Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Sr. Pallotti Findenig

 

 

Sonntag, 21.08.2011

Gibt es etwas, worauf Sie sich besonders freuen? Für viele von uns ist es ein arbeitsfreier Tag. Vielleicht haben Sie einen Ausflug geplant, Sie können am Ufer eines Sees relaxen oder unser Land vom Gipfel eines Berges betrachten ... Ja, aber was, wenn der Plan nicht aufgeht? Wenn das Wetter nicht mitspielt? Dann gibt es vielleicht noch etwas anderes und Sie hoffen weiter. Im Tagesgebet bei den Sonntagsgottesdiensten wird heute darum gebetet, dass „unsere Herzen dort verankert seien, wo die wahren Freuden sind.“ Seit vielen Jahren schon ist das mein Lieblingsgebet. Ich möchte, dass mein Herz dort fest daheim ist, verankert, wo nicht Scheinfreuden sind, schnell Vergängliches, sondern Freude, die tief darunter liegt, die ein Fundament ist – auch wenn Pläne nicht aufgehen, wenn nichts nach Freude aussieht. Das Gebet sagt nicht gleich, was „wahre Freuden sind“. Die Botschaft Jesu ist Wegweiser, Orientierung dafür. Ich wünsche Ihnen, nicht nur für heute, dass Sie Freude erfahren, die bleibt und trägt.

 

 

 

Montag, 22.08.2011

Heute ist der Gedenktag an eine Königin. Sie ist nicht auf Titelseiten von Illustrierten zu finden, uninteressant für die Klatschpresse. Sie wurde quasi posthum, nach ihrem Tod, mit diesem Titel ausgezeichnet. Heuer, im Jahr der royalen Hochzeiten und auch Begräbnisse, ganz passend. Ich rede von Maria, der Mutter Jesu. „Maria Königin“ heißt der heutige Tag. Sie, eine einfache Frau, eine Bürgerliche, würden wir heute sagen, bekommt diesen Titel. Warum? Es war ihre Art, ihre Lebenseinstellung, ihre Stärke im Leid, ihr ganzes Dasein für den „König ihres Herzens“, für Gott. Von dieser Hingabe hat sie nichts zurückgenommen. Das königliche Gebet, so meine ich, ist das Magnificat, in dem sie selbstbewusst sagt, dass „alle Geschlechter sie preisen werden, weil Gott auf sie, die einfache Frau, gesehen hat“. Gott gibt ihr – und auch uns – Ansehen und Würde. Wie jede und jeden von uns hat er sie ins Leben geliebt. Ihr ganzes Leben war eine Antwort darauf.

 

 

 

 

Dienstag, 23.08.2011

Die Heilige des heutigen Tages, Rosa von Lima, führt uns nach Südamerika ins 16. Jahrhundert. Isabella, wie die junge Spanierin hieß, wurde von ihrer Mutter nur „Rose“ genannt – dieser Name blieb ihr. Eine von ihren Eltern geplante Hochzeit ließ sie platzen, weil sie sich innerlich bereits Gott geschenkt hatte und diese Liebe zu ihm mit niemandem teilen konnte. Sie wusste zutiefst, dass es im Leben nur auf die Liebe ankam. Gerade deshalb war es für sie unerträglich, wie ihre spanischen Landsleute die einheimische Bevölkerung unterdrückten und ungerecht behandelten. Ihr ganzes Leben gab sie Gott als Sühne für die Leiden, die den Indios zugefügt wurden. Weil es in Lima kein Kloster gab, lebte sie als Klosterfrau einfach in einem Gartenhaus. Mit Webarbeiten verdiente sie ihren Lebensunterhalt, pflegte Kranke und verkündete Jesus schlicht durch ihr Leben. Tapfere und liebende Frauen wie sie braucht Südamerika auch heute – und nicht nur Südamerika.

 

 

 

Mittwoch, 24.08.2011

Heute begleitet uns einer der ersten Anhänger Jesu durch den Tag: Nathanael oder wie er auch genannt wird, Bartholomäus. Er hatte Vorurteile gegen Menschen aus bestimmten Gegenden. Klingt ganz bekannt in unserer Zeit und gilt sicher in etwa auch für jede und jeden von uns. Sein Freund kommt ganz begeistert: „Wir haben den Propheten gefunden, Jesus aus Nazareth!“ „Kann denn von dort etwas Gutes kommen?“, kam es prompt von Bartholomäus. Ganz anders – mit Vorschussvertrauen – reagiert Jesus, als er ihn trifft. „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit!“ So begrüßt er ihn. Einen viel größeren Unterschied an Einschätzung kann es wohl nicht geben. Woher kommen Vorurteile oder Vorschussvertrauen? Wohl aus der eigenen Erfahrung. Jesus konnte Menschen mit Vertrauen begegnen, weil das Gute in seinem Herzen so stark war, dass alles Negative keinen Raum hatte. Lassen wir uns von ihm anstecken!

 

 

 

Donnerstag, 25.08.2011

Haben Sie schon einmal den Namen Josef von Calasanza gehört? Der Gedenktag dieses interessanten Menschen ist heute. Calasanza klingt spanisch und ist es auch. Josef wurde Priester und ging nach seinem Studium nach Rom. Im armen Stadtteil Trastevere Ende des 16. Jahrhunderts errichtete er die erste Volksschule, die kein Schulgeld verlangte. Für seine Mitarbeiter gründete er die Gemeinschaft der Piaristen. Bald konnten tausend Kinder unterrichtet werden. Die Lehrer ließ er durch berühmte Gelehrte, darunter auch Galileo Galiei weiterbilden – was der Kirchenleitung nicht gefiel. Ganz in seinem Sinne wirkte Ende des 19. Jahrhunderts in Wien der Priester Anton Maria Schwartz. Er setzte sich für die Schulbildung von Arbeiterkindern und die Chancengleichheit junger Arbeiter ein, kämpfte für den arbeitsfreien Sonntag, für Urlaubsanspruch und Sozialversicherung. Sind es heute Kinder von Migranten, die diese Förderung – auch durch uns – zuallererst brauchen?

 

 

 

Freitag, 26.08.2011

Heute gibt uns Jesus aus dem Matthäusevangelium einen Rat, der kurz so lauten könnte: Sei gerüstet für alle Fälle, verlasse dich nicht darauf, dass dir im letzten Augenblick jemand hilft oder einfach: Rechne stets mit allem Unmöglichen! Eine Hochzeit, dieses schönste aller Feste, wird zum Vergleich genommen: Junge Damen – Kranzljungfrauen auf Kärntnerisch – warten darauf, den Bräutigam ins Brautgemach hineinzugeleiten. Aber er lässt auf sich warten. Bei einigen sind die Öllampen heruntergebrannt und damit sie ja den Augenblick nicht verpassen, möchten sie, dass die anderen, die mehr vorgesorgt haben, mit ihnen teilen. Aber die Antwort ist kurz und bündig, nein, soviel haben wir auch nicht! Ihr müsst wohl selber vorher denken, was ihr braucht! Jesus bringt den Vergleich im Blick auf das Lebensende; der Augenblick der Begegnung mit Gott kommt, wann, das weiß niemand. Deshalb, sagt Jesus, seid immer darauf vorbereitet. In freudiger Erwartung, aus Liebe.

 

 

 

Samstag, 27.08.2011

Ich wollte gerne Monika heißen, aber mein Orden verpasste mir Pallotti. Warum eigentlich hatte ich diese Frau so in mein Herz geschlossen? Sie war die Mutter eines in kirchlichen Kreisen sehr bekannten Mannes, Augustinus. Evangelische wie katholische Christen berufen sich in vielem auf ihn. Sie ist auch nur bekannt wegen ihres Sohnes. Sie war einfach eine Mutter, die sich um ihren sehr begabten Sohn sorgte. Als er – es war Ende des 4. Jahrhunderts – von Nordafrika nach Mailand zum Studium ging, kamen beunruhigende Nachrichten zu ihr. Kurzentschlossen fuhr sie nach Norditalien. Was tun – er war berühmt, begehrt? Sie konnte nur im Hintergrund an ihn denken und für ihn beten. Sie glaubte an das Gute in ihrem Sohn. Und ihr Glaube an das Gute siegte. Warum wollte ich Monika heißen? So stark an das Gute in einem Menschen glauben, dass es zu seinem Wesen wird, das wollte ich und will es noch immer  - auch als Sr. Pallotti.