Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Pater Clemens M. Reischl, Pfarrer in Mautern/Donau

 

 

SONNTAG, 26.2.2012

„Die G’sundheit ist das Wichtigste!“ Dieses Wort höre ich oft. Die Sorge um die körperliche Fitness, um die Erhaltung der Gesundheit hat bei uns zu Recht einen sehr hohen Stellenwert.

 

Das Fasten ist heute im Blick darauf, auf die Gesundheit, in der Gesellschaft sehr akzeptiert. Fasten-Kuren zur körperlichen Entschlackung boomen, entsprechende „Fasten“-Produkte lassen sich gut vermarkten.

Ist „G’sundheit das Wichtigste“? Ja, Gesundheit ist sehr wichtig. Sie ist ein Segen, ein Geschenk!“ Das Wichtigste ist für mich – ich denk da an Gesunde und Kranke -, dass mein Leben insgesamt glückt.

In dem Mix, das mein Leben auch ausmacht: Gesundheit und Krankheit, Beziehungen und Brüche, Schuld und Vergebung. Und das Entscheidende: dass ich angenommen bin und selber annehmen kann, anders gesagt: dass ich liebe und geliebt werde. „Fasten“ entschlackt und entkrampft Leib und Seele. Ich wünsche Ihnen einen Sonntag zum Aufatmen, zum Aufleben!

 

 

 

MONTAG, 27.2.2012

Was hilft Ihnen für einen guten Start in die neue Arbeitswoche? Wie packen Sie diesen Montag an? Mir selber ist es wichtig, mit einem Dank und einer Bitte an Gott zu beginnen: Danke für diesen neuen Tag mit allen Möglichkeiten – und die Bitte: schenk mir und allen, denen ich heute begegne, allen, mit denen ich verbunden bin, Deinen Segen! Ich bin segens-bedürftig. Als Seelsorger spüre ich bei Menschen eine oft verborgene Sehnsucht nach Segen, gesegnet werden. Das Wort Segnen kommt vom lateinischen „bene – dicere“ –  das heißt: gut reden, Gutes zusagen, Gutes wünschen. Wenn ich segne, dann wünsche ich alles Gute von Gott her.

 

Ich möchte einen Segensspruch mit Ihnen für heute teilen:

Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.

Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.

Der Herr sei über dir, um dich mit seiner Liebe zu segnen.

 

 

 

DIENSTAG, 28.2.2012

Drei Mal im Jahr lade ich in der Pfarrkirche Mautern/Donau Schwangere ein, zu einer Segnung im Rahmen der Kinder- und Familienmesse zu kommen. Das zieht viele werdende Muttis auch aus der gesamten Umgebung an – meist sind die Partner, die Familien dabei.

 

Hinter dem Segen stehen folgende Gedanken: Das erste Zuhause des Kindes ist die Mutter. Alles, was es wahrnimmt, erfährt das Kind durch sie: Freude und Trauer, Ruhe und Aufregung, Liebe und Ablehnung erleben Mutter und Kind gemeinsam. Ungeborene sind aufmerksame und intensiv lernende Menschen.

 

Nach der Segnung entzünden die Schwangeren ein Licht für ihre Kinder. Als Zeichen der Unterstützung und der liebevollen Verbundenheit überreichen wir eine Rose.

 

Der Gynäkologe bei uns in Mautern sagte mir: dieser Segen ist für viele Schwangere, die ich begleite, eine große Hilfe.

Frauen, die ein Kind erwarten, tut Anerkennung und ein guter Wunsch gut. Schließlich tragen sie „Segen“, das heißt empfangenes, geschenktes Leben in sich.

 

 

 

MITTWOCH, 29.2.2012

Kinder leben von Zuwendung und Zuspruch. Das stärkt sie und macht ihnen Mut. Bei der Taufe lade ich die Angehörigen ein, dem Kind ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen und es so zu segnen. Viele verbinden das mit einem Wunsch für den Täufling. Es ist zu spüren, dass sie selber dabei innerlich berührt werden. Ich lade dabei die Familien ein, Kinder auch bei anderen Gelegenheiten zu segnen. Schließlich wird im Segen ausgedrückt: Gott ist da in deinem Leben – er liebt und schützt dich. 

Segnen geht ganz einfach: Sie können dem Kind, aber auch dem Partner, die Hand auflegen und ein Kreuz auf die Stirn zeichnen. Manche machen still ein Kreuzerl oder sie sagen einen Wunsch dazu. Kinder lieben das.

 

Ich kenne Eltern, die wohltuende Gewohnheiten dabei entwickeln: Sie segnen die Kinder vor dem Kindergarten oder der Schule – vor schwierigen Aufgaben oder beim Schlafengehen. Am Geburtstag oder bei der Erstkommunion.

