Motive - Glauben und ZweifelnSonntag, 06. 05. 2012, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1
Martin Walsers Nachdenken über die Rechtfertigung
Walsers Streitschrift zeige deutlich, dass eine zeitgeistige
Spiritualität und der neue Atheismus beinahe identisch seien. Und er
mache deutlich, dass mit dem Verlust Gottes zugleich auch die Frage
nach Rechtfertigung verlorengegangen sei. "Eine Gesellschaft, der
die Rechtfertigungsproblematik in ihrer radikalen religiösen
Dimension, wie sie allen voran bei Paulus, dann bei Augustin, Luther
und Calvin durchbuchstabiert wird, abhanden gekommen ist, verfällt
dem Irrtum, es genüge zur Rechtfertigung der eigenen Person, Recht
zu haben. Das Rechthaben aber gerät zur Rechthaberei." Insofern sei
Luthers Frage nach dem gnädigen Gott auch radikaler als die Frage
nach der Existenz Gottes.
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