Motive - Aus dem Evangelischen LebenSonntag, 22. 05. 2011, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1
„Kreuzwege“ – Protestanten und Slowenen in Kärnten
Die
Zwischenkriegszeit des vorigen Jahrhunderts war in Unterkärnten von
umwälzenden Ereignissen gekennzeichnet. Während südslawische Völker
ihren eigenen Staat Jugoslawien gründeten, sollten die Kärntner
Slowenen und Sloweninnen darüber abstimmen, ob sie sich dem neuen
Staat anschließen oder als Minderheit in Österreich bleiben wollten.
Im selben Zeitraum, um 1926, wurden "reichsdeutsche" Siedler in
Kärnten angesiedelt, die überwiegend aus protestantischen Ländern
kamen. Sie sollten die „heimattreuen Belange“ in Kärnten vertreten
und Grund und Boden „deutsch erhalten“. Auch die Siedler erlebten
sich in ihrer neuen, völlig unbekannten Situation als Minderheit.
All diese Konflikte spielten sich noch vor dem Anschluss an
Hitlerdeutschland ab – in einer Zeit, die die gegensätzliche
sprachliche und ideologische Orientierung der beiden Gruppierungen,
den katholischen Slowenen und den protestantischen
„Nationalsozialisten“, wie man sie bezeichnete, nur noch deutlicher
macht. Die historisch eher dürftigen Berührungspunkte der beiden
Gruppierungen und die relativ junge Solidarität zwischen der
Volksgruppe der Slowenen/innen und den Kärntner Protestanten/innen
zeichnet das Projekt „Protestanten und Slowenen in Kärnten“ der
Evangelischen Akademie Kärntens und des Kärntner Volksgruppenbüros
nach. Es zeigt, dass gemeinsame Schicksale den Dialog fördern und
dazu beitragen können, traditionell geprägte Stereotype und enge
Grenzen zu überwinden.
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