Verständlich für Kinder sind Wünsche wie: Jesus segne dich! Oder: Gott hat dich lieb, er segnet dich!

 

 

 

DONNERSTAG, 1.3.2012

Einmal in der Woche besuche ich das Krankenhaus im nahen Krems/Donau. Meist treffe ich dort zehn oder mehr Patienten aus meinen beiden Pfarrgemeinden. Dabei begegne ich den unterschiedlichsten Situationen. Es reicht von kleinen Eingriffen, über Unfälle bis hin zu schweren Operationen, Krebsbehandlungen oder Aufenthalt in der Palliativstation.

 

Bei vielen ist es unser erstes persönliches Gespräch. Ich hinterlasse dann nicht nur einen Krankenbrief, sondern frage auch: „Darf ich Ihnen den Krankensegen geben?“ Früher, gebe ich zu, war ich scheuer und hab meist die Frauen gefragt, die Männer aber nicht. Jetzt frag ich alle. Und ich habe dabei noch nie eine Ablehnung bekommen, sondern im Gegenteil dankbare Annahme.

 

Dass Krankheit Routine und manche harte Schale aufbrechen kann, weiß ich aus eigenem Erleben und Erleiden. Da werden wir zugänglicher. Beim Segnen mit einem schlichten Gebet für Stärkung und Heilung kann das Herz berührt werden. Das tut gut. Auch Sie können Kranke segnen: allerdings braucht es Einfühlsamkeit und das Einverständnis. Jetzt denke ich an alle Kranken und an jene, die innere Stärkung brauchen – Jesus segne Sie!

 

 

 

 

FREITAG, 2.3.2012   

Wo Segen ist, blüht das Leben auf. Wo Menschen da sind für andere und Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen, dann ist das ein „Segen“. Es dient dem Leben. Das gilt sicher für den heutigen „Familienfasttag“ der Katholischen Frauenbewegung. Und es gilt auch für den „Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen“. Dieser steht unter dem Motto: „Steht auf für Gerechtigkeit“.

 

Solche Initiativen wirken positiv hinein in die Sorge um Frieden und gerechtere Strukturen. Das ist segens-reich.

Dazu passt jenes Zeichen, das für Christinnen und Christen ein unerhört starkes und mahnendes Zeichen ist: das Kreuz.

Der am Kreuz verbindet Himmel und Erde, Mensch und Mensch, Freund und Feind.

Kreuz bedeutet Leiden und Tod, das von Jesus angenommene Kreuz bricht durch zum Leben. –

 

Ein Ehepaar erzählte mir kürzlich von der Krebserkrankung eines der beiden vor vier Jahren. Sie sagten mir: „Seit der schweren Krankheit können wir sagen: Unser Glaube, besser: unser Vertrauen ist gewachsen. Wir sind in Seiner, in Gottes Hand“. Wow – da hab ich geschluckt.

 

Kreuze aller Art sind präsent, viele tragen es auch um den Hals. Sie bedeuten vor allem eines: in diesem Zeichen bist Du gesegnet!

 

 

 

 

SAMSTAG, 3.3.2012

Auch an diesem Morgen hören wir Wünsche wie:

Guten Morgen! Alles Gute für heute! Gute Besserung! Etc. Ich finde, dass in jedem ehrlichen Wunsch, der aus dem Herzen kommt, wärmende und stärkende Kraft steckt: ich könnte fast sagen: Segenskraft!

 

In der Seelsorge in den Pfarren Mautern und Rossatz in der Wachau entwickeln wir verschiedene Segensangebote. Und das Echo ist stark: Am Valentinstag die Segnung der Liebenden oder der Ehejubilare, zu Lichtmess die Segnung der Täuflinge des vergangenen Jahres und ihrer Familien. Neu begonnen haben wir ein Engelsfest mit der Segnung der Engel, die immer präsenter sind in vielen Wohnungen. Die jährliche Tiersegnung ist eine besondere Freude, usw. „Besteht da nicht die Gefahr einer Segnungsinflation?“, hat mich jemand gefragt. Ja, wenn das nur ein oberflächlicher Zauber ist.

Wo aber Menschen spüren: es geht um mich und Gott in meinem Leben, geht der Segen tief. Das habe ich auch bei der Eröffnung auf unserem Sportplatz erlebt. Seit damals ist auf dem Transparent unter der Matchuhr zu lesen: „Gott ist ein Fan von Dir! Bei Ihm hast Du immer ein Leiberl!“

Er ist auch ein Fan von Ihnen. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen alles Gute, Gottes Segen!