von Peter Hausberger, Pfarrer in Salzburg-St. Paul
Sonntag, 12.06.2011
Pfingsten gehört in allen christlichen Kirchen zu den höchsten
Festen. Sieben Wochen nach dem Osterfest, also fünfzig Tage danach,
wird es gefeiert. Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen und
heißt „der fünfzigste Tag“. Der Inhalt des Festes ist die Freude
über die Gaben des Heiligen Geistes.
Wie soll man von Gottes Heiligem Geist reden? In der Bibel finden
wir Bilder. Das Symbol der Taube, das Symbol der Liebesgöttin in den
alten orientalischen Kulturen kommt vor, zum Beispiel bei der
Erzählung von der Taufe Jesu. Als Liebe, persongewordene Liebe
zwischen Gott und Christus, sieht die christliche Theologie den
Heiligen Geist.
„Wind“ oder „Atem“, „Sturm“ oder „belebender Hauch“, das sind die
Worte, die die Bibel verwendet, wenn sie vom Geist Gottes spricht.
Im Johannesevangelium heißt es (3,8): „Der Wind weht, wo er will,
und sein Brausen hörst du, aber du weißt nicht, woher er kommt und
wohin er fortgeht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren
ist.“ Von daher kommt der Spruch: Der Geist weht, wo er will.
Woran kann man erkennen, dass Gottes Geist es ist, der wirkt? Gottes
Geist ist dort wirksam, wo Menschen einander helfen, eine
menschliche Welt zu bauen. Wo sie einander die Hand zum Frieden
reichen, wo sie einander beistehen, wo tiefe Freude erlebt wird.
Welche Spuren des Geistes Gottes finden Sie in Ihrem Leben und in
Ihrer Umgebung?
Montag, 13.06.2011
Der heutige Pfingstmontag ist in Österreich und einigen anderen
Ländern Europas ein Feiertag. Viele gedenken heute auch des
Tagesheiligen, des heiligen Antonius von Padua. Er ist 1195 in
Lissabon in Portugal geboren. Sein Taufname lautete Fernandez. Als
junger Priester trat er dem Franziskanerorden bei und nahm den Namen
Antonius an. Auf dem Weg nach Marokko, wo er das Wort Gottes
verkünden wollte, wurde er schwer krank, bei der Rückreise nach
Portugal wurde das Schiff durch einen Sturm an die Küste Siziliens
verschlagen. Von dort wanderte Antonius nach Assisi, wo Franz von
Assisi gerade zum Generalkapitel eingeladen hatte. Ohne auf sich
aufmerksam zu machen, nahm er daran teil. Im einsamen Bergkloster
Monte Paolo in der Nähe der Stadt Forlí an der Adriaküste wurde die
außergewöhnliche Predigtbegabung des Antonius entdeckt. Er ging
predigend durch Italien und bis nach Südfrankreich und wieder zurück
nach Padua. Manchmal hörten ihm 30.000 Menschen gleichzeitig zu.
Franz von Assisi hörte von seiner herausragenden Begabung und
ernannte Antonius zum ersten Lehrer der Theologie für die
Angehörigen seines Ordens.
Am 13. Juni 1231 starb er. Er war 36 Jahre alt. Antonius ist ein
wichtiger Patron für viele Anliegen. Besonders beliebt ist sein
Patronat für das Wiederauffinden verlorener Sachen.
Dienstag, 14.06.2011
Müssen Sie nach den beiden Pfingstfeiertagen wieder arbeiten oder
können Sie noch einen freien Pfingstdienstag genießen?
Pfingsten – Fest des Geistes. Die Erfahrung des Geistes Gottes kann
man auf verschiedene Weisen machen: Das kann ein Schreien vor
Begeisterung sein, eine Ekstase, ein Eintauchen in eine große
Gemeinschaft. Das kann die Erfahrung der schöpferischen Macht in der
Natur sein mit ihren winzigen Details und in den unendlichen Weiten
des Kosmos. Oft wird die Erfahrung des Geistes verbunden mit der
Kraft und der Energie, die Menschen lebendig macht.
