Sehr früh
am Morgen läutet mein Wecker. Es ist draußen warm und ruhig, der
Himmel zeigt sich von seiner sommerlich blauen Seite und ich genieße
die Morgenluft, die mich vor meiner Tür empfängt. Auf dem
Kirchenplatz wartet bereits eine Fahrradgruppe auf mich. Es herrscht
erwartungsvoll fröhliche Stimmung. Ich erkunde mich nach der genauen
Route und den weiteren Plänen auf der Strecke. Ich wünsche der
Gruppe eine herrliche Zeit und viel Freude bei allem, was sie
miteinander reden und tun, aber auch schöne Stunden mit all jenen
Menschen, denen sie begegnen.
Dann werden
wir still, hören eine kleine Weile auf die Vögel, die ihr Morgenlied
singen und danach hören wir auf das Bibelwort aus dem 1. Buch Mose:
"Der
Herr wird seine Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise
geben."
Nach einem
Gebet spreche ich einen Reisesegen:
"Auf eurem Radweg begleite euch Gottes Segen, dass ihr wieder gesund
heim kehrt und dass Euch die Erfahrungen dieser Zeit dankbar sein
lassen." Wer sich auf eine Reise begibt, der hofft
selbstverständlich immer auch, dass er auch wieder gut nach Hause
kommt. Daher braucht der Mensch auch das Gefühl, geborgen und
beschützt zu sein. Ein Reisesegen ist die Möglichkeit, dieses Gefühl
mit hinaus in das Land zu tragen und auch mit Zufriedenheit wieder
zu Hause an zu kommen.
Montag, 1.
August 2011
Paradies
Immer
wieder versuchen Menschen den Ort zu finden, wo das Paradies sein
könnte. Manche sehen darin eine wunderbare Landschaft, andere
vermuten das Paradies im Himmel. Heute wird die Vorstellung vom
Paradies verstärkt auch in der Werbung eingesetzt. Da werden gerade
im Sommer Hotelanlagen und Badestrände zum Paradies erklärt. Die
Werbung nützt dabei die uralte Sehnsucht des Menschen nach Glück,
Unbeschwertheit und Liebe aus. Stillen können sie diese Sehnsucht
jedoch nicht.
Das Wort
Paradies kommt aus der persischen Sprache und bedeutet "Garten". Die
bekannteste Erzählung ist die biblische Geschichte von der
Schöpfung. Darin wird berichtet, dass Gott den Menschen aus Erde
macht, ihm den Odem des Lebens einhaucht und ihn in den wunderbaren
Garten Eden setzte. Er soll ihn bebauen und bewahren. Durch seinen
Ungehorsam muss der Mensch das Paradies verlassen.
Die
Sehnsucht nach dem Paradies ist dem Menschen geblieben. Sie hält die
Erinnerung und die Hoffnung wach, dass er nicht in dem aufgeht, was
er hat und leistet. Männer und Frauen tragen Gottes Geist in sich.
Dieser Geist verbürgt den Wert und Würde und hebt jeden einzelnen
über alles Materielle und Irdische hinaus. Das wird in der Taufe
zugesagt, in der der dreieinige Gott seine Liebe und Barmherzigkeit
schenkt.
Dienstag,
2. August 2011
Brot und
Sprit
Wer für sein Zuhause eine neue Heizung
benötigt, steht vor der Entscheidung, welche Energieform sinnvoll
und preiswert ist. Das Angebot ist inzwischen vielfältig. Neben den
klassischen Energiequellen gibt es eine große Zahl alternativer
Systeme, die auf der Basis von nachwachsenden Brennstoffen arbeiten.
Experten warnen: Je mehr Ackerflächen für den Anbau von
nachwachsenden Rohstoffen, sogenannte Biomasse, verwendet werden,
desto weniger Flächen stehen für den Anbau von Nahrungsmitteln zur
Verfügung. Diese Entwicklung führt also in ein Dilemma. Hier Brot,
dort Sprit.
In den letzten Jahren hat der Hunger
in der Welt dramatisch zugenommen, die Ursachen dafür sind vor allem
Dürrekatastrophen und kriegerische Auseinandersetzungen. Zudem kommt
jetzt nicht nur Brot, sondern auch der Treibstoff vom Acker. Dieser
Treibstoff ist ein begehrtes Produkt, mit dem auf dem Weltmarkt ein
guter Preis erzielt werden kann. Die Bitte um das tägliche Brot
bleibt bei Millionen Menschen auf der Südseite der Weltkugel
unerfüllt, weil sie die hohen Preise für das Getreide oder das
fertige Brot nicht mehr bezahlen können.
So interessant die Nutzung von
Biomasse für einen Teil der Energieversorgung ist, so sehr ist aus
christlicher Überzeugung an dem Recht auf Nahrung für alle Menschen
festzuhalten. Im Vaterunser ist es als Bitte verankert: "Gib uns
unser tägliches Brot!"
Mittwoch,
3. August 2011
Wasser ist
ein kostbares Lebensmittel
Mindestens
zwei Liter Flüssigkeit sollte jeder Mensch pro Tag trinken. Bei
Hitze und körperlicher Anstrengung sogar noch mehr. Wasser ist
lebenswichtig. Gott sei Dank haben wir noch genug davon, doch es ist
uns nicht immer bewusst, was für ein wertvoller Schatz Wasser ist.
International wird viel über die Nutzung und Verteilung von Wasser
diskutiert, denn es ist inzwischen ein beliebtes Spekulationsobjekt
geworden. Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die hohe Qualität
des Wassers und ein günstiger Preis noch gewährleistet bleiben, wenn
private Großunternehmen mit Wasser profitable Geschäfte machen
wollen.
Die
ungerechte Situation, dass sich sauberes Trinkwasser nur reiche
Leute leisten können und ärmere Bevölkerungsgruppen mit schlechtem
Wasser leben müssen, wird bald in immer mehr Ländern vorhanden sein.
In der Erklärung der Evangelischen Kirche zur zukunftsfähigen
Nutzung der Wasserreserven ist festgehalten: "Wasser ist ein
unverzichtbares Lebensmittel, das durch kein anderes Naturgut
ersetzt und auch nicht vermehrt werden kann. Wasser ist ein
Naturgut, das für alle Lebewesen da ist. Daher ist der Zugang zu
gutem Trinkwasser auch ein unverzichtbares Menschenrecht."
Donnerstag,
4. August 2011
Sprachen
verbinden Menschen
Lieselotte
ist eine junge Frau und hat vor kurzem ihren 23. Geburtstag
gefeiert. Sie spricht fünf Sprachen, neben Französisch, Englisch und
Italienisch beherrscht sie auch Arabisch und Spanisch. Ihr Interesse
für Sprachen wurde in der Volksschule geweckt und hält bis heute an.
Für sie ist es spannend und aufregend eine neue Sprache zu lernen,
aber auch ihre Kenntnisse aufzufrischen. Das macht sie mit großer
Leidenschaft vor jedem Urlaub, denn sie ist glücklich, wenn sie sich
mit den Menschen am Urlaubsort unterhalten und die Zeitung in der
Landessprache lesen kann. Sie fühlt sich dann dem Land und den
Menschen näher und auch ein Stück dazugehörig. Sie ist überzeugt,
dass sie durch die Sprache den Weg zu den Menschen und zu ihren
Herzen finden kann. Dadurch eröffnet sich eine ganz neue Welt.
Nach der
Matura war für Liselotte klar, dass sie nicht nur Sprachen
faszinierend findet, sondern ebenso das Leben der Menschen: Wie
denken Frauen, Männer und Kinder in anderen Ländern? Woran glauben
sie? Was bereitet ihnen Freude und welche Sorgen haben sie?
Interkulturelles Lernen schließt die Verständigung und Begegnung mit
Menschen aus anderen Ländern und Völkern ein. Durch diese
Erfahrungen können Vorurteile und Grenzen abgebaut und soziale und
gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt werden.
Freitag, 5.
August 2011
Tragen und Getragen werden
In den Sommerferien haben viele Menschen mehr Zeit. Das kann eine
gute Gelegenheit sein, auch seine Beziehungen in der Familie und im
Freundeskreis wieder aufzufrischen. Beziehungen erweisen sich nur
dann als tragfähig, wenn sie sich entwickeln, wenn sie reifen
können, kurzum, wenn an ihnen gearbeitet wird.
Einander Halt zu geben und sich getragen zu wissen, wer wünscht sich
das nicht. Am Anfang des Lebens wird der Mensch getragen, neun
Monate unter dem Herzen der Mutter. Und solange das Kind noch nicht
gehen kann wird es überall hin getragen. Schön ist es, auch später
von lieben Menschen getragen zu werden, sei es durch schwere oder
auch durch freudige Zeiten. Es tut gut zu hören: "Du bist nicht
alleine. Ich werde dich unterstützen und dir helfen. Auf mich kannst
du dich verlassen."
Der Apostel Paulus schreibt: "Einer
trage des anderen Last, so erfüllt ihr den Auftrag, den wir von
Jesus Christus haben." Es wird nichts Übermenschliches verlangt.
Menschen sollen weder die Welt aus den Angeln heben noch Wunder
vollbringen. Es wird auch nicht erwartet, alles richtig zu machen.
Aber es ist eine christliche Aufgabe, einander zu tragen. Keiner
kann für sich alleine leben, jeder braucht Hilfe und Unterstützung,
jeder zu seiner Zeit, jede auf ihre Weise.
Samstag, 6. August 2011
Urlaubsfeeling
Joachim hatte sich auf den
diesjährigen Sommerurlaub besonders gefreut. Denn nach dem zweiten
Kind und dem Hausbau war dafür in den letzten Jahren weder Zeit noch
Geld übrig gewesen. Aber dann war nichts so, wie er es sich erträumt
hatte. Die Hotelanlage war zwar schön und luxuriös, aber richtig
genießen konnte er das alles nicht. Warum? Das wusste er selber
nicht so genau. Es ist in ihm kein richtiges Urlaubsfeeling
aufgekommen.
Joachim arbeitete in den letzten
Jahren ohne viele Erholungsphasen und achtete kaum auf seine
Kraftreserven. Den Ortswechsel schaffte er zu Beginn des Urlaubs
gerade noch, aber seine Erschöpfung nahm er mit. Menschen fällt es
offenbar immer schwerer, einfach loszulassen, nichts zu tun - auch
im Alltag etwas Zeit für sich zu finden. Die Arbeit hat immer
Vorrang. Doch zwei Wochen Urlaub können nicht ersetzen, was das
ganze Jahr schief läuft. Der tägliche Raubbau nimmt die
Lebensfreude. Deshalb gibt es ja auch den Sonntag. Er ist nicht dazu
da, das aufarbeiten, was während der Woche liegen geblieben ist, er
ist dazu da, in sich selbst zur Ruhe zu kommen und auszuspannen,
sich selbst mit allen unterschiedlichen Bedürfnissen wahr zu nehmen.
Das ist der Sinn des Sonntags und der freien Zeit. Sogar Gott hat
sie gebraucht, so steht es im Alten Testament: "Und Gott ruhte am
siebenten Tag von allen seinen Werken."