Praxis - Religion und Gesellschaft

Montag, 10. 11. 2008, 21.01 Uhr - 21.30 Uhr
im Programm Österreich 1

 

 

 

1938 - Kirche im Kulturkampf

"Haben wir aus 1938 gelernt?" Siebzig  Jahre nach dem Anschluss an Hitler-Deutschland hat kürzlich ein Podiumsgespräch zu dieser Frage im Stift Herzogenburg in Niederösterreich stattgefunden. Der Titel der Veranstaltung lautete: "1938 - Kirche im Kulturkampf".

Es diskutierten die beiden Zeitzeugen, der Sänger und Buchautor Kurt Dieman-Dichtl und Kammerschauspieler Fritz Muliar, sowie der Journalist Dieter Kindermann und Petrus Stockinger, ein junger Augustiner-Chorherr vom Stift Herzogenburg. In diesem Beitrag hören Sie eine Zusammenfassung der Diskussion.

Gestaltung: Andreas Mittendorfer

 

 

Der "Stall" im Erzbischöflichen Palais - Die Hilfsstelle für nichtarische Katholiken

Im sogenannten "Stall", in den Räumen der ehemaligen Stallungen befand sich von 1940 bis 1945 die "Hilfsstelle für nichtarische Katholiken". Diese Hilfsstelle ist von Kardinal Innitzer ins Leben gerufen worden. Sie hatte die Aufgabe Juden, die zum Katholizismus übergetreten sind, zu unterstützen. In einer Zeit, als den Juden durch die Nationalsozialisten die elementarsten Menschenrechte aberkannt worden waren.

Die Hilfsstelle für nichtarische Katholiken war die einzige Anlaufstelle für zum Katholizismus konvertierte Juden. Es waren im Laufe der Jahre einige Tausend Juden, die hier Hilfe jeglicher Art bekamen. Materielle Hilfe, Hilfe bei Arztbesuchen oder ähnliches, und schließlich Hilfe in Form von Trost, Hoffnung und Geborgenheit. Und so lange es noch ging, sind Ausreisedokumente besorgt worden.

Die Hilfsstelle ist unter strenger Beobachtung der Nazis gestanden, aber nie aufgelöst worden. Als die meisten Juden nach Theresienstadt und in die Konzentrationslager deportiert worden waren, hielt die Hilfsstelle brieflichen Kontakt zu ihnen, soweit dies möglich war. Auch Pakete mit Nahrungsmitteln und Kleidung wurden von Wien aus verschickt. Seit Donnerstag erinnert eine Gedenktafel im Hof des Erzbischöflichen Palais an die von Kardinal Innitzer initiierte Hilfsstelle.

Gestaltung: Kenny Lang und Wolfgang Slapansky

 

 

Gedenken an November-Pogrom 1938

Vor 70 Jahren - in der Nacht vom 9. auf den 10. November  1938 - kam es im ganzen "Dritten Reich" zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden und ihre Einrichtungen. Die christlichen Kirchen gedachten dieses Jahrestages mit ihrem traditionellen ökumenischen Gottesdienst in der Wiener Ruprechtskirche. Im Anschluss besuchten Kardinal Christoph Schönborn, Metropolit Michael Staikos und Bischof Michael Bünker die Gedenkveranstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde, wo Präsident Ariel Muzicant eine klare Abgrenzung  gegenüber dem rechten Extremismus forderte.

Gestaltung: Kenny Lang und Markus Veinfurter