Motive - Aus dem Evangelischen Leben

Sonntag, 11. 01. 2009, 19.05 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1

 

 

"Judenfreund und Judenhasser" - Martin Luther und sein Verhältnis zu den Juden.

Eine Zusammenfassung eines Vortrags des Evangelischen Kirchenhistorikers Rudolf Leeb am Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung in Wien. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

 

Juden sind Kinder des Teufels, die stehlen, morden und ihren Kindern das gleiche beibringen.“

„Diese Taugenichtse und Ausplünderer sind keiner Gnade und keines Mitleids wert.“

„Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen, ich taufe Dich im Namen Abrahams.“

 

Derartige Zitate des Reformators Martin Luther sind keine Einzelfälle. Besonders das Spätwerk Martin Luthers trägt starke judenfeindliche Züge. Im Gesamtwerk Martin Luthers nimmt die Judenfrage keinen zentralen Stellenwert ein.

 

Dennoch: es ist höchst bemerkenswert, dass sich der große Reformator immer wieder mit der Rolle der Juden im ausgehenden Mittelalter beschäftigt hat. Und das in einer Art und Weise, dass heutige Historiker von blankem und zutiefst hasserfülltem Antisemitismus sprechen, was das Spätwerk Luthers betrifft.

 

Hat er in seinem Frühwerk noch von Toleranz und Freundschaft den Juden gegenüber gesprochen, so hat sich dies im Spätwerk radikal verändert. Und es muss ein traumatisches Schlüsselerlebnis in Luthers Leben gegeben haben, das zu dieser extremen Judenfeindlichkeit geführt hat. Worüber die Historiker bis heute aber nur spekulieren können. Besonders den Nazis haben die aggressiven antijüdischen Zitate Luthers in die Hände gespielt. Immer wieder ist Luther als Rechtfertigung ihrer verbrecherischen Judenpolitik herangezogen worden. Bis hin zur Massenvernichtung der Juden.

 

Gestaltung: Wolfgang Slapansky