Zigtausende Christen besuchen auch heute wieder den sonntäglichen
Gottesdienst. Für diese Menschen ist der Sonntag erst dann Sonntag,
wenn sie die heiligen Geheimnisse gefeiert haben. Tod und
Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus begehen wir in der
sonntäglichen Feier. Viele sehen dies als Selbstverständlichkeit und
wichtigen Ausdruck ihres Glaubens.
Seit einigen Jahrzehnten hört man von verschieden Menschen Aussagen
wie: „Jesus ja – Kirche nein“, „Beten kann ich im Wald auch, da
brauche ich keine Kirche“, „Hauptsache ich bin ein ordentlicher
Christ. Da brauche ich am Sonntag nicht in die Kirche gehen.“ Der
Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes wird abgelehnt. Es wird zum
Ausdruck gebracht, dass ich auch ohne kirchliche Gemeinschaft mein
Christsein leben kann, eben alleine.
Der Glaube an Gott, der Glaube an Jesus Christus wird bewusst
abgekoppelt von der Gemeinschaft der Christen.
Das Wort „Kirche“ heißt übersetzt nichts anderes als „dem Herrn
gehören“ – nämlich dem Herrn Jesus. Es ist kein Zufall, dass dieses
Wort sowohl die Gemeinschaft der Christen als auch das Haus
bezeichnet, in dem sich die Gemeinschaft versammelt.
Erst durch die gemeinsame Feier der Geheimnisse unseres Glaubens
wird der Glaube konkret und aktuell. Die Nöte und Sorgen der
einzelnen Gläubigen, aber auch ihre Freuden kommen zur Sprache, die
gemeinsame Feier stärkt und baut auf.
Montag, 28.3.2011
„Da rennen sie jeden Sonntag in die Kirche; da sitzen sie dann ganz
fromm und wenn sie wieder rauskommen, dann richten sie die Leute
aus.“ So eine Stimme aus dem Volk.
Ja, leider so etwas gibt es. Auch die Christinnen und Christen, die
regelmäßig Gottesdienste besuchen, sind Menschen - mit allen Stärken
und Schwächen. Vielfach liegt es gerade an ihrem übermäßigen
Engagement, dass sie sich zu solchen Dingen hinreißen lassen.
Der Eifer für die Sache Jesu wird zum Übereifer. Jede Übersteigerung
wandelt sich irgendwann ins Gegenteil. Zwei Gläser Wein können ein
echter Genuss sein, zwei Flaschen Wein wandeln den ursprünglichen
Genuss ins Negative.
Der Einsatz für die Sache Gottes, konkret für den Mitmenschen,
kostet Kraft: Kinder- und Jugendarbeit, karitative Tätigkeiten,
Senioren und Krankenbetreuung, und viele Bereiche mehr. Je mehr
Kraft ein Mensch für eine bestimmte Tätigkeit einsetzt, umso weniger
bleibt ihm für anderes und für sich selbst.
Es fehlt nicht an guten und fähigen Menschen in der Kirche, es fehlt
einzig der Mut, sich mitunter zurück zu nehmen. Es fehlt der Mut,
den ein altes Sprichwort zum Ausdruck bringt: „Weniger ist manchmal
mehr.“
Wenn mir also der Mitmensch so auf die Nerven geht, dass ich nur
noch schlecht über ihn reden kann, dann ist es Zeit, Mut zu haben.
Es ist Zeit, Energie und Kraft auch für mich selbst aufzuwenden.
Dienstag, 29.3.2011
Wozu soll ich beten? Gott hilft ja doch nicht. – So argumentieren
gelegentlich meine Schüler.
Ich erinnere mich, dass es früher in vielen Schulen üblich war, am
Beginn des Tages ein gemeinsames Gebet zu sprechen. Es soll zum
Ausdruck kommen, dass der Tag mit Hilfe Gottes gelingen und unter
dem Schutz Gottes stehen möge.
Viele Christinnen und Christen beginnen ihren Tag mit einem Gebet.
Manchmal ist es einfach ein Kreuzzeichen. Zum Ausdruck kommt, dass
es der dreieinige Gott ist, dem ich jeden neuen Tag verdanke. Ich
vertraue mich an diesem neuen Tag Gott an. Er gibt mir Kraft und Mut
für mein Tun. Ich rufe mir ins Bewusstsein, dass da jemand ist, der
mich stützt, wenn es beruflich gerade nicht so gut läuft. Und dass
da jemand ist, der sich mit mir über meine Erfolge freut. Zwingen
kann ich Gott nicht, ich kann mich aber auf ihn verlassen. Das
gehört zum Vertrauen dazu. „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, sagt
ein altes Kirchenlied.
Bei allem Vertrauen in Gott gilt dennoch, was ein alter Spruch sagt:
Erbitte Gottes Segen für deine Arbeit, aber erwarte nicht, dass er
sie auch für dich tut.
Mittwoch, 30.3.2011
Wir stehen mitten in der Fastenzeit. Viele Menschen höre ich klagen,
ob sie denn ihre Fastenvorsätze bis Ostern auch durchhalten können.
