Motive - Aus dem Evangelischen Leben

Sonntag, 02. 01. 2011, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1

 

 

 

„Können Kirchen heute noch Zeichen der Hoffnung sein?“ – Margot Käßmann über eine notwendige Kontrastgesellschaft

 

 

Ein neues Jahr wird oft auch von existentiellen Fragen eingeläutet: Was wird auf die Einzelne, den Einzelnen zukommen, was auf die Gesellschaft? Was kann angesichts von persönlichen und allgemeinen Katastrophen, angesichts von Umweltzerstörung, Terrorismus und Arbeitslosigkeit Hoffnung ermöglichen? Margot Käßmann, die wohl bekannteste Pastorin Deutschlands, sieht unbeirrt ein Hoffnungspotential in den Kirchen. Freilich nur, wenn diese den Mut haben, die Stimme auch da zu erheben, wo es unbequem ist, nonkonformistisch, anstößig. „Wann immer die Kirche sich allzu leicht arrangiert hat mit dem Vorfindlichen, mit der Macht, mit Gewalt, ist sie abgerückt von ihrer Berufung, eine Kontrastgesellschaft zu zeichnen“, sagt die frühere Bischöfin und Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, die selbst einen unbequemen Weg gewählt hat. Weil sie als Autolenkerin alkoholisiert gefahren und dabei erwischt worden war, ist sie aus ihren hohen evangelischen Leitungsämtern geschieden. Sie sagt es vor 6000 Menschen auf dem Ökumenischen Kirchentag in München und erinnert daran, dass „der gekreuzigte Christus“ das Hoffnungszeichen für die Leidenden dieser Welt sein kann, dass in „Gottes Reich, wie man im Lukasevangelium liest, die Gewaltigen vom Thron gestoßen, die Niedrigen erhoben und die Hungrigen mit Gütern gefüllt werden.“ Das sei, so Käßmann, nach wie vor eine theologische Ausgangsposition mit Blick auf die Rolle der Kirche in Zeit und Gesellschaft: Für die Befreiungstheologie in Südamerika ebenso wie für die politische Theologie in Europa. 

Gestaltung: Martin Gross