Wenn wir Menschen von Gott reden, kommen wir unweigerlich an unsere
Grenzen. Unsere Wörter reichen nicht aus. unsere Vorstellungen
bleiben allzu menschlich. Trotzdem müssen wir von ihm reden.
Als Christen glauben wir daran, dass Gott selbst sich gezeigt hat.
Er wollte uns wissen lassen wie er ist und was er für uns sein
möchte. Wie er sich gezeigt hat, das ist zusammengefasst in der Rede
vom dreifaltigen Gott. Das Bekenntnis zu Gott als Vater, Sohn und
Hl. Geist steht im Mittelpunkt des heutigen Sonntags.
Gott ist nicht ein einsames Wesen, Gott in sich Gemeinschaft.
Freilich nicht wie eine menschliche Gemeinschaft von Personen, die
einander nur äußerlich begegnen. Die menschliche Erfahrung, dass in
intensiven Momenten der Liebe und Freundschaft einer den anderen
voll und ganz versteht und nur mehr das Gemeinsame wichtig ist,
geben eine leise Ahnung, wie man sich diese Gemeinschaft in Gott
vorstellen kann.
Die dreifaltige Gemeinschaft ist aber keine abgeschlossene. Gott hat
diese Gemeinschaft für uns geöffnet. In der Taufe wurden wir in sie
aufgenommen. Darüber dürfen wir uns freuen und davon dürfen wir
sprechen.
Montag, 20.6. 2011
Von meinem Elternhaus hat man einen wunderschönen Blick auf den
Sonntagberg. Die Kirche am Sonntagberg ist der Dreifaltigkeit
geweiht und thront regelrecht über dem Mostviertel. Sie ist für mich
ein Sinnbild dafür, dass man zu Gott aufschauen muss. Er ist größer,
stärker, mächtiger als wir.
Aufschauen? – Das tun wir nicht gerne. Wirklich? Gibt es nicht genug
Stars und Sternchen, zu denen man gerne bewundernd aufschaut? Und
sind das wirklich alles Menschen, zu denen man zu Recht aufschaut?
Kann man von ihnen auch tatsächlich etwas erwarten?
Zu Gott aufschauen heißt, zu jemand aufschauen, von dem wir wirklich
alles erwarten können. Bereits das Alte Testament erzählt von einem
Gott, zu dem sein Volk nie umsonst aufschaut. Er schenkt ihnen immer
wieder die Kraft und die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Er gibt
ihnen aber auch Weisungen mit, die ihnen zeigen, wie sie den Weg zu
einem erfüllten Leben finden. Wer zu Gott aufschaut, findet den Weg
zum Leben – für sich und andere.
Jedes Mal, wenn wir das Kreuzzeichen mit der Handbewegung nach oben
beginnen, werden wir daran erinnert, dass wir zu unserem Gott
aufschauen können.
Dienstag, 21.6. 2011:
Jesus redet von Gott als seinem Vater. Und als ihn die Jünger
bitten, er möge sie zu beten lehren, da sagt er ihnen, dass sie ihn
Abba – lieber Papa - nennen dürfen.
Jesus beschreibt seinen Vater immer wieder als barmherzigen. Da ist
etwa das einprägsame Bild vom barmherzigen Vater, der den verlorenen
Sohn bei seiner Wiederkehr mit offenen Armen empfängt.
Barmherzigkeit ist übrigens für die Menschen der Zeit Jesu eine
typisch weibliche Eigenschaft. Die Anrede Gottes als Vater meint
nicht, dass Gott ein Mann ist. Der Prophet Jesaja sagt im Namen
Gottes: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter
ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: Ich
vergesse dich nicht.“ Und etwas später: „Wie eine Mutter ihren Sohn
tröstet, so tröste ich euch!“.
In der Liebe, die wir durch Menschen erfahren, können wir erahnen,
wie sehr Gott uns liebt. Gott ist nicht Vater oder Mutter im
menschlichen Sinn – aber wer einen guten Vater oder eine gute Mutter
erlebt hat oder erlebt, der bekommt eine leise Ahnung von Gottes
Sorge um uns.
Mittwoch, 22.6.2011
Die Person Jesus von Nazaret regt noch immer viele Menschen an. Auch
solche, die nicht glauben. Dabei werden recht unterschiedliche
Bilder von diesem Jesus aus Nazaret gezeichnet.
Christlicher Glaube bekennt ihn als Sohn Gottes. Wenn wir das
Kreuzzeichen machen, geht die erste Bewegung nach oben – Gott Vater
– Gott, zu dem wir aufschauen können. Die zweite Handbewegung führt
nach unten – Gott, der zu uns herabgekommen ist, der sich mit uns
auf Augenhöhe begeben hat.
Ein Kind der dritten Volksschulklasse hat es so formuliert: „Er hat
sich da runterfallen lassen auf die Erde, damit er mal sieht, wie es
da ist.“ Ja, er wollte Mensch sein wie wir, mit allem was dazu
gehört. Jesus ist Gott, der mit uns mitfühlen kann. Er hat
menschliche Freude erlebt und genossen – er hat Trauer, Schmerz und
Leiden, ja sogar den Tod durchstehen müssen. Gott ist nicht
Zuschauer menschlicher Freude und menschlichen Leids – er hat es
selbst erlebt.
Wir schauen nicht nur auf zu Gott, wir glauben auch, dass er einer
von uns geworden ist und mit uns geht. Wir dürfen an einen Gott
glauben, der mit uns mitfühlen kann.
Donnerstag, 23.6.2011
Gott schuf den Menschen als sein Abbild. Eigentlich ein kühner
Gedanke. Wenn ich den Menschen neben mir ansehe, dann sehe ich Gott.
Und wer mich ansieht, der sieht Gott. Kann man wirklich in uns
Menschen Gott sehen? Von Jesus können wir das zu hundert Prozent
sagen. Er dachte, lebte, handelte, liebte wie Gott. Er zeigte uns so
etwas von Gott. Er zeigte uns damit aber auch, was es heißt, Mensch
zu sein. Er versteht es so sehr zu feiern, dass man ihn einen
Fresser und Säufer nennt. Aber er tut es nicht auf Kosten anderer.
Er ruft uns auf, alle Menschen zu lieben und er lebt es selber vor.
Sein Reden und sein Tun passen zusammen. Jesus zeigt uns, was es
heißt, Mensch zu sein. Er zeigt uns, wie unser Leben gelingen kann.
Auch wir sollen ein Bild von Gott sein. Wir müssen dazu nicht Gott
spielen. Es genügt, wenn wir versuchen, Jesus ein bisschen ähnlicher
zu werden. Vielleicht gelingt heute ein Schritt dazu.
Freitag, 24.6.2011
Unsere Gebete beginnen meist mit dem Kreuzzeichen. Es ist mehr als
ein Ritual. Das Kreuzzeichen ist die kürzeste Fassung des
christlichen Glaubensbekenntnisses. Gott Vater, zu dem wir
aufschauen, Gott Sohn, der zu uns herabkommt und der Heilige Geist.
Beim Heiligen Geist machen wir die Handbewegung von links nach
rechts. Der Querbalken des Kreuzes erinnert an die ausgebreiteten
Arme Jesu am Kreuz. Sie sind nicht nur qualvoll ausgestreckt, sie
umarmen uns, sie umspannen die ganze Welt. Im Johannesevangelium
heißt es, er gab seinen Geist auf. Dies ist nicht nur eine
Beschreibung des Sterbens. Mit seinem Sterben gibt er der Welt
seinen Geist – den Geist der Liebe, die keine Grenzen kennt. Den
Geist, der in uns fortleben möchte.
Der Hl. Geist verbindet uns mit Gott und mit Mitmenschen. Der
Querbalken des Kreuzzeichens erinnert uns daran, dass christliches
Beten nur in Verbundenheit mit anderen möglich ist. Sein Geist
möchte zusammenführen. Die Taube ist Symbol des Hl. Geistes und des
Friedens.
Wer im Heiligen Geist betet, kann nie nur für sich allein beten. Der
Querbalken des Kreuzzeichens fordert uns heraus, wie Jesus, alle
Menschen mitzunehmen in unser Gebet.
Samstag, 25.6.2011
Der Heilige Geist ist für viele Christen eine schwer zugängliche
Gestalt. Er führt oft ein Schattendasein. Das liegt auch daran, dass
er schwerer in Bilder und Vorstellungen zu fassen ist. Die
Darstellungen des Geistes wechseln. Das macht deutlich, dass er
nicht so einfach zu bestimmen ist. Was für Gott überhaupt gilt, wird
beim Hl. Geist besonders deutlich: Er lässt sich nicht in einem Bild
fassen und nicht in ein Schema pressen.
Das schönste Bild für den Hl. Geist ist das Feuer. In Feuerszungen
kommt er am Pfingsttag herab auf die Jünger und Jüngerinnen Jesu.
Feuer lässt sich nicht fassen. Man spürt die Wärme, man sieht das
Licht. Das Feuer selbst kann man nicht in die Hand nehmen und
wegtragen. Wer Feuer weitergeben will, der muss das brennende Holz
oder die brennende Kerze nehmen. Der Hl. Geist ist nur dort zu
fassen, wo Menschen von ihm erfasst sind. Dort wo Menschen von ihm
begeistert sind, dort ist er zu spüren. Lassen wir uns immer wieder
von diesem Geist entflammen.