Vieles haben sie sich vorgenommen: Kein Alkohol, kein Rauchen,
weniger Essen. Aber auch: Öfter beten, Gottesdienst regelmäßig
besuchen, sich mit Mitmenschen aussöhnen und ähnliches. Was vor
wenigen Wochen mit großem Elan angegangen worden ist, scheint jetzt
zur Qual, zur Last zu werden.
Es ist gut, zumindest einmal im Jahr sein Leben bewusster zu
gestalten. Für Christinnen und Christen ist dies auch gleichzeitig
Vorbereitung auf das höchste Fest des Jahres, Ostern. Wir vergessen
allerdings allzu gerne, dass wir bei allem Eifer für die
Fastenübungen auch unseren Alltag meistern müssen: Z.B. Familie und
Arbeit.
Ich denke, es ist ehrlicher, einen einzigen Vorsatz erfüllen zu
wollen. Diesem kann ich mich mit ganzer Kraft widmen, ohne dass
meine sonstigen Verpflichtungen auf der Strecke bleiben.
Gott sieht das Bemühen und die Anstrengung. Es zählt bei ihm nicht
die Quantität der Fastenübungen, wohl aber die Qualität.
Donnerstag, 31.3.2011
Von den 7 Sakramenten der römisch-katholischen Kirche ist die
Beichte jenes, das gegenwärtig aus der Mode gekommen ist.
Manche Menschen argumentieren, dass es wohl zu billig sei, zuerst zu
sündigen, dann beichten zu gehen und alles ist erledigt. Außerdem
könne man sich das ja mit den Mitmenschen und Gott selber ausmachen.
Dort, wo Kränkung an einem Mitmenschen geschehen ist, da ist es
sicher auch notwendig, den konkreten Menschen um Verzeihung zu
bitten. Doch Sünde hat auch eine Dimension außerhalb des
Zwischenmenschlichen. Sünde ist für Christenmenschen immer auch ein
sich Entfernen von Gott.
Beichte bedeutet also ganz konkret: Versöhnung mit Gott. Zusage
Gottes zur Vergebung. Zeichen des Neubeginns. Zeichen für die
Bereitschaft zur Änderung des Lebens.
Ich denke, niemand sündigt im Bewusstsein, in der Beichte möglichst
einfach die Schuld wieder los zu werden. Es sind Wunden, die der
Mensch auch sich selbst zufügt.
Versöhnung mit Gott und Heilung der Wunden geschehen im Sakrament.
Diese Zusage Gottes ist uns sicher!
Freitag, 1.4.2011
Die Texte des Neuen Testaments sind ja erst ein bis zwei
Generationen nach Jesus Christus verfasst worden. Ist ja ziemlich
verfälscht – oder? - So argumentieren gelegentlich meine Schüler.
Nun ja, Jesus Christus ist so um das Jahr 30 gestorben und
auferstanden. Um das Jahr 45 sind die ersten Schriften des Neuen
Testaments entstanden, die letzten gegen das Jahr 100 zu. Es ist
Aufgabe der Bibelwissenschaft, historische Entwicklungsstränge vom
ursprünglichen Gedankengut zu trennen und darzustellen. Das ist,
zugegebener Maßen, oft nicht ganz einfach.
Die Schriften des Neuen Testaments sind aber Zeichen der
Lebendigkeit der jungen Kirche. Die Grundbotschaft vom leidenden,
sterbenden und auferstandenen Jesus Christus ist immer die gleiche.
Die junge Kirche versucht diese Botschaft immer aufs Neue im
täglichen Leben umzusetzen. Das spürt man deutlich in den Briefen
des Neuen Testaments. Ort und Zeit lassen für ein und dasselbe
Problem unterschiedliche Lösungen zu.
Eigentlich kann die Vielfalt der schriftlichen Zeugnisse Mut machen
für die Gegenwart: Trotz aller unterschiedlichen Zugänge und
Lösungsansätze ist es immer die eine Kirche und der eine Jesus
Christus.
Wir dürfen uns auch im 21. Jahrhundert auf kreative Lösungen
innerhalb der Kirche einlassen.
Samstag, 2.4.2011
Als Pfarrer von Korneuburg unterrichte ich auch in der AHS meiner
Pfarre. Nicht nur Religion sondern auch Informatik. Immer wieder
werde ich gefragt, wie denn diese beiden Fächer zusammen passen. Ich
antworte meist mit einem Schmunzeln und den Worten: „Den Glauben
brauchst du dort und da.“
Nun sind sich so ein Computer und die Kirche wahrlich näher, als man
beim ersten Hinschauen erkennen mag. So will beispielsweise das
Internet Menschen verbinden – das ist auch eine Grundaufgabe der
Kirche. Das Internet stellt Dienste für die Menschen zur Verfügung:
Datenaustausch, Informationen im Web, Mail und vieles andere.
Auch die Kirche ist bestrebt, Dienste den Menschen zur Verfügung zu
stellen: Zum Beispiel das Erleben von Gemeinschaft, Hilfe in
seelischer und materieller Not, Beistand in schwierigen Stunden wie
Krankheit oder Tod.
Im Alltag verlasse ich mich natürlich auf meinen Computer und die
angebotenen Dienste. Und dennoch, er ist von Menschenhand gemacht
und fehleranfällig. Wenn es im Leben wirklich um etwas geht, begebe
ich mich lieber in die Dienste der Kirche, in die Hände Gottes.