Motive - Glauben und Zweifeln

Sonntag, 07. 08. 2011, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1

 

 

 

„Spät, aber doch“ – Eine evangelische Entschädigungsgeschichte

 

 

Die 91-jährige Trude Bibring ist in Neunkirchen in Niederösterreich aufgewachsen und lebt heute in Israel. Verwandte von ihr, das jüdische Ehepaar Reininger, waren bis 1938 im Besitz eines Teiles des heutigen Pfarrhauses der evangelisch-lutherischen Pfarrgemeinde Neunkirchen, zu dem auch ein großes Grundstück gehörte. Unter dem Druck der Nationalsozialisten verkauften die Reiningers Haus und Grundstück an die evangelische Kirche. 1942 wurden sie deportiert und ermordet. Nach dem Krieg hielt man eventuelle Erben für tot oder verschollen. Die evangelische Kirche leistete eine Entschädigungszahlung an die staatliche „Sammelstelle A für erbloses jüdisches Vermögen“.

 

Doch es gab eine Überlebende, nämlich die Nichte der Reiningers, Trude Bibring. Als diese vor etwas mehr als 10 Jahren um eine Entschädigung bat, lehnte die evangelische Kirche ab – schließlich hatte sie ja schon bezahlt. Geld, von dem Trude Bibring freilich nie etwas zu Gesicht bekommen hatte. Erst nach langen Verhandlungen und Recherchen, in deren Verlauf das schreckliche Schicksal der Familie Reininger zutage trat, konnten ein Weg der Verständigung gefunden und eine finanzielle Entschädigung geleistet werden.

 

Im Rahmen der Aktion „Stolpersteine“ wurden Anfang Juli in Erinnerung an die Familie Reininger vor dem evangelischen Pfarrhaus in Neunkirchen zwei „Stolpersteine“ verlegt. Trude Bibring war aus diesem Anlass in ihrem Heimatort Neunkirchen zu Besuch.
Gestaltung: Astrid Schweighofer