1938 - Kirche im Kulturkampf
"Haben wir aus 1938 gelernt?" Siebzig Jahre nach dem Anschluss an
Hitler-Deutschland hat kürzlich ein Podiumsgespräch zu dieser Frage
im Stift Herzogenburg in Niederösterreich stattgefunden. Der Titel
der Veranstaltung lautete: "1938 - Kirche im Kulturkampf".
Es
diskutierten die beiden Zeitzeugen, der Sänger und Buchautor Kurt
Dieman-Dichtl und Kammerschauspieler Fritz Muliar, sowie der
Journalist Dieter Kindermann und Petrus Stockinger, ein junger
Augustiner-Chorherr vom Stift Herzogenburg. In diesem Beitrag hören
Sie eine Zusammenfassung der Diskussion.
Gestaltung: Andreas
Mittendorfer
Der "Stall" im Erzbischöflichen Palais - Die
Hilfsstelle für nichtarische Katholiken
Im
sogenannten "Stall", in den Räumen der ehemaligen Stallungen befand
sich von 1940 bis 1945 die "Hilfsstelle für nichtarische
Katholiken". Diese Hilfsstelle ist von Kardinal Innitzer ins Leben
gerufen worden. Sie hatte die Aufgabe Juden, die zum Katholizismus
übergetreten sind, zu unterstützen. In einer Zeit, als den Juden
durch die Nationalsozialisten die elementarsten Menschenrechte
aberkannt worden waren.
Die Hilfsstelle für nichtarische Katholiken war die einzige
Anlaufstelle für zum Katholizismus konvertierte Juden. Es waren im
Laufe der Jahre einige Tausend Juden, die hier Hilfe jeglicher Art
bekamen. Materielle Hilfe, Hilfe bei Arztbesuchen oder ähnliches,
und schließlich Hilfe in Form von Trost, Hoffnung und Geborgenheit.
Und so lange es noch ging, sind Ausreisedokumente besorgt worden.
Die Hilfsstelle ist unter strenger Beobachtung der Nazis gestanden,
aber nie aufgelöst worden. Als die meisten Juden nach Theresienstadt
und in die Konzentrationslager deportiert worden waren, hielt die
Hilfsstelle brieflichen Kontakt zu ihnen, soweit dies möglich war.
Auch Pakete mit Nahrungsmitteln und Kleidung wurden von Wien aus
verschickt. Seit Donnerstag erinnert eine Gedenktafel im Hof des
Erzbischöflichen Palais an die von Kardinal Innitzer initiierte
Hilfsstelle.
Gestaltung: Kenny Lang und
Wolfgang Slapansky
Gedenken an November-Pogrom 1938
Vor 70 Jahren - in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 - kam
es im ganzen "Dritten Reich" zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen
Juden und ihre Einrichtungen. Die christlichen Kirchen gedachten
dieses Jahrestages mit ihrem traditionellen ökumenischen
Gottesdienst in der Wiener Ruprechtskirche. Im Anschluss besuchten
Kardinal Christoph Schönborn, Metropolit Michael Staikos und Bischof
Michael Bünker die Gedenkveranstaltung der Israelitischen
Kultusgemeinde, wo Präsident Ariel Muzicant eine klare Abgrenzung
gegenüber dem rechten Extremismus forderte.
Gestaltung: Kenny Lang und
Markus Veinfurter