Doch manchmal fühlt man sich erschöpft und ausgelaugt. Man ist
frustriert, weil Ideen nicht angenommen werden und Visionen nicht
gefragt sind. Und manchmal sind wir voller Leben und Energie,
könnten die sprichwörtlichen „Bäume ausreißen“.
Der Beter des Psalms 104 (Ps 104,30) betet: „Sendest du, Gott,
deinen Geist aus, werden sie alle erschaffen und du erneuerst das
Antlitz der Erde“. Der Geist ist dynamisch, er bewirkt lebendig
Sein. So wie es in den Schriften des Alten und Neuen Testaments
beschrieben wird, so gibt es auch heute Männer und Frauen, die vom
Geist Gottes ergriffen sind. Mit einer klaren und unbestechlichen
Sicht der Wirklichkeit und oft sehr kritisch und prophetisch wirken
sie konsequent daran mit, unsere kleine und unsere große Umwelt
gerecht und lebenswert zu machen.
Ein Beispiel für einen solchen geisterfüllten Menschen ist für mich
der österreichische Bischof Erwin Kräutler im Nordosten Brasiliens.
Ihm wünsche ich viel Kraft.
Mittwoch, 15.06.2011
Heißen Sie Vitus oder Veit oder wohnen Sie in einem Ort oder in
einer Pfarre, die das Patronat des heiligen Vitus trägt, dann
wünsche ich Ihnen einen guten Namenstag, bzw. einen guten
Patroziniumstag.
Vitus hat den Legenden nach um 300 nach Christus gelebt und er sei
eines grausamen Märtyrertodes gestorben. Der heilige Vitus gehört zu
den volkstümlichsten Heiligen der katholischen Kirche und ist einer
der Vierzehn Nothelfer.
Von den Vierzehn Nothelfern erwarteten sich die Menschen Hilfe und
Heilung, einen Beistand und Fürsprecher in oft aussichtslosen
Lebenslagen. Man hat durch die Heiligen hindurch das Wirken und die
Kraft Gottes gesehen.
Der Beistand und Fürsprecher, von dem im Johannesevangelium Jesus
Christus spricht, ist der Heilige Geist. Das Johannesevangelium
lässt Jesus sprechen (Joh 14,26.27): 26Der Beistand und Fürsprecher
aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen,
jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich
euch gesagt habe. 27Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich
euch; …. Euer Herz werde nicht erregt, und es verzage nicht.
Jeder und jede hat schon erlebt, wie gut es tut, wenn einem jemand
beisteht und sich für einen einsetzt. Das Wirken Gottes spüre ich
durch Mitmenschen, die da sind, an meiner Seite. „Beistand“ nennt
man im Volksmund auch den Trauzeugen/die Trauzeugin. Dem Paar
beizustehen, das ist eine wichtige, nicht nur punktuelle Aufgabe.
Vielleicht haben Sie Zeit, heute jemandem, der Ihnen beigestanden
ist, Danke zu sagen?
Donnerstag, 16.06.2011
Waren Sie in letzter Zeit – vielleicht zu Pfingsten – bei einem
Firmgottesdienst? Die Gaben des Heiligen Geistes wurden den
Firmlingen zugesprochen. Es sind Gaben, die schon im Alten
Testament, im Buch Jesaja, aufgezählt werden (Jes 11,2): Der Geist
der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke,
der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Diese Gaben wird der
kommende Messias haben, der das Reich des Friedens aufrichten wird.
Alle Menschen erfahren die ihnen zustehende Gerechtigkeit.
Bei der Firmspendung sind diese Gaben ergänzt um eine siebte Gabe,
die Gabe der Frömmigkeit. Das Wort Frömmigkeit hat sich gegenüber
seiner Ursprungsbedeutung ziemlich verändert. Fromm hat ursprünglich
– noch im Mittelalter – bedeutet: Tapfer, rechtschaffen, mutig.
Der Apostel Paulus schreibt in seinen Briefen, dass alle unsere
Begabungen, Stärken und Fähigkeiten Gaben des Geistes sind. Leider
werten wir uns und unsere Begabungen oft selber ab und vergleichen
uns mit anderen. In einem Gebet, das uns dabei bestärkt, uns selbst
und unsere je eigenen Begabungen anzuerkennen, heißt es: „Gott, du
hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und
keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Hilf uns, dass wir uns
nicht zerstreiten, sondern einander dienen, mit dem, was du einem
jeden zum Nutzen aller gibst.“
Freitag, 17.06.2011
Im Wort „Begeisterung“ ist „Geist“ enthalten.
Von Verschiedenstem sind wir Menschen begeistert: Der eine ist von
seinem Werkzeug begeistert. Wir haben unseren Orgelbaumeister Karl
Nelson in Schweden besucht. Er hat uns in seiner Werkstatt ganz
begeistert seine Raubank, einen besonderen Hobel, gezeigt, und seine
Geräte zum Gießen und Hämmern der Bleipfeifen. Eine andere ist vom
Garten begeistert und von dem, was alles darin blüht und gedeiht.
Was begeistert Sie?
Wenn junge Leute einen Gottesdienst vorbereiten, wählen sie oft ein
Lied aus mit dem Refrain: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein
Geist sucht sie, auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir
einander befrei’n.“
In der Bibel wird erzählt, wie die Begeisterung Jesu ausgestrahlt
hat. Er wirkt in der Kraft des Geistes. Er lehrt und er heilt, er
ruft in Menschen das Leben auf, die durch Krankheit oder durch
Ausgrenzung schwer litten. Dadurch, wie Jesus ihnen begegnete,
fanden sie zur körperlichen und seelischen Gesundung. Sie wurden
frei von Krankheit und von Zwängen, in die sie durch ihr
persönliches oder soziales Umfeld geraten waren.
Dort, wo Menschen aufatmen können und das Leben sich entfalten kann,
wirkt Gottes Geist – damals wie heute. Dort bewahrheitet sich das
Lied: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein Geist sucht sie,
auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir einander befrei’n“.
Samstag, 18.06.2011
Die katholischen Kirchen und die Kirchen der Reformation feiern
morgen das Fest „Dreifaltigkeit“, das Fest „Trinitatis“.
Schon am Beginn unseres christlichen Lebens, bei der Taufe, wurden
wir auf den dreieinen Gott getauft. In allen christlichen Kirchen
spricht der Pfarrer, die Pfarrerin zum Täufling: „Ich taufe dich im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes wurde in den ersten fünf
Jahrhunderten mit Hilfe der griechisch-hellenistischen Philosophie
entwickelt. Die Glaubenssätze von damals müssen in jeder Zeit neu
verständlich gemacht werden. Was heute noch dazu kommt, ist die
Herausforderung durch den Dialog der Religionen.
In der Dreifaltigkeit kommt viel vom Geheimnis Gottes zum Ausdruck.
Besonders in der Musik, in der Kunst, im schöpferischen Fluss der
Kreativität kann man sich ihr ein wenig nähern. Aber alle unsere
Denkleistungen, unsere kreativen Anstrengungen reichen nicht aus, um
das Geheimnis Gottes zu begreifen.
In der heutigen Sprache der Beziehung sagen wir: Gott ist Liebe.
Liebe ist nicht einsam, Liebe ist Gemeinschaft. In Gott ist
Beziehungsreichtum und Liebe. Mit aller nötigen Vorsicht können wir
sagen: In Gott ist Gespräch, er ist im höchsten Maß lebendig, er ist
Gemeinschaft, nicht nur mit seinen Geschöpfen, sondern auch in sich
selbst.