknoblauchs heimgesucht werden. Wer will
sich diesen frischen Lauchgarten entgehen lassen? Von weitem schon
macht der Bärlauch durch seinen starken Knoblauchduft auf sich
aufmerksam, besonders an warmen Tagen; für manche ein Graus für ihre
Nase!
Früher in Vergessenheit geraten,
erlebt diese erste essbare Pflanze seit einigen Jahren eine
Renaissance. Genutzt werden aber vorwiegend die Blätter, frisch als
Gewürz oder Gemüse in der Frühjahrsküche.
Aufheben kann man den Bärlauch nicht,
vertragen tun ihn auch nicht alle, und die Verwechslungsgefahr mit
den giftigen Maiglöckchenblättern ist groß.
So sind bei allen positiven Wirkungen
Nachteile und Gefahr gegeben. Aber wenn die Lebensgeister nach der
langen Winterzeit nur langsam erwachen und wenn die kalte Jahreszeit
noch in den Gliedern und im Gemüt sitzt, dann sei der
Frühlingsbringer Bärlauch zu empfehlen.
Bärenkräfte und Energie gegen die
Frühlingsmüdigkeit sind gut. Dass die Kraft aber in den Schwachen
mächtig ist, lehrt uns der Apostel Paulus. (das ist mir jetzt etwas
zu abrupt mit dem Paulus ...)
18.3.2011
„Er liebt mich – er liebt mich nicht –
er liebt mich ...“ Wer kennt das Orakel nicht, das mit Hilfe des
Gänseblümchens durchgeführt wird? Nicht nur die Frage nach der
Liebe, auch andere kann man damit beantworten.
Keine andere Frühlingsblume kennt so
viele Namen wie diese kleine, herzallerliebst anzusehende Pflanze:
Die innere Scheibe schön gelb, die zarten, weißen Blätter wie
Strahlen umher und die Spitzen leicht rosarot gefärbt. Auch wenn man
sie zum Zwecke der Prophezeiung ausreißen muss...
Viele Legenden werden über diese
Zeitlose erzählt. Eine Sage aus einem französischen Pflanzenbuch vor
150 Jahren erzählt: „Bei der Krippe des neugeborenen Heilands
befanden sich die reichen drei Könige und die armen Hirten. Letztere
schenkten dem Jesuskind das, was sie hatten: Feldblumen; die Könige
aber bekanntlich Gold, Weihrauch, Myrrhe. Da wurden die Hirten
traurig: Die reichen Männer lassen mit ihren Kostbarkeiten unsere
Geschenke wertlos, ja peinlich erscheinen. Das Christkind aber stieß
mit seinen Füßchen das Gold weg, nahm ein Gänseblümchen und küsste
es. Seit diesem Tag bekam die zuvor ganz weiße Blume eine goldgelbe
Scheibe in der Mitte.“
Nebenbei ist diese Pflanze göttlichen
Ursprungs angenehme Salatzutat, Schönheitsmittel, Heilpflanze und
für Harry Potters Zaubertränke unverzichtbar.
19.3.2011
500 verschiedene Bezeichnungen gibt es
für das „Saubleaml“, für den Löwenzahn, so bekannt und verbreitet
ist diese Frühlingspflanze. Für viele als Unkraut angesehen, das ab
März ausgerissen werden muss, birgt der Löwenzahn aber bedeutende
Heilkräfte in sich.
Die ganze Pflanze ist für mich ein
kleines Wunder und erzählt auch die Hauptfeste der Christen und
Christinnen im Frühjahr auf seine Weise.
Auf einem runden röhrenförmigen
Stängel, den man leicht zu Ringen zusammen biegen und Kettchen
bilden kann, sitzt der goldene Blütenkopf.
Der schließt sich in den Nächten und
wenn es ihm zu nass wird. Ein kluger Kopf. Nach der Blüte erscheinen
die allen bekannten fallschirmartigen Samen, zu einer Kugel
geordnet, die den Namen „Pusteblume“ beweisen wollen.
Die kurzen Blütentage kann man als
Symbol der Sonne, christlich Christus zuordnen, den
Osterfeiertagen. Doch danach geht es weiter: Die Botschaft muss
verkündet werden, in alle Welt hinaus: Pfingsten naht; der Samen ist
aufgegangen.
So kann aus dem Unkraut eine
anschauliche Erzählung der Heilsgeschichte werden.