Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Peter Hausberger, Pfarrer in Salzburg-St. Paul

 

 

Sonntag, 12.06.2011

Pfingsten gehört in allen christlichen Kirchen zu den höchsten Festen. Sieben Wochen nach dem Osterfest, also fünfzig Tage danach, wird es gefeiert. Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen und heißt „der fünfzigste Tag“. Der Inhalt des Festes ist die Freude über die Gaben des Heiligen Geistes.

Wie soll man von Gottes Heiligem Geist reden? In der Bibel finden wir Bilder. Das Symbol der Taube, das Symbol der Liebesgöttin in den alten orientalischen Kulturen kommt vor, zum Beispiel bei der Erzählung von der Taufe Jesu. Als Liebe, persongewordene Liebe zwischen Gott und Christus, sieht die christliche Theologie den Heiligen Geist.

„Wind“ oder „Atem“, „Sturm“ oder „belebender Hauch“, das sind die Worte, die die Bibel verwendet, wenn sie vom Geist Gottes spricht. Im Johannesevangelium heißt es (3,8): „Der Wind weht, wo er will, und sein Brausen hörst du, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fortgeht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ Von daher kommt der Spruch: Der Geist weht, wo er will.

Woran kann man erkennen, dass Gottes Geist es ist, der wirkt? Gottes Geist ist dort wirksam, wo Menschen einander helfen, eine menschliche Welt zu bauen. Wo sie einander die Hand zum Frieden reichen, wo sie einander beistehen, wo tiefe Freude erlebt wird.

Welche Spuren des Geistes Gottes finden Sie in Ihrem Leben und in Ihrer Umgebung?

 

 

 

Montag, 13.06.2011

Der heutige Pfingstmontag ist in Österreich und einigen anderen Ländern Europas ein Feiertag. Viele gedenken heute auch des Tagesheiligen, des heiligen Antonius von Padua. Er ist 1195 in Lissabon in Portugal geboren. Sein Taufname lautete Fernandez. Als junger Priester trat er dem Franziskanerorden bei und nahm den Namen Antonius an. Auf dem Weg nach Marokko, wo er das Wort Gottes verkünden wollte, wurde er schwer krank, bei der Rückreise nach Portugal wurde das Schiff durch einen Sturm an die Küste Siziliens verschlagen. Von dort wanderte Antonius nach Assisi, wo Franz von Assisi gerade zum Generalkapitel eingeladen hatte. Ohne auf sich aufmerksam zu machen, nahm er daran teil. Im einsamen Bergkloster Monte Paolo in der Nähe der Stadt Forlí an der Adriaküste wurde die außergewöhnliche Predigtbegabung des Antonius entdeckt. Er ging predigend durch Italien und bis nach Südfrankreich und wieder zurück nach Padua. Manchmal hörten ihm 30.000 Menschen gleichzeitig zu. Franz von Assisi hörte von seiner herausragenden Begabung und ernannte Antonius zum ersten Lehrer der Theologie für die Angehörigen seines Ordens.

Am 13. Juni 1231 starb er. Er war 36 Jahre alt. Antonius ist ein wichtiger Patron für viele Anliegen. Besonders beliebt ist sein Patronat für das Wiederauffinden verlorener Sachen.

 

 

 

Dienstag, 14.06.2011

Müssen Sie nach den beiden Pfingstfeiertagen wieder arbeiten oder können Sie noch einen freien Pfingstdienstag genießen?

Pfingsten – Fest des Geistes. Die Erfahrung des Geistes Gottes kann man auf verschiedene Weisen machen: Das kann ein Schreien vor Begeisterung sein, eine Ekstase, ein Eintauchen in eine große Gemeinschaft. Das kann die Erfahrung der schöpferischen Macht in der Natur sein mit ihren winzigen Details und in den unendlichen Weiten des Kosmos. Oft wird die Erfahrung des Geistes verbunden mit der Kraft und der Energie, die Menschen lebendig macht.

Doch manchmal fühlt man sich erschöpft und ausgelaugt. Man ist frustriert, weil Ideen nicht angenommen werden und Visionen nicht gefragt sind. Und manchmal sind wir voller Leben und Energie, könnten die sprichwörtlichen „Bäume ausreißen“.

Der Beter des Psalms 104 (Ps 104,30) betet: „Sendest du, Gott, deinen Geist aus, werden sie alle erschaffen und du erneuerst das Antlitz der Erde“. Der Geist ist dynamisch, er bewirkt lebendig Sein. So wie es in den Schriften des Alten und Neuen Testaments beschrieben wird, so gibt es auch heute Männer und Frauen, die vom Geist Gottes ergriffen sind. Mit einer klaren und unbestechlichen Sicht der Wirklichkeit und oft sehr kritisch und prophetisch wirken sie konsequent daran mit, unsere kleine und unsere große Umwelt gerecht und lebenswert zu machen.

Ein Beispiel für einen solchen geisterfüllten Menschen ist für mich der österreichische Bischof Erwin Kräutler im Nordosten Brasiliens. Ihm wünsche ich viel Kraft.

 

 

 

Mittwoch, 15.06.2011

Heißen Sie Vitus oder Veit oder wohnen Sie in einem Ort oder in einer Pfarre, die das Patronat des heiligen Vitus trägt, dann wünsche ich Ihnen einen guten Namenstag, bzw. einen guten Patroziniumstag.

Vitus hat den Legenden nach um 300 nach Christus gelebt und er sei eines grausamen Märtyrertodes gestorben. Der heilige Vitus gehört zu den volkstümlichsten Heiligen der katholischen Kirche und ist einer der Vierzehn Nothelfer.

Von den Vierzehn Nothelfern erwarteten sich die Menschen Hilfe und Heilung, einen Beistand und Fürsprecher in oft aussichtslosen Lebenslagen. Man hat durch die Heiligen hindurch das Wirken und die Kraft Gottes gesehen.

Der Beistand und Fürsprecher, von dem im Johannesevangelium Jesus Christus spricht, ist der Heilige Geist. Das Johannesevangelium lässt Jesus sprechen (Joh 14,26.27): 26Der Beistand und Fürsprecher aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 27Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; …. Euer Herz werde nicht erregt, und es verzage nicht.

Jeder und jede hat schon erlebt, wie gut es tut, wenn einem jemand beisteht und sich für einen einsetzt. Das Wirken Gottes spüre ich durch Mitmenschen, die da sind, an meiner Seite. „Beistand“ nennt man im Volksmund auch den Trauzeugen/die Trauzeugin. Dem Paar beizustehen, das ist eine wichtige, nicht nur punktuelle Aufgabe. Vielleicht haben Sie Zeit, heute jemandem, der Ihnen beigestanden ist, Danke zu sagen?

 

 

 

Donnerstag, 16.06.2011

Waren Sie in letzter Zeit – vielleicht zu Pfingsten – bei einem Firmgottesdienst? Die Gaben des Heiligen Geistes wurden den Firmlingen zugesprochen. Es sind Gaben, die schon im Alten Testament, im Buch Jesaja, aufgezählt werden (Jes 11,2): Der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Diese Gaben wird der kommende Messias haben, der das Reich des Friedens aufrichten wird. Alle Menschen erfahren die ihnen zustehende Gerechtigkeit.

Bei der Firmspendung sind diese Gaben ergänzt um eine siebte Gabe, die Gabe der Frömmigkeit. Das Wort Frömmigkeit hat sich gegenüber seiner Ursprungsbedeutung ziemlich verändert. Fromm hat ursprünglich – noch im Mittelalter – bedeutet: Tapfer, rechtschaffen, mutig.

Der Apostel Paulus schreibt in seinen Briefen, dass alle unsere Begabungen, Stärken und Fähigkeiten Gaben des Geistes sind. Leider werten wir uns und unsere Begabungen oft selber ab und vergleichen uns mit anderen. In einem Gebet, das uns dabei bestärkt, uns selbst und unsere je eigenen Begabungen anzuerkennen, heißt es: „Gott, du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Hilf uns, dass wir uns nicht zerstreiten, sondern einander dienen, mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst.“

 

 

 

Freitag, 17.06.2011

Im Wort „Begeisterung“ ist „Geist“ enthalten.

Von Verschiedenstem sind wir Menschen begeistert: Der eine ist von seinem Werkzeug begeistert. Wir haben unseren Orgelbaumeister Karl Nelson in Schweden besucht. Er hat uns in seiner Werkstatt ganz begeistert seine Raubank, einen besonderen Hobel, gezeigt, und seine Geräte zum Gießen und Hämmern der Bleipfeifen. Eine andere ist vom Garten begeistert und von dem, was alles darin blüht und gedeiht.  

Was begeistert Sie?

Wenn junge Leute einen Gottesdienst vorbereiten, wählen sie oft ein Lied aus mit dem Refrain: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein Geist sucht sie, auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir einander befrei’n.“

In der Bibel wird erzählt, wie die Begeisterung Jesu ausgestrahlt hat. Er wirkt in der Kraft des Geistes. Er lehrt und er heilt, er ruft in Menschen das Leben auf, die durch Krankheit oder durch Ausgrenzung schwer litten. Dadurch, wie Jesus ihnen begegnete, fanden sie zur körperlichen und seelischen Gesundung. Sie wurden frei von Krankheit und von Zwängen, in die sie durch ihr persönliches oder soziales Umfeld geraten waren.

Dort, wo Menschen aufatmen können und das Leben sich entfalten kann, wirkt Gottes Geist – damals wie heute. Dort bewahrheitet sich das Lied: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein Geist sucht sie, auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir einander befrei’n“.

 

 

 

Samstag, 18.06.2011

Die katholischen Kirchen und die Kirchen der Reformation feiern morgen das Fest „Dreifaltigkeit“, das Fest „Trinitatis“.  

Schon am Beginn unseres christlichen Lebens, bei der Taufe, wurden wir auf den dreieinen Gott getauft. In allen christlichen Kirchen spricht der Pfarrer, die Pfarrerin zum Täufling: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes wurde in den ersten fünf Jahrhunderten mit Hilfe der griechisch-hellenistischen Philosophie entwickelt. Die Glaubenssätze von damals müssen in jeder Zeit neu verständlich gemacht werden. Was heute noch dazu kommt, ist die Herausforderung durch den Dialog der Religionen.

In der Dreifaltigkeit kommt viel vom Geheimnis Gottes zum Ausdruck. Besonders in der Musik, in der Kunst, im schöpferischen Fluss der Kreativität kann man sich ihr ein wenig nähern. Aber alle unsere Denkleistungen, unsere kreativen Anstrengungen reichen nicht aus, um das Geheimnis Gottes zu begreifen.

In der heutigen Sprache der Beziehung sagen wir: Gott ist Liebe. Liebe ist nicht einsam, Liebe ist Gemeinschaft. In Gott ist Beziehungsreichtum und Liebe. Mit aller nötigen Vorsicht können wir sagen: In Gott ist Gespräch, er ist im höchsten Maß lebendig, er ist Gemeinschaft, nicht nur mit seinen Geschöpfen, sondern auch in sich selbst.