Auch dieses Mal wurden zu Silvester wieder tausende Leuchtraketen
abgeschossen. Da zischt so eine Rakete in die Höhe, öffnet sich und
tausende Sterne leuchten am Himmel auf. Ein herrliches Schauspiel
zeigt sich für einige Sekunden. Dann kommt wieder eine andere
Rakete, die in vielen anderen Farben in noch größerer Leuchtpracht
aufleuchtet.
Da dachte ich mir, könnte man nicht auch unser Leben mit einer
solchen Leuchtrakete vergleichen? Natürlich gibt es sie in den
verschiedensten Farben und Größen. Manche erscheinen eher
unscheinbar, andere wieder prächtig. Auch für mein Leben finde ich
dabei einen Vergleich. Wie kurz ist es doch im Vergleich zur
Ewigkeit.
Dazu ein kleines Rechenbeispiel. Vom Beginn des Urknalls, so sagen
die Wissenschaftler, bis heute sind etwa 10 Milliarden Jahre
vergangen. Damit ich mir diese Zahl besser vorstellen kann, habe ich
sie mit einem Tag von 24 Stunden verglichen. Die Hälfte davon, 5
Milliarden Jahre, wären dann 12 Stunden. Und wie lange wäre dann ein
Menschenleben von 100 Jahren? Der fünfhundertste Teil einer Sekunde.
Also noch viel kürzer als so eine Leuchtrakete, die am Himmel
aufleuchtet und verschwindet.
Montag, 30. 1. 2012
Ich weiß, meine Haltung beim Schifahren, wenn ich wieder einmal dazu
komme, entspricht nicht der neuesten Schule. Darum schaue ich mir
umso lieber Schirennen an. Immer wieder kann man den Sprecher hören:
Schade, er konnte den Schwung nicht mitnehmen. Was ist passiert?
Durch einen Fehler konnte der Läufer oder die Läuferin den Schi
nicht richtig laufen lassen. Sie mussten, den Schi etwas quer
stellen, um nicht zu stürzen. Damit aber haben sie sich die
Geschwindigkeit genommen. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie diesen
Schwung auch noch im Flachstück gehabt hätten.
Gleich am Morgen, wünsche ich mir viel Schwung für diesen Tag, der
vor mir liegt. Natürlich haben die Rennläufer sich ihre Strecke bei
der Besichtigung gut eingeprägt. Manche von ihnen, so kann man es
sehen, gehen in Gedanken vor dem Start noch jede Kurve durch.
Am Beginn dieses Tages gehe auch ich alles noch einmal durch, was
ich mir vorgenommen habe. Ich beschäftige mich auch mit den
Schwierigkeiten. Ich bleibe aber dabei nicht hängen. Ich habe schon
öfter gesehen, dass Schirennläufer vor dem Start ein Kreuzzeichen
gemacht haben. Warum sollte nicht auch ich selbst darum beten, dass
ich den Schwung für den heutigen Tag mitnehmen kann?
Dienstag, 31. 1. 2012
An einem Morgen bin ich von meiner Heimatgemeinde nach Eisenstadt
gefahren. Ich hatte alles gut geplant, um rechtzeitig zum
Schlussgottesdienst in der Berufsschule mit den 300 Lehrlingen zu
kommen. Da gerate ich ganz unerwartet in einen Stau. Dazu kommt
noch, dass sich vor mir ein Lastwagen mit einem Kennzeichen aus
einem anderen Bundesland hineindrängt. Es ist viel Verkehr und es
regnet, an ein Überholen ist daher nicht zu denken. Ich fange an,
mich zu ärgern, dass ich nicht früher fortgefahren bin. Dann fällt
mir ein, dass ich zu den Lehrlingen über den Satz des Hl. Paulus
predigen möchte: Sagt Dank in jeder Lebenslage.
Wenn der Pfarrer darüber predigt, dann muss er das auch selber tun.
Schließlich habe ich Gott dafür gedankt, dass es den Verkehrsstau
gab und der Lastwagen vor mir eingebogen ist. Ich möchte die
Scheibenwischanlage einschalten. Kein Wasser ist vorhanden. Wenn ich
bei der nächsten Tankstelle stehen bleibe, um es nachzufüllen habe
ich wieder wertvolle Minuten verloren. Da sage ich danke, dass ich
kein Wasser habe! Plötzlich komme ich dem Lastwagen näher. Er
wirbelt Wasser auf, ich brauche nur den Scheibenwischer
einzuschalten. Das Danke Sagen hat gewirkt. Ich konnte pünktlich mit
der Hl. Messe beginnen und über den Satz „Sagt Dank in jeder
Lebenslage“ predigen.
Mittwoch, 1.2.2012
Als Bub war ich ein begeisterter Fußballspieler. Ich war Tormann und
habe mich dabei total eingesetzt. Nachher hat man die Spuren an
Knien und Ellbögen gesehen, die ziemlich abgeschunden waren. So habe
ich mich sofort dafür interessiert, als mir ein Trainer, ein Kollege
an der Berufsschule, von seinem Trainingslager erzählte.
Mitten im Winter ist er mit seiner Fußballmannschaft in ein wärmeres
Land geflogen. Er war sehr erfolgreich und ist mit seiner Mannschaft
einige Male Meister geworden. Er erzählte mir, wie so ein
Trainingslager abläuft. Natürlich gibt es nicht den ganzen Tag
Vorträge darüber, was ein guter Fußballer beherrschen muss,
Kondition, Taktik und Ballbeherrschung. Bei einem Trainingslager
geht es vor allem darum, alles das praktisch einzuüben, was man in
den Unterweisungen gelernt hat.
Für meine Jugendlichen, mit denen ich ein Wochenende auf Wallfahrt
war, fand ich da einen Anknüpfungspunkt. Sie sollten all das einüben
und trainieren, was für den Alltag in der Welt der Arbeit für sie
wichtig war. Ich habe ihnen erklärt, dass nicht nur der Körper,
sondern auch die Seele das Training braucht. So habe ich ihnen
erklären können, dass man Beten und Meditieren am besten erlernt,
indem man es konsequent übt. So haben sie es verstehen können.
Donnerstag, 2.2.2012
Heute feiert meine Kirche 40 Tage nach Weihnachten das Fest der
Darstellung des Herrn. An diesem Tag brachten Maria und Josef das
Jesuskind nach Jerusalem in den Tempel. Sie wollten damit erfüllen,
was im Alten Testament im Buch Exodus steht: Jede männliche
Erstgeburt soll Gott übergeben werden. Sie brachten auch das Opfer
der Armen mit: zwei junge Tauben.
In der Ostkirche wird dieser Tag als FEST DER BEGEGNUNG gefeiert.
Nach christlichem Verständnis wird Jesus in den Tempel gebracht und
begegnet dort dem Volk Gottes aus dem Alten Testament, vertreten
durch den greisen Simeon, der in dem Kind den Heilbringer für Israel
und die Völker der Heiden erkennt. Maria erfährt durch ihn, dass sie
als Mutter des Erlösers seinen Leidensweg mitgehen wird. Die
Prophetin Hanna spricht über das Kind zu allen, die auf die Erlösung
warten.
Kerzenweihe und Lichterprozession kamen an diesem Fest erst später
dazu. Ich denke dabei an das Wort Jesu in der Bergpredigt: Lasst
euer Licht leuchten vor den Menschen. Sie sollen eure guten Taten
sehen und euren Vater im Himmel preisen
Freitag, 3.2.2012
Während der Hauptverkehrszeit versuche ich in der Großstadt einen
Parkplatz zu finden. Aber weit und breit keine Chance. Plötzlich
fährt ein Wagen weg. Erleichtert atme ich auf, da ich einen
wichtigen Termin habe. Ich blinke und versuche in die Parklücke zu
fahren. In dem Augenblick schnappt mir ein anderer den Parkplatz
weg. Er war schneller. In einer solchen Situation beginnt ein
Autofahrer meist zu schimpfen. Ich lasse es bleiben. Gleich darauf
entdecke ich einen anderen Parkplatz. Er ist sogar viel leichter zu
erreichen.
Manchmal läuft das Leben ganz gegen meine Erwartungen. Vor kurzer
Zeit ist mir zum Beispiel so etwas passiert. Ich habe versucht, für
einen Burschen aus der Katholischen Arbeiterjugend einen Posten zu
finden. Da stellt sich ein Hindernis ein, mit dem ich überhaupt
nicht gerechnet habe. Ich hatte mir schon ausgemalt, welche
Möglichkeiten er dort gehabt hätte. Kurze Zeit später finde ich für
ihn einen anderen Arbeitsplatz. Vorher war ich gar nicht auf die
Idee gekommen, es dort zu versuchen.
Damals habe ich mich daran erinnert, was ich auf einer Spruchkarte
gelesen hatte: Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle
seine Verheißungen. Wenn Gott eine Tür verschließt, dann öffnet er
daneben ein Tor.
Samstag, 4.2.2012
Auf der Autobahn habe ich einen Lastwagen überholt. Obwohl ich das
Zeichen gegeben habe, dass ich mich gleich wieder einreihen werde,
hupt mich der Wagen an, der hinter mir fährt, ich soll mich mehr
beeilen. Wie ich in den Rückspiegel schaue, muss ich lächeln. Genau
der Wagen, der es so eilig hatte, hatte das Pech, vor ein Auto zu
kommen, das noch schneller unterwegs war. Mit aufgeblendetem
Scheinwerfer gab er ihm zu verstehen, von der Überholspur zu
verschwinden.
Als Jugendseelsorger weiß ich aus vielen Gesprächen, dass am
Arbeitsplatz sehr oft das Recht des Stärkeren, des Schnelleren gilt.
Und dann kommt einer, der noch schneller und stärker ist.
Als ein Lehrling in einem Geschäft anfing, wurde er ganz freundlich
von allen begrüßt. Die Arbeiten wurden ihm geduldig erklärt und wenn
er etwas nicht schaffen konnte wurde ihm geholfen. Zu seiner
Überraschung sagte der Filialleiter zu ihm: Weißt Du, wie ich in
dieses Geschäft gekommen bin, habe ich das ganz anders erlebt.
Niemand war bereit zu helfen. Auch wenn zum Beispiel ein Lehrmädchen
die schweren Kisten nur mit äußerster Anstrengung in den Lagerraum
schleppen konnte.
Ich wollte nur das Evangelium leben. Und Du hast soeben erfahren,
dass viele in unserem Geschäft meinem Beispiel gefolgt